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Tiere: Bunte Kühlerhaube

Riesentukane nutzen ihre großen Schnäbel als Klimaanlage.

Riesentukane haben eine große Klappe. Bezogen auf den Rest des Körpers sind ihre Schnäbel eindeutig die größten im Reich der Vögel. Warum die in Südamerika beheimateten Tiere solch überdimensionale Körperteile hervorbringen, dazu gibt es mehrere Erklärungen: Es könnten Schmuckstücke sein, um Konkurrenten auszustechen, doch auch beim Pflücken und Auspressen großer Früchte sind sie hilfreich.

Glenn Tattersall von der kanadischen Brock-Universität und seine brasilianischen Kollegen zeigen nun, dass die Vögel ihre Riesenschnäbel auch als Klimaanlage benutzen. Je höher die Außentemperatur steigt, umso mehr Blut pumpen die Tiere in die oberflächennahen Gefäße der prächtigen Körperteile. Auf diese Weise wird die innere Wärme effektiv an die Umgebung abgegeben, zeigen Aufnahmen einer Wärmebildkamera. Der Schnabel ist dafür besonders geeignet, weil er einerseits eine große Fläche hat, aber nicht von einem isolierenden Federkleid bedeckt ist, schreiben die Forscher im Fachmagazin „Science“ (Band 325, Seite 468).

Zwischen 30 und 60 Prozent der gesamten Wärmeabgabe erfolgt normalerweise über die orange-gelben Kühler, ergaben die Messungen an sechs Versuchstieren. Bei geringen Außentemperaturen können sie den Blutfluss so weit reduzieren, dass die Wärmeabgabe am Schnabel fast null ist. Bei großer Anstrengung, etwa beim Fliegen, wiederum geben die Tiere dort für kurze Zeit sogar den gesamten Wärmeüberschuss an die Umwelt ab. Das können bis zu fünf Watt sein, was immerhin das Vierfache jener Wärmemenge entspricht, die Riesentukane in Ruhephasen produzieren.

Wie Tattersall und seine Kollegen schreiben, sind die Schnäbel ihrer Forschungsobjekte in ihrer Kühlleistung durchaus mit Elefantenohren vergleichbar. Den Dickhäutern nutzen die mehrere Quadratmeter großen, ebenfalls gut durchbluteten Hautlappen nämlich auch zur Temperaturregelung. Indem sie mit den Ohren wedeln entsteht ein Luftzug, der zusätzliche Kühlung verschafft.

Kritisch für alle Lebewesen wird es jedoch, wenn die Außentemperatur nahe der Körpertemperatur kommt. Dann funktioniert das Wärmetauscherprinzip kaum noch. Den Tieren bleibt – außer der Suche nach einem schattigen Fleck und minimaler Bewegung – nur die Verdunstungskühlung: Wenn Schweiß oder Wasser nach einem Bad auf der Haut verdampft, wird der Umgebung Wärme entzogen, um die Flüssigkeit in einen gasförmigen Zustand zu überführen. So kann der Körper einen Teil der angestauten Hitze loswerden. 

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