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Jung pflegt Alt? 86 Prozent der Deutschen können sich vorstellen, ihre Angehörigen selbst zu pflegen. Allerdings sind weniger dazu bereit, wenn Demenz im Spiel ist.

© Robert Kneschke/Fotolia

Umfrage zur Pflege: Große Bereitschaft zu pflegen

Die Angehörigen im Alter versorgen – dazu sind die meisten Deutschen laut einer Studie der Techniker Krankenkasse bereit. Allerdings mit Abstrichen.

Würden Sie einen Ihrer nahen Angehörigen pflegen? „Ja, ich würde gern zurückgeben, was ich von meinen Eltern bekommen habe.“ „Wenn es sein muss, würde ich das tun.“ „Ja, auch wenn es schwierig ist.“ So lauten einige der Antworten von Passanten, die die Techniker Krankenkasse (TK) für einen kurzen Film befragte. Und das sind offenbar keine zufälligen Äußerungen. 86 Prozent der Deutschen sind grundsätzlich bereit, einen ihrer Angehörigen mehrere Stunden in der Woche zu pflegen. Das ergab eine bevölkerungsrepräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der TK.

Angst vor Demenz wirkt sich auf Pflegebereitschaft aus

1007 Erwachsene wurden befragt – etwa auch dazu, ob sie sich um einen Menschen kümmern würden, der an Demenz leidet. Mit 79 Prozent ist die Bereitschaft dafür schon etwas geringer. Offenbar sind Demenzerkrankungen besonders angstbesetzt. Vor allem Menschen, die in Kontakt mit Erkrankten stehen, entwickeln Ängste davor. „Nähe zu Demenz nährt Angst vor Demenz“, sagte Georg van Elst, Teamleiter Pflege der TK und selbst Krankenpfleger, am Montag bei der Vorstellung der Studie.

Wenn konkreter gefragt wurde, ob man für die Angehörigen nicht nur kochen oder einige Handgriffe im Haushalt erledigen, sondern ihnen bei der Körperpflege helfen oder gar Windeln wechseln würde, schrumpfte der Prozentsatz der Hilfswilligen deutlich. Doch immerhin noch 61 Prozent der erklärtermaßen „Pflegebereiten“, die im Erwerbsleben stehen, würden für die Pflege im Job kürzertreten, sechs Prozent würden ihn sogar ganz aufgeben.

Selbstständig im Alter - die Deutschen hoffen auf bessere Pflegetechnik

„Auch wenn in der Realität nur 70 Prozent derjenigen, die solche Hilfen brauchen, von Angehörigen gepflegt werden, gibt es doch ein weitverbreitetes Gefühl der Verantwortung“, sagt Thomas Ballast, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der TK. Seine Kasse wolle die Bürger dabei unterstützen, diese Absichten im Bedarfsfall in die Tat umzusetzen. Sie setze sich dafür ein, dass auch digitale „Smart Home“-Lösungen – etwa bei Stürzen warnende Sensoren im Fußboden – in Zukunft Kassenleistung sein könnten.

Neun von zehn Befragten können sich vorstellen, solche digitalen Technologien im Alter selbst zu nutzen. Auch die überwiegende Mehrheit der über 60-Jährigen ist für digitale Technologien offen – wohl weil damit die Hoffnung einhergeht, länger selbstständig in der eigenen Wohnung leben zu können. 83 Prozent der Befragten wünschen sich jedenfalls, dort bleiben zu können. Vier von fünf Befragten verbinden damit den Wunsch, dass professionelle Kräfte die Pflege bei ihnen zu Hause übernehmen. Die Hälfte der Befragten hält es aber auch für denkbar, zu Angehörigen umzuziehen. Nur 37 Prozent können mit dem Gedanken leben, in ein Pflegeheim zu gehen. Wie auch immer: 68 Prozent der Befragten treibt die Sorge um, im Alter ihre Selbstständigkeit zu verlieren.

Um Einsamkeit im Alter sorgen sich die Bürger am meisten

Nur die Hälfte derjenigen, die in einer gesetzlichen Kasse versichert sind, gab allerdings an, sich mit dem Thema Pflege überhaupt schon einmal auseinandergesetzt zu haben. Bei Privatversicherten sind es mit 75 Prozent deutlich mehr.

Die Mehrheit der von Forsa Befragten hat das Thema Pflege mit den eigenen Angehörigen noch nicht besprochen. Besonders wortkarg sind, wenn es um die eigene gesundheitliche Zukunft und das Leben im Alter geht, anscheinend die Berliner, die Brandenburger und die Bayern: Nur ein Drittel von ihnen hat das Thema angesprochen, dagegen rund die Hälfte der Sachsen und Thüringer. Dabei finden drei Viertel der Befragten, dass über Pflege zu wenig gesprochen werde.

Fragt man alle Altersgruppen, was ihnen besondere Angst macht, wenn sie ans eigene Alter denken, so fürchtet jeder Dritte – Jüngere mehr als Ältere – vor allem Einsamkeit. Die Idee, später in einer Seniorenwohngemeinschaft zu leben, sehen vor allem Erwachsene zwischen 40 und 59 Jahren deshalb ausgesprochen positiv.

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