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TURNERS Thesen: Vom Umtausch ausgeschlossen

In der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr wird umgetauscht: Hemd gegen Schal, Schuhe gegen Hosen, Pullover rot gegen Pullover grün. Dieses Prinzip könnten sich auch die Hochschulen zunutze machen.

In der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr wird umgetauscht: Hemd gegen Schal, Schuhe gegen Hosen, Pullover rot gegen Pullover grün. Dieses Prinzip könnten sich auch die Hochschulen zunutze machen. Erste Ansätze gibt es bereits. Einige Technische Universitäten und das Land Mecklenburg-Vorpommern wollen nicht den Master als Abschluss, sondern diesen Titel gegen den Dipl.-Ing. zurücktauschen. Eine flächendeckende Umtauschaktion gab es vor Jahren, als die Inhaber der Zertifikate, mit denen der graduierte Ingenieur bescheinigt wurde, gegen den Dipl.-Ing. getauscht werden konnte. Zur Kennzeichnung wie bei im Preis reduzierte Ware mit dem Zusatz „FH“.

Den Umtausch könnte man zu einem Prinzip des Hochschulwesens machen. Warum nicht mal einen Senator bei einer Umtauschzentrale anmelden? Aber da ist das Risiko denn doch zu groß, was man bekommt. Dann ist es schon besser, bei dem derzeitigen Amtsinhaber zu bleiben. Anders könnte man über Universitätspräsidenten denken. Wenn sich einer aus dem Staub macht, um hansestädtische Luft zu atmen – warum dann nicht ein Geschäft auf Gegenseitigkeit?

Die Idee, man möge die jeweils andere Seite austauschen, liegt nahe, wenn man das Verhältnis von Leitung der Charité und Finanzsenator betrachtet. Gegenseitig scheint man sich auf den Mond zu wünschen. Auch ein Tausch, jedenfalls des Standorts. Dabei sind – wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen verlautet – beide Parteien vom Umtausch ausgeschlossen. Oder Importware aus Bremen vielleicht doch nicht?

Aber nicht nur Personen könnte man tauschen, auch Arbeitsplätze, so wie es bei der TU-Kanzlerin gedacht war: von der TU an die HU. Doch das klappte nicht, weil kein geeignetes Tauschobjekt verfügbar war beziehungsweise der Kandidatin die Stelle, auf die sie sich beworben hatte, dann doch nicht genehm war. Erst handeln, dann denken ist kein gutes Prinzip.

Beim Tausch möchte der Tauschwillige gern etwas loswerden. Da können auch schon mal Ladenhüter im Angebot sein. Deshalb Vorsicht bei Offerten wie Exzellenzcluster und Zukunftskonzepte. So manches, was „zeitgeistschlüpfig“ (Hubert Markl) daherkam, entpuppt sich inzwischen als unverkäuflich und landet deshalb in der Abteilung Tausch.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: g.turner@tagesspiegel.de

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