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TU Berlin: TU-Sprachbörse in Gefahr?

Ob Spanisch oder Hindi: Knapp 5000 Studierende belegen jedes Jahr einen Kurs an der TU-Sprachbörse. Jetzt befürchten die Mitarbeiter die Schließung. Die Universität dementiert.

Die Sprach- und Kulturbörse der Technischen Universität Berlin (TU) schlägt Alarm. Das TU-Präsidium wolle die studentische Einrichtung zum Wintersemester schließen, erklärten Mitarbeiter am Freitag. Die Börse wurde 1990 von Studierenden gegründet und ist bis heute ein selbstverwaltetes Projekt. Und das mit großem Erfolg: Über 100 Dozenten unterrichten jährlich rund 4800 Teilnehmer in 600 Kursen und über 30 Sprachen.

Doch seit 2008 fehlt ein wissenschaftlicher Betreuer. Damals wurde der Mitbegründer Ulrich Steinmüller, Professor für Deutsch als Fremdsprache, emeritiert. Sein Nachfolger, Torsten Schlak, habe 2009 das Erbe Steinmüllers nicht antreten wollen, sagt Sebastian Pink, Dozent an der Sprachbörse und Sprecher des Mitarbeiterplenums. Seitdem suche die TU nach einer Lösung – bislang vergebens. Jetzt habe TU-Präsident Jörg Steinbach die Schließung angekündigt, heißt es.

Dieser Darstellung widerspricht Ingo Einacker, Leiter des Präsidialamtes der TU: „Niemand hat die Absicht, die Sprach- und Kulturbörse zu schließen“, sagte er dem Tagesspiegel auf Anfrage. Vielmehr wolle die TU das Angebot „in die Strukturen der Universität überführen“. Aufgrund der Größe der Sprachbörse stießen die Möglichkeiten der studentischen Selbstverwaltung an ihre Grenzen. Es gehe dem TU-Präsidium darum, das erfolgreiche Projekt „strukturell abzusichern“ und Rechtssicherheit für die Mitarbeiter zu gewährleisten.

Dazu gebe es zwei Varianten, sagt Einacker: Zum einen könnte das Projekt in die Zentraleinrichtung Moderne Sprachen (ZEMS) der TU eingegliedert werden, zum anderen könnte ein Trägerverein für die Sprach- und Kulturbörse gegründet werden. Die Gespräche darüber sollten Mitte September fortgesetzt werden, wenn TU-Präsident Steinbach und der zuständige Mitarbeiter aus dem Urlaub zurückgekehrt seien.

Die Mitarbeiter der Sprach- und Kulturbörse halten an ihrem Protest gegen eine drohende Schließung fest. „Alles, was uns angeboten wurde, hat die faktische Schließung zur Folge“, sagt die studentische Koordinatorin Iris Dana. Eine Anpassung des Kursprogramms der Börse an das der ZEMS würde dazu führen, dass Kurse in kleineren Sprachen wie Hindi oder Thailändisch gestrichen werden können. Bedroht wären auch Angebote in populären Sprachen wie Spanisch auf höherem Niveau. Zudem sei die Übernahme der Sprachenlehrer in die Tarife der ZEMS „nicht durchgerechnet“, sagt Dozent Sebastian Pink. Ein Aus für die Börse würde die wirtschaftliche Existenz etlicher nichtstudentischer Mitarbeiter gefährden.

Weit über die TU hinaus ist die Sprach-und Kulturbörse vor allem für ihr breites Angebot bekannt: Neben Deutsch für Ausländer und anderen weit verbreiteten Sprachen werden etwa auch Bulgarisch, Finnisch, Georgisch, Litauisch und Persisch unterrichtet. Es gibt klassische Sprachkurse in der Gruppe – 40 Stunden kosten in der Regel 82 Euro –, Intensivkurse in den Semesterferien, Einzelunterricht und kostenlose Sprachtandems. Angeboten werden auch Kulturveranstaltungen und Diskussionsrunden, Exkursionen und das „Sprachcafé“.

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