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Rennen zum Studienplatz. Studierende der HAWK Hildesheim bauten in diesem Jahr für ein Projekt einen Rennboliden aus Papier. An Hochschulen außerhalb Berlins ist der Numerus clausus oft leichter zu überwinden.

© obs/Bosch Power Tools

Tipps für Abiturienten: Der beste Weg zum Studienplatz

Noch bis kommenden Montag laufen die Bewerbungen für NC-Fächer. Wie überspringt man den NC? Sind die Chancen außerhalb Berlins höher? Wir bringen Tipps für Studierwillige.

Es geht in den Endspurt für alle, die zum Wintersemester ihr Studium aufnehmen wollen. Noch bis kommenden Montag nehmen die Hochschulen Bewerbungen für zulassungsbeschränkte Fächer entgegen. Viele Abiturienten überlegen bis zum Schluss, für welchen Studiengang sie sich entscheiden sollen. „Der größte Schwung der Bewerbungen kommt erfahrungsgemäß in den letzten zwei Wochen“, sagt Michael Kramp, Vizepräsident für Studium an der Beuth-Hochschule im Wedding. Die Konkurrenz um Studienplätze in Berlin ist besonders groß, ist die Hauptstadt doch bei Bewerberinnen und Bewerber aus der gesamten Republik außerordentlich beliebt.

Könnte sich die Lage im Vergleich zum vergangenen Jahr dennoch etwas entspannen? Schließlich drängte 2012 in Berlin ein doppelter Abiturjahrgang an die Unis. Dieses Jahr ist es wieder nur eine Kohorte. Auf diesen Effekt sollten Bewerber aber kaum hoffen. „Wir rechnen mit einer Konsolidierung auf hohem Niveau“, heißt es etwa aus der TU. So seien viele Abiturienten des vergangenen Jahres erst einmal ins Ausland gegangen oder hätten ein freiwilliges soziales Jahr eingelegt – und würden sich daher erst jetzt bewerben. Zudem kommt in diesem Jahr aus dem großen Nordrhein-Westfalen ein doppelter Abiturjahrgang. Wir geben Tipps für die heiße Bewerbungsphase.

Was für die Fachwahl ausschlaggebend ist

Die eigenen Stärken entscheiden

Studienbewerber sollten die verbleibende Zeit nutzen, sich sorgfältig über mögliche Studiengänge zu informieren, sagt TU-Studienberaterin Anne Käther: „Bei der Studienwahl ist es ein bisschen wie mit einer Beziehung – man wählt auch nicht die erstbeste Person.“ Entscheidend seien die eigenen Stärken und Interessen. Wer sich darüber nicht ganz im Klaren ist, kann in onlinebasierten Tests herausfinden, welches Fach passen könnte. Die FU bietet „Online-Studienfachwahl-Assistenten“ für Politik- und Sozialwissenschaften, Jura, BWL und Geowissenschaften an. Auf der Webseite der RWTH Aachen können Bewerber ein „Self Assessment“ durchlaufen, das Stärken und Schwächen offenlegt und über die Anforderungen verschiedener Studienfelder aufklärt. Von Arbeitsmarktperspektiven sollten sich Bewerber dagegen weniger stark leiten lassen, rät Klaus Scholle, der das Büro „Studieren in Berlin und Brandenburg“ an der FU leitet: „Wie der Arbeitsmarkt aussieht, wenn heutige Erstsemester mit dem Studium fertig sind, kann keiner seriös vorhersagen.“

Einen guten Abiturschnitt mitbringen

Die Hürde Numerus clausus (lateinisch für „geschlossene Zahl“) haben die Berliner Hochschulen immer noch vor fast allen Fächern aufgebaut. Sie vergeben dort eine begrenzte Zahl an Studienplätzen. Dabei entscheidet der Abiturschnitt über die Auswahl. Im vergangenen Jahr war etwa an der HU für Jura mindestens eine 1,7 erforderlich, für Germanistik eine 1,6. Der NC steht nicht vorher fest, sondern richtet sich nach der Zahl der Bewerber und deren Noten. Wollen also viele Abiturienten mit sehr guten Noten in ein Fach, ist der NC entsprechend scharf.

An vielen Hochschulen können Bewerber Pluspunkte sammeln, wenn sie weitere Kriterien vorweisen. Es zählen zum Beispiel bestimmte Leistungskurse oder eine Berufsausbildung. Zu große Hoffnungen sollten Bewerber aber nicht auf diese Kriterien setzen. „Ein mittelmäßiges Abitur wird dadurch vielleicht etwas weniger mittelmäßig, aber nicht gut“, sagt Klaus Scholle. Denn den Abiturschnitt müssen die Unis bei der Auswahl ihrer Bewerber am stärksten gewichten.

Vorabquoten erfüllen

Einen Vorteil haben in Berlin alle Abiturienten, die zum Ende der Bewerbungsfrist noch keine 18 sind und in Berlin oder Brandenburg bei ihren Eltern oder anderen Sorgeberechtigten wohnen. Für sie müssen laut Hochschulzulassungsverordnung fünf Prozent der zulassungsbeschränkten grundständigen Studienplätze unabhängig von den Noten reserviert werden.

