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Vor allem in Impfzentren werden überschüssige Impfdosen häufig weggeworfen.

© dpa/Stefan Puchner

„Überschussmengen“ werden nicht verwendet: Hamburger Impfzentrum hat wohl mehr als 40.000 Dosen weggeworfen

Pro Impfstoff-Behältnis ist nur eine bestimmte Anzahl von Einheiten zugelassen. Deshalb wird in ganz Deutschland offenbar überschüssiger Impfstoff entsorgt.

Noch immer hängt Deutschland bei der Impfgeschwindigkeit gegen das Coronavirus gegenüber anderen Ländern deutlich hinterher. Dennoch landen offenbar täglich mehrere tausend potenzielle Impfdosen im Müll. Das berichtet unter anderem der NDR.

Bei dem Impfstoff, der regelmäßig nicht verwendet wird, handelt es sich um sogenannte „Überschussmengen“, die pro Fläschchen und Ampulle mitgeliefert werden. Beim Impstoff von Biontech ist das stets die siebte, bei dem von Astrazeneca die elfte Dosis.

Wenn die „Überschussmengen“ verwendet werden, geht das über die Zahl der Impfeinheiten hinaus, die von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) pro Behältnis zugelassen sind. Wie mit dieser Dosis Überdosis umgegangen wird, liegt im Ermessen der Ärzte. Während zahlreiche Ärzte die nicht offiziell zugelassene Dosis verimpfen, wird sie teilweise auch weggeworfen.

„Aus Sorge, für eventuell resultierende Impfschäden haftbar zu machen“, erklärte die Vorsitzende des Hausärzte Verbands, Jana Husemann, gegenüber dem NDR. Sie bedauert, dass es keine offizielle Ansage zum Umgang mit der siebten Impfdosis gäbe. „Auch wenn viele Kollegen es schon tun, bräuchte es ein bisschen mehr Rückhalt, die siebte Dosis zu verimpfen.“

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So wird beispielsweise in einem Hamburger Impfzentrum nur die zugelassene Anzahl der Impfdosen verwendet und der Rest weggeworfen. Bei dem Publikumsverkehr sei es nicht möglich, eine siebte Dosis zu ziehen, erklärt Dirk Heinrich, der Ärztliche Leiter des Impfzentrums, gegenüber dem NDR. Der Arzt, der impfe, trage die Verantwortung für genau den Impfstoff, den er verimpfe. Das könne möglicherweise in einer Arztpraxis gewährleistet werden, nicht aber in einem Impfzentrum.

Was mit überschüssigen Impfdosen passieren soll, ist noch immer nicht abschließend geregelt..
Was mit überschüssigen Impfdosen passieren soll, ist noch immer nicht abschließend geregelt..

© dpa/Sebastian Gollnow

Allein in diesem Impfzentrum sind so vermutlich bislang rund 35.000 potenzielle Dosen Biontech und 8000 potenzielle Dosen Astrazeneca weggeworfen worden. Es ist davon auszugehen, dass in etlichen Impfzentren Deutschlands in dieser Weise verfahren wird, über einen ähnlichen Fall in Bayern hatte auch die Bild am Sonntag vor wenigen Wochen berichtet:

Dort hatte sich ein Arzt in einem Impfzentrum darüber beschwert, dass die siebte Dosis stets im Fläschchen bliebe und dann unter Aufsicht in einer Müllverbrennungsanlage entsorgt werde, bei Astrazeneca seien es sogar zwei Dosen, die im Müll landeten.

[Mehr zum Thema: „Der Impfstoff ist eine Diva“: Warum die Ampullen so schleppend verteilt werden – und manchmal im Müll landen (T+)]

Die rechtliche Lage zu den zusätzlichen Impfdosen ist von Land zu Land unterschiedlich: Während die zusätzliche Dosis in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen verimpft werden darf, soll sie es in Niedersachsen sogar. In Bayern ist die Entnahme einer siebten Dosis in der Zulassung bislang nicht vorgesehen. Hamburg hingegen gibt die Verantwortung völlig an die Impfärzte ab. Rheinland-Pfalz übernimmt explizit die Haftung für die zusätzliche Dosis.

In einem Schreiben vom Bundesgesundheitsministerium an die Landesministerien heißt es lediglich, die Entnahme der zusätzlichen Impfdosen sei unter bestimmten Voraussetzungen möglich und rechtlich zulässig. (tsp)

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