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Auch Schokolinsen enthalten den weißen Farbstoff Titandioxid.

© Henning Kaiser/dpa

Umstrittenes Weißpigment: Frankreich verbietet Titandioxid ab 2020 in Lebensmitteln

Der Stoff steckt etwa in Schokolinsen und Mozzarella. Frankreich will ihn wegen gesundheitlicher Bedenken aus dem Verkehr ziehen – Deutschland prüft ein Verbot.

Wegen gesundheitlicher Bedenken verbietet Frankreich den weißen Farbstoff Titandioxid in Lebensmitteln. Das Verbot solle ab 1. Januar 2020 gelten, kündigten das Umwelt- und Wirtschaftsministerium an. Der auch als E171 bekannte Zusatzstoff wird etwa in Süßigkeiten, Mozzarella oder Zahnpasta verwendet. Er soll Lebensmittel glänzender machen und frischer wirken lassen.

Titandioxid wird etwa in Schokolinsen verwendet

Nach Angaben des Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde wird Titandioxid auch in Deutschland in Lebensmitteln verwendet. So kommt der Stoff beispielsweise auch bei Schokolinsen zum Einsatz. Für Deutschland kündigte das Bundesagrarministerium auf Anfrage an, den französischen Vorstoß intensiv darauf hin zu überprüfen, ob ein Verbot begründet ist.

Eine Sprecherin erläuterte in Berlin, Titandioxid sei EU-weit als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen. Wenn ein EU-Staat wie nun Frankreich ein Verbot für erforderlich halte, müsse er die EU-Kommission und die anderen Mitgliedsstaaten unverzüglich darüber informieren. Über die beabsichtigten Maßnahmen sei dann auf EU-Ebene zu diskutieren. Bis Donnerstagnachmittag hatte Frankreich demnach zunächst noch keinen Regelungsvorschlag übersandt.

Die französische Gesundheitsbehörde Anses hatte vor dem angekündigten Verbot darauf hingewiesen, dass sie aufgrund fehlender Daten eine Gesundheitsgefahr für Menschen nicht ausschließen könne. "Insbesondere konnte aufgrund fehlender Daten keine akzeptable Tagesdosis für diesen Zusatzstoff festgelegt werden", hieß es nun in der Mitteilung der Ministerien. Anses hatte den Herstellern vorgeworfen, entsprechende Daten nicht geliefert zu haben. Deshalb sei es nun unmöglich, verbleibende Unsicherheiten zu beseitigen, um die Sicherheit des Weißpigments zu gewährleisten.

Die Nanopartikel können Entzündungen fördern

Forscher haben in Tierversuchen beobachtet, dass die Nanopartikel aus Titandioxid Entzündungen fördern können. Sie vermuten, dass dies auch Krebserkrankungen begünstigen könnte. So berichteten französische Wissenschaftler etwa 2017, dass in Tierversuchen mit Ratten eine regelmäßige orale Aufnahme von Titandioxid dem Immunsystem schaden und Darmentzündungen verstärken könne. Ob sich diese Ergebnisse allerdings auf den Menschen übertragen lassen, ist unklar.

Titandioxid kommt auch in Farben, Lacken oder Kunststoffen vor. Die Europäische Chemikalienagentur Echa schlug 2017 die Einstufung von Titandioxid in die Kategorie 2 vor – das heißt, dass die Substanz in Verdacht steht, bei Inhalation – etwa bei Sprühlack oder Sonnencreme – Krebs zu erregen. Die EU hatte in der vergangenen Woche eine Entscheidung darüber vertagt, Titandioxid als Gefahrenstoff einzustufen. (dpa, AFP)

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