Die Minderjährigen werden allerdings nicht in allen Studiengängen bevorzugt. So weist die Fachhochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) darauf hin, dass die Quote nicht für die dualen Studiengänge gilt. Denn hier haben die jeweiligen Betriebe und Behörden das Recht, die Bewerber nach eigenen Kriterien auszuwählen. Zudem gibt es Studiengänge, die auf einer Kooperation mit anderen Hochschulen beruhen, wie der Studiengang International Business, den die HWR zusammen mit Cambridge anbietet. Auch hier gilt die Vorabquote nicht.

Bewerber berichten, dass sie nicht an allen Hochschulen gut über die Minderjährigenquote beraten werden – offensichtlich, weil diese noch relativ neu ist. Die TU betont aber, dass sie in den Onlinebewerbungsformularen auf Vorabquoten hinweist. Vorabquoten gibt es für weitere Studierendengruppen wie Härtefälle oder Zweitstudienbewerber.

Wann es sich lohnt aufs Studium zu warten

Aufs Studium warten

Einen Teil ihrer Plätze (zwischen 20 und im Fall der TU sogar 50 Prozent) vergeben Hochschulen an Bewerber, die Wartesemester gesammelt haben – eine Chance zumal für Abiturienten mit einem schwächeren Notenschnitt. Je nach Uni und Fach variiert die Wartezeit: Von einigen wenigen Semestern bis zu 16 Semestern, die man im vergangenen Winter für Psychologie an der FU mitbringen musste. Als Wartezeit zählt jedes Halbjahr ab der Ausstellung des Abiturzeugnisses. Wer für Berliner Hochschulen Wartesemester sammeln will, darf sich in der Zwischenzeit nicht in einem anderen Fach an einer deutschen oder EU-Uni einschreiben.

Ein Fach ohne NC wählen

Wer sich für Natur- und Technikwissenschaften interessiert, hat Glück: In einigen Fächern haben die Berliner Hochschulen den NC aufgehoben. Das gilt zum Beispiel an den drei großen Berliner Unis für Mathematik und Physik. An der Beuth-Hochschule sind neun Bachelor-Fächer NC-frei, an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) fünf. Abiturienten können sich dann unabhängig von ihrem Notenschnitt immatrikulieren. Meistens ist das bis kurz vor Semesterstart möglich. Einschreiben sollten sich in die NC-freien Fächer aber in der Regel nur die, die wirklich daran interessiert sind, sagen Studienberater. Denn der Quereinstieg in ein anderes Fach sei nur selten möglich. Erst recht für Bafög-Empfänger sei das „Zwischenparken“ in einem anderen Fach nicht zu empfehlen, sagt Beuth-Vizepräsident Kramp. Beim Umstieg auf das Wunschfach ist das Bafög dann unter Umständen in Gefahr.

Wie groß die Chancen außerhalb Berlins sind

Einen Platz außerhalb Berlins suchen

Schon etwas außerhalb Berlins sieht die Lage für Bewerberinnen und Bewerber oft besser aus. Zwar ist manch früherer Geheimtipp keiner mehr: Die Uni Greifswald etwa, lange beliebtes Ziel von Berliner NC-Flüchtlingen, hat in wichtigen Fächern inzwischen ebenfalls Zulassungsbeschränkungen erlassen. Dafür bietet die Uni Halle Jura, BWL und die großen Geisteswissenschaften NC-frei an, an der BTU Cottbus-Senftenberg sind viele technische Fächer zulassungsfrei. Auch an vielen westdeutschen Hochschulen ist der NC zumindest deutlich problemloser zu knacken als in Berlin. „In Paderborn und Gießen bekommt man viel leichter einen Platz“, sagt Klaus Scholle und empfiehlt Berliner Abiturienten: „Guckt über den Tellerrand! Ortsmobilität ist der beste Weg zum Studienplatz.“

An jeder Uni müssen sich Abiturienten dabei einzeln bewerben – was die Sache mühsam macht. Abhilfe soll eigentlich „Hochschulstart.de“ schaffen, ein bundesweit einheitliches Portal für die Unibewerbung, das Mehrfachbewerbungen schnell abgleichen soll. Doch seit Jahren kommt das 15 Millionen Euro teure Projekt nicht richtig in die Gänge. Zu diesem Wintersemester ist die Zahl der teilnehmenden Hochschulen immerhin auf rund 50 gestiegen. Nur die Uni Bremen ist allerdings mit ihrem gesamten Studienangebot vertreten, während viele andere Hochschulen einzelne Fächer eingestellt haben. Insgesamt laufen so derzeit 176 Studiengänge über das Portal – ein Bruchteil der bundesweit knapp 5000 grundständigen NC-Studiengänge. Von den großen Berliner Unis nehmen nur die FU und die TU mit vier beziehungsweise sieben Studiengängen teil. Aus der FU heißt es, das sei als „Pilotprojekt“ zu verstehen. Die HU wird dagegen erst zum kommenden Sommer teilnehmen.

Für Studienbewerber könnte das die Lage eher komplizierter machen: Bei einigen wenigen Fächern müssen sie sich jetzt erst über „Hochschulstart.de“ anmelden, beim großen Rest dagegen wie gehabt direkt über die gewünschte Uni gehen. Womöglich müssen sie künftig sogar etwas für die Bewerbung über das Portal zahlen. Ab 2015 sollen sich die Hochschulen an der Finanzierung des Portals beteiligen, das könnte wiederum auf Bewerber abgewälzt werden. Es steht also weiter in den Sternen, ob das Portal wirklich einmal die Unizulassung in Deutschland entscheidend erleichtern wird.

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