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Eine Mutter geht mit ihrer Tochter durch den Korridor einer Schule.

© Mike Wolff

Umfrage zu Privatschulen: Eltern wünschen sich mehr private Schulplätze

"Eine gefragte Alternative" seien Privatschulen in Deutschland, sagt der Verband der freien Schulen. Das untermauert er mit einer Umfrage unter Eltern - und fordert mehr Unterstützung für seine Klientel.

Gut ein Viertel der Eltern in Deutschland (27 Prozent) würde ihr Kind lieber auf eine private als auf eine staatliche Schule schicken. Ein weiteres Drittel ist mit den örtlichen Bildungsangeboten unzufrieden und wünscht sich mehr Privatschulen. Eine Umfrage mit diesen Zahlen präsentierte am Mittwoch in Berlin der Verband Deutscher Privatschulverbände (VDP). Im Auftrag des VDP wurden dafür bundesweit etwas über 1000 Eltern minderjähriger Kinder durch das Meinungsforschungsinstitut Forsa befragt. Privatschulen seien weiterhin „eine gefragte Alternative“, heißt es – und müssten deshalb staatlich stärker gefördert werden.

Der aktuelle Elternwunsch nach mehr Privatschulen bleibt allerdings hinter den Zahlen der Vorgängerumfrage von 2011 zurück. Damals wollten 34 Prozent der Bevölkerung für ihr Kind lieber eine private als eine staatliche Schule, unter den Eltern mit Kindern lag der Zuspruch bei 36 Prozent. Die aktuelle Umfrage basiere auf einer weitaus größeren Gruppe von Eltern schulpflichtiger Kinder, eine Vergleichbarkeit der Daten sei somit nicht gegeben, begründet VDP-Sprecher Robert Renner den Rückgang.

Mehr Eltern mit Hauptschulabschluss wollen Privatschulen

Mit der neuen Umfrage will der Verband auch der Vorstellung begegnen, Privatschulen seien vor allem für Besserverdiener interessant. So hatte eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung 2011 das „soziale Auseinanderdriften“ kritisiert, das Privatschulen begünstigten. Kinder aus Familien mit höheren Bildungsabschlüssen seien dort überrepräsentiert. Der VDP hält dem nun ein aktuelles Umfrageergebnis entgegen: Unter den Eltern mit Hauptschulabschluss sähen 37 Prozent ihr Kind gerne an einer Privatschule. Sie wünschten sich „eine bessere pädagogische Förderung und einen Bildungsaufstieg für ihre Kinder“, folgert VDP-Präsidentin Petra Witt.

Laut VDP stiegen die tatsächlichen Schülerzahlen an freien Schulen in den letzten zehn Jahren um 17 Prozent. Verglichen mit den Elternwünschen sei die Nachfrage weit größer als das Angebot, erklärt Witt. Die Länder müssten deshalb dringend Hürden für Neugründungen – etwa die fünfjährige Sperre für eine staatliche Förderung – beiseitigen.

Schülerzahlen an Privatschulen stagnieren seit einigen Jahren

Eine differenzierte Betrachtung der Zahlen des Statistischen Bundesamts, auf die sich auch der Verband beruft, ergibt ein etwas anders Bild. Denn der jahrelange Anstieg der Schülerzahlen ist in letzter Zeit ins Stocken geraten. Das zeigt sich insbesondere bei den allgemeinbildenden Privatschulen. Sie  nahmen seit 2011 bundesweit nur noch 0,6 Prozent mehr Schülerinnen und Schüler auf. Im vergangenen Jahr sank die Zahl sogar erstmals ganz leicht. Insgesamt besuchte jeder Elfte im Schuljahr 2013/14 eine Privatschule – also rund 969 000 der insgesamt knapp elf Millionen Schülerinnen und Schüler in Deutschland. Der Anteil der Privatschüler an allgemeinbildenden Schulen – 8,7 Prozent, dazu gehören etwa Grund- und Gesamtschulen und Gymnasien - entspricht bundesweit in etwa dem an beruflichen Schulen (9,4 Prozent).

Zwischen den einzelnen Bundesländern gibt es deutliche Unterschiede. Während in Sachsen 13,8 Prozent aller Schüler eine Privatschule besuchen, sind es in Schleswig-Holstein nur 4,2 Prozent. Berlin liegt etwas über dem Bundesschnitt. In der Hauptstadt gehen 9,6 Prozent der Schüler an allgemeinbildenden Schulen auf eine private Einrichtung, bei den Berufsschülern sind es sogar 16,1 Prozent. Der Trend zur Privatschule ist in Berlin in den letzten Jahren auch größer als anderswo: Zwischen 2012 und 2013 stiegen die Schülerzahlen hier um 5,5 Prozent.

Mehr als ein Drittel der Privatschüler auf Gymnasien

Die meisten Privatschüler gehen bundesweit auf Gymnasien, nämlich mehr als ein Drittel. Es folgen Realschulen (14,7 Prozent), Grundschulen (12,3 Prozent) und Freie Waldorfschulen (11,2 Prozent). Insgesamt gibt es derzeit fast 5700 privat getragene Schulen in Deutschland, das ist fast ein Drittel mehr als noch 2003. Verglichen mit 1992 sind es sogar 76 Prozent mehr. Dieser hohe Anstieg erklärt sich zu großen Teilen auch durch einen Nachholbedarf in Ostdeutschland, weil in der DDR kaum private Schulen existierten. Heute gehören die ostdeutschen Länder zu denen mit dem höchsten Privatschulanteil. Zum Vergleich: Insgesamt gibt es in Deutschland fast 34 000 staatliche Schulen.

Klassengröße ist kaum kleiner als bei den Staatlichen

Und wie ist es um die Qualität der Privatschulen bestellt? Schüler werden individuell gefördert und lernen in kleineren Gruppen: So werben Privatschulen gern für sich. Doch sie können diesen Anspruch laut den Daten des Statistischen Bundesamts allenfalls teilweise einlösen. So ist die Klassengröße nur unwesentlich geringer als bei der staatlichen Konkurrenz – wenn überhaupt. An privaten Gymnasien sitzt im Schnitt nur ein Schüler weniger in der Klasse (25 vs. 26), an den Grundschulen ist die Zahl in etwas gleich (jeweils rund 20). Die Quote der Schülerinnen und Schüler, die das Gymnasium erfolgreich mit bestandenem Abitur verlassen, ist ebenfalls nahezu gleich (Private: 90,6 Prozent; Staatliche: 87,3 Prozent). In Bayern, Brandenburg, Sachsen und Schleswig-Holstein schaffen Gymnasiasten von staatlichen Schulen sogar häufiger das Abitur.

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