zum Hauptinhalt

TURNERS Thesen: Exzellenzfreie Zonen sind riskant

Derzeitig läuft im Rahmen der Exzellenzinitiative das Verfahren zur Auswahl von Universitäten, die wegen ihrer Zukunftskonzepte als Ganze gefördert werden sollen. Neben neun bereits gekürten Einrichtungen bewerben sich sieben weitere darum, von einer Kommission des Wissenschaftsrats und der DFG ausgewählt zu werden.

Derzeitig läuft im Rahmen der Exzellenzinitiative das Verfahren zur Auswahl von Universitäten, die wegen ihrer Zukunftskonzepte als Ganze gefördert werden sollen. Neben neun bereits gekürten Einrichtungen bewerben sich sieben weitere darum, von einer Kommission des Wissenschaftsrats und der DFG ausgewählt zu werden. Insgesamt sollen es bis zu zwölf werden, wobei an höchstens fünf neue gedacht ist. Das hieße, von den neun bisher Auserwählten müssten zwei „absteigen“.

Aus den nördlichen Ländern Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern ist keine Universität im Rennen; ebenso geht es Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Thüringen, Hessen und dem Saarland. Bremen, Rheinland-Pfalz und Sachsen könnten sich, wenn ihre in der Vorauswahl erfolgreichen Universitäten (Bremen, Mainz und Dresden) im nächsten Jahr scheitern, dazugesellen, ebenso Niedersachsen, wenn Göttingen nicht in der 1. Liga bleibt. Das wären mindestens acht, gegebenenfalls zwölf Länder ohne eine Universität mit dem Exzellenzsiegel.

Durch den Sog, verursacht auch durch die finanziellen Sondermittel der Begünstigten, wird es in den Exzellenzuniversitäten zu einer Konzentration führender Wissenschaftler kommen. Bei den zum Rest gehörenden Hochschulen aber tritt eine Verarmung durch Abwanderung ein. Ob das im Sinne des Föderalismus vertretbar ist, mag eine Frage für die Ministerpräsidenten sein.

Auf der anderen Seite ist unbestritten, dass Deutschland gut daran tut, seine Kräfte zu bündeln. Das geht aber durchaus ohne die mit viel Schönfärberei entwickelten Zukunftskonzepte. Wenn Universitäten positiv beschiedene Anträge bei Graduiertenkollegs und Forschungsclustern vorweisen können, lassen sich daraus Schlussfolgerungen auf die Schwerpunkte und die Qualität ableiten, aber nicht mit der fallbeilartigen Folge, wie das bei der Unterscheidung in sogenannte Eliteuniversitäten und dem „Rest“ der Fall ist. Es blieben dann auch die herausragenden Fächer und ihre Vertreter an den Orten erhalten, die heute dort die besondere Attraktivität ausmachen. Solche Gegebenheiten werden mit der Exzellenzinitiative beseitigt und werden wohl als Kollateralschaden in Kauf genommen.

Maßnahmen mit so gravierenden Auswirkungen bedürfen einer politischen Diskussion, vor allem in den Ländern, die nicht nur eine exzellenzfreie Zone sein werden, sondern auch noch Gefahr laufen, herausragende Wissenschaftler zu verlieren.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: g.turner@tagesspiegel.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false