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TURNERS Thesen: Beim Publizieren ist weniger mehr

Na endlich! Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) will dem Prinzip „Qualität statt Quantität“ im Publikationswesen Vorrang verschaffen.

Na endlich! Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) will dem Prinzip „Qualität statt Quantität“ im Publikationswesen Vorrang verschaffen. So soll die Publikationsflut bei Förderanträgen und Abschlussberichten eingedämmt werden. Damit soll ein Umdenken in der Wissenschaftsförderung eingeleitet werden. Die rein zahlenmäßigen Kriterien zur Leistungsbeurteilung von Forschern hätten die „Vielschreiberei“ begünstigt. In schlechter Erinnerung sind noch die geplatzten Publikationslisten aus Göttingen. Wissenschaftler der dortigen Universität hatten versucht, mit Falschangaben zu Manuskripten in Publikationslisten Fördermittel der DFG zu erhalten. So hatte ein Wissenschaftler in den Listen, die einem Antrag auf Förderung an die DFG beigefügt waren, bis dahin noch nicht fertiggestellte Manuskripte aufgeführt.

Um im Wissenschaftsbetrieb erfolgreich zu sein, müssen möglichst umfangreiche Publikationslisten vorgelegt werden. Mehr und mehr gilt das Prinzip „publish or perish“. Schon nach dem Fall Göttingen wurde gefordert, dass die Spitzenorganisationen der Wissenschaft darauf dringen sollten, dass extreme Auswüchse dieses Systems unterbleiben. Vor allem sollte der Druck auf junge Wissenschaftler genommen werden.

Der Zwang zum Publizieren hat noch eine andere unheilvolle Quelle des Ärgernisses: Fragwürdige Methoden des Ranking addieren die Veröffentlichungen und schließen daraus auf die Forschungsleistung von Wissenschaftlern. Solche rein quantitative Betrachtungsweisen sind zwar bequem, letztlich aber wissenschaftsfeindlich. Dabei ist nicht zu verkennen, wie kompliziert es ist, inhaltlich begründete Beurteilungen abzugeben.

Vielleicht ist die jüngste Initiative der DFG auch in einer anderen Hinsicht hilfreich: Was geschrieben wird, will auch gelesen werden. Die Flut von Publikationen ist in manchen Disziplinen nicht mehr überschaubar – als Folge nicht nur des Zwangs zum Veröffentlichen, sondern auch wegen der rasant angestiegenen Zahl von Wissenschaftlern, dies wiederum als Ergebnis des Ausbaus der Hochschulen. Wenn nur wirklich Neues publiziert würde und nicht zu oft verschiedene Aufgüsse desselben Konzentrats, wäre schon eine Menge gewonnen.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-mail schicken: g.turner@tagesspiegel.de

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