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Turners Thesen: Seniorenprofs helfen beim Studentenberg

Für die nächsten Jahre wird mit einer Zunahme der Studienanfänger gerechnet. Einmal weil in einigen Bundesländern zwei Abiturjahrgänge die Gymnasien verlassen, zum anderen wegen der Aussetzung von Wehr- und Zivildienst. Das kann bis zu 50 000 zusätzliche Studienbewerber bedeuten.

Zu Recht fordern die Hochschulen weiteres Personal. Ob alle Kandidaten gut beraten sind, ein Studium aufzunehmen, ist angesichts der späteren Aussichten, wenn eben die Studienanfänger von morgen in fünf bis sechs Jahren die Hochschulen verlassen und miteinander um Arbeitsplätze konkurrieren, immerhin bedenkenswert. Aber auch wenn solche Überlegungen individuell zu Entscheidungen führen, (eventuell nur zunächst) eine Ausbildung im dualen System zu suchen: Die Hochschulen stehen vor einer neuen Herausforderung.

Ebenso ist abzusehen, dass nach dem „Studentenberg“ wegen der geburtenschwächeren Jahrgänge eine Abflachung kommen wird. Jetzt also bevorzugt junge Nachwuchskräfte auf Dauer einzustellen, hieße für die Zeit nach „Abarbeitung“ der großen Zahlen die Hochschulen für wissenschaftlichen Nachwuchs wieder zu verstopfen.

Es kommt also darauf an, ein Problem zu lösen, das knapp zehn Jahre bestehen wird. Allein mit Stellen auf Zeit dürfte es wegen deren Unattraktivität nicht zu lösen sein. Eine „Untertunnelung des Studentenbergs“, eine Mehrbelastung ohne zusätzliche Mittel, dürfte ausscheiden. Also ist es besser an eine Überbrückung zu denken. Die ließe sich, jedenfalls teilweise, dadurch erreichen, dass man Professoren neben der Neubesetzung ihrer Stellen über die Altersgrenze von 65 weiter beschäftigt. Damit wäre zusätzlich Kapazität geschaffen. Auch beim wissenschaftlichen Personal könnte eine freiwillige Verlängerung der Lebensarbeitszeit helfen.

Neben Personal- gibt es Raumprobleme. Es ist zwar ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Hochschulen während der vorlesungsfreien Zeit leer stehen; in den sogenannten Semesterferien ist aber eher als während des regulär laufenden Vorlesungsbetriebs die eine oder andere Nische auszumachen. Also sollte man während des abzusehenden Ansturms entsprechende (Not-) Lösungen suchen statt Neubauten wegen der vorübergehenden Situation zu fordern.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: g.turner@tagesspiegel.de

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