Turners Thesen: Exzellent und hopp - was im Universitäts-Wettbewerb falsch läuft
Strategie bedeutet, die Zukunft im Blick haben. Bei der Exzellenzstrategie ist das nicht immer der Fall. Mit schmerzlichen Folgen, meint unser Kolumnist.
Um die Exzellenzstrategie, früher bekannt als "Exzellenzinitiative", ist es ruhiger geworden. Die Auserwählten profitieren von dem Geldzufluss, die anderen gucken in die Röhre. Aber es kann noch schlimmer kommen, wie ein Beispiel aus Göttingen zeigt.
Als Göttingen im Rahmen der verschiedenen Körungen zwischenzeitlich einmal exzellent war, wurde aus den damit verfügbaren Mitteln das Lichtenberg-Kolleg (Forschungsinstitut – Institute for Advanced Study – in den Geistes- und Sozialwissenschaften) eingerichtet. Nachdem die Universität den Titel verloren hat, wäre ein finanzielles Überleben des Kollegs nur möglich, wenn es aus dem Haushalt der Universität zur Verfügung stehenden Finanzen alimentiert würde. Das aber ist nicht leistbar.
Schnelles Geld, kein langer Atem
Eine solche Situation fürchten auch andere Institutionen, wenn der Exzellenzstatus endet. Solchen Befürchtungen will man begegnen, indem die betreffenden Hochschulen dauerhaft gefördert werden, auch wenn 2026 ein neuer Wettbewerb entschieden werden soll.
Die Universitäten also, die derzeitig das Label tragen, hätten keinen Grund zur Sorge. Das aber zeigt, wie wenig die Exzellenzstrategie zu den Gegebenheiten der Wirklichkeit passt.
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Im Laufe der verschiedenen Entscheidungen hat sich gezeigt, dass für längere Zeit keine verlässlichen Aussagen darüber möglich sind, welche Universitäten „Spitze“ sind. Neben den Auserwählten (LMU und TU München, FU, TU und HU als Berliner Verbund, Aachen, Bonn, Dresden, Hamburg, Heidelberg, Tübingen, Karlsruhe und Konstanz) waren unter anderem Freiburg, Kiel, Köln und Münster in der Endrunde.
Ihre Kurzzeitexzellenzen
Zwischenzeitlich trugen während verschiedener Etappen der Exzellenzinitiative folgende Institutionen den begehrten Titel für kurze Zeit: Freiburg, Göttingen, Bremen. Knapp gescheitert waren Bochum und Mainz.
Noch deutlicher wird, dass längerfristige Aussagen nicht möglich sind, wenn man bedenkt, dass in einem früheren Verfahren Freiburg exzellent war, Tübingen hingegen nicht; in der nächsten Runde war es umgekehrt. Die gleiche Ungereimtheit gab es bei Köln und Bonn. In dem 2019 abgeschlossenen Verfahren wurden 57 Cluster an 34 Universitäten gefördert.
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Auf einer solchen Basis eine Auswahl von elf zu treffen, wie die Vorgabe lautete, lässt außer Acht, dass bei den knappen Vorsprüngen, die man zu sehen glaubte, dauerhaft wirkende Entscheidungen nicht zu verantworten sind.
Selbst der Gutachter kann nicht zwischen gut und sehr gut unterscheiden
Der eigens zur Begutachtung der Exzellenzinitiative bestellte Gutachter hat festgestellt, das eine Unterscheidung zwischen den guten und besten nicht möglich ist. Aber die verantwortlichen Politiker lehnen sich zurück. Man habe doch alles getan, um der deutschen Wissenschaft wieder auf die Beine zu helfen. Die Universitäten lassen sich gefallen, was Wissenschaftsrat und Forschungsgemeinschaft vorgeben. Die Hochschulrektorenkonferenz ist nicht zu vernehmen.
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