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Kolumnist George Turner.

© Mike Wolff

Turners Thesen: Helft den starken Universitäten

Zwei bis fünf internationale Spitzenuniversitäten, bis zu 25 forschungsstarke Universitäten: Mit dieser Hierarchisierung, die der Wissenschaftsrat vorschlägt, könnten falsche Weichenstellungen im Wissenschaftssystem korrigiert werden.

Aus Kreisen des Wissenschaftsrats kommt die Idee, die Hierarchisierung der deutschen Universitäten zum Programm zu machen. Danach sollen die Universitäten in drei Qualitätsklassen eingeteilt werden. Zwei bis fünf wären geeignet, den Anschluss an internationale Spitzenuniversitäten zu finden; darunter wäre Platz für 20 bis 25 forschungsstarke Universitäten; den Rest bildeten rund 100.

Dies ist der Versuch, die über Jahrzehnte unter maßgeblicher Beteiligung des Wissenschaftsrats produzierten Fehler zu korrigieren.

Indem seinerzeit die Universitäten und nicht die Fachhochschulen massiv ausgebaut worden sind, hat man den ersten Fehler gemacht. Damit war vorgegeben, dass die Universitäten vor allem für das Gros der Studienberechtigten Plätze bereithalten müssen. Konsequent war dann der zweite Fehler, dass die Universitäten Studiengänge mit dem Abschluss „Bachelor“ anbieten müssen. Der dritte Fehler ist, dass auch die Fachhochschulen Master-Abschlüsse offerieren. Richtig wäre gewesen, mit Beginn der Expansion die Fachhochschulen auszubauen und dort, und nur dort, als ersten berufsqualifizierenden Abschluss den Bachelor vorzusehen. Indem auch die Universitäten diesen Abschluss ermöglichen, wurde die klassische Universität mit ihrem Bildungskonzept verabschiedet.

Nachdem man merkte, was angerichtet worden war, vor allem, dass die Massenuniversität den Wissenschaftsstandort Deutschland zu gefährden drohte, verfiel man auf die Idee der Exzellenzinitiative und versah elf Universitäten mit einem Gütesiegel. Dabei erweist sich die dritte Förderlinie, die Auswahl von Zukunftskonzepten, als mittlerweile Fehler Nr. 4. Durch das Hochjubeln ganzer Einrichtungen gelingt es an solchen Institutionen auch Durchschnittlichem, in besserem Licht zu erscheinen und gerät zugleich Besseres an anderen Orten ins Abseits.

Die Initiative des Wissenschaftsrats zur Hierarchisierung der Universitäten darf man getrost als Korrektur der Überbewertung der Zukunftskonzepte verstehen. Allerdings ist es irrig anzunehmen, dass Spitzeneinrichtungen durch politische Entscheidungen bestimmt werden können, erst recht, welche „weltmarktfähig“ sind. Mit der Einschätzung, dass 20 bis 25 Universitäten „forschungsstark“ sind und damit den Namen verdienen, liegt man wohl richtig. Ein solches Ergebnis hätte man haben können, wenn vor 50 Jahren der Fehler Nr. 1 vermieden worden wäre.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schreiben: george.turner@t-online.de

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