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TURNERS Thesen: Berlin erwartet zu viel vom Senator

Im Prinzip ist es ja einleuchtend, wenn die Zuständigkeit für Hochschulen und Schulen gemeinsam bei einer Senatsverwaltung gebündelt ist. Der Übergang vom Gymnasium auf die Universität berührt beide Sektoren, die Klage über nicht hinreichend für das Studium vorbereitete Schüler erreicht den für beide Bereiche zuständigen Senator.

Im Prinzip ist es ja einleuchtend, wenn die Zuständigkeit für Hochschulen und Schulen gemeinsam bei einer Senatsverwaltung gebündelt ist. Der Übergang vom Gymnasium auf die Universität berührt beide Sektoren, die Klage über nicht hinreichend für das Studium vorbereitete Schüler erreicht den für beide Bereiche zuständigen Senator. Eine Koordination aller Probleme müsste leichter möglich sein als bei getrennten Ressorts.

Die Wirklichkeit sieht anders aus. Der Knackpunkt ist dabei nicht so sehr, welche Ressorts miteinander gebündelt werden, selbst wenn die Schwierigkeiten in der Kombination mit Kultur noch in Erinnerung sein dürften. Denn es sind nicht die großen, weg- und richtungweisenden Entscheidungen, die das Zeitbudget eines jeden Amtsträgers überstrapazieren; es sind die Einzelfragen, mit denen in Berlin bis zur Behördenspitze „durchtelefoniert“ wird. Die Erwartung ist, dass die jeweilige Leitung sich um jedes Detailproblem kümmert.

Niemand in einem Flächenstaat käme auf die Idee, dass der zuständige Landesminister jährlich ein Mal bei jeder Hochschule „vor Ort“ erscheinen müsse. In Berlin wird das pro Monat erwartet. Es ist gewiss hilfreich, wenn das politisch verantwortliche Mitglied einer Landesregierung die Sorgen der zum Zuständigkeitsbereich gehörenden Institutionen möglichst konkret kennt und sich einen unmittelbaren Eindruck verschafft. Das geht aber auch beispielhaft, ohne dass jede Institution meint, auch sie müsse speziell von höchster Stelle bedient werden.

In Berlin ist eine solche Erwartung wohl besonders in der Zeit des Inseldaseins gewachsen. Die Wege waren relativ kurz, die Anzahl der zu betreuenden Einrichtungen überschaubar. Mit der Wiedervereinigung ist eine andere Dimension erreicht. Die Vorstellung, Einzelfragen müssten „vom Senat“ geklärt und gelöst werden aber ist geblieben.

Es ist also gar nicht der Zuschnitt des Ressorts, der problematisch ist, sondern die Erwartungshaltung der nachgeordneten Einrichtungen. Solange die Fessel einer festen Zahl von acht Senatsverwaltungen gilt, bleiben aber nur zwei Möglichkeiten: entweder andere Bereiche werden zusammengelegt – aber welche? – oder Hochschule/Schule/Kunst werden immer wieder neu gemischt.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: g.turner@tagesspiegel.de

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