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Umwelt: Mit Fußpilz-Arznei gegen Red Tide

Antimykotikum kann möglicherweise gefährliche Algenblüte stoppen.

Die Blüte toxischer Algen, die weite Teile von Ozeanen rot färbt, könnte eines Tages mit einem Wirkstoff unter Kontrolle gebracht werden, der üblicherweise zur Behandlung von Fußpilz verwendet wird, sagen japanische Forscher.

Diese Algenblüten, auch als Red Tide ("rote Flut") bezeichnet, können Verwüstungen in der Hochsee anrichten. Sie verursachen Massensterben in ökonomisch wichtigen Fischgründen, bedrohen andere marine Tiere und vertreiben Touristen von den Stränden.

Daher untersuchten Wissenschaftler unter der Leitung von Takuji Nakashima vom National Institute of Technology and Evaluation in Chiba den Effekt fungizider Wirkstoffe auf zwei Algen-Spezies, Chattonella marina und Heterocapsa circularisquama.

Einige Phytoplanktonarten haben ähnliche Lebenszyklen wie die Pilze, die Fußpilz verursachen, erklärt Nakashima. "Da Komponenten des Antimykotikums Imidazol als Herbizide verwendet wurden, überlegten wir, dass sie möglicherweise auch gegen Algen wirksam sein könnten", fügt er hinzu.

Das Beste vom Besten

Die Wissenschaftler testeten zwei dieser Wirkstoffe: Bifonazol und Terbinafin, die beide in der Behandlung von Fußpilz eingesetzt werden. Sie gaben unterschiedliche Konzentrationen dieser Wirkstoffe auf Algenkulturen und zählten nach 24 Stunden die lebensfähigen Zellen.

Beide Wirkstoffe besitzen "starke algizide Wirkung", berichtet das Team in Aquaculture Research (1). Mehr noch, der Effekt war durch das Hinzufügen von Ergosterol reversibel, einem wichtigen Bestandteil der Zellmembran der Algen.

Nakashima vermutet daher, dass Wirkstoffe ihre Wirkung entfalten, indem sie die Synthese von zum Beispiel Ergosterol hemmen. Donald Anderson, Direktor des Coastal Ocean Institute an der Woods Hole Oceanographic Institution in Massachusetts, sagt: "Die Arbeit trägt zu unserem Verständnis der Red Tide und der zellulären Mechanismen und Strukturen bei." Er bezeichnet sich als "Befürworter der Anstrengungen, etwas gegen die Red Tide zu tun". Er ist jedoch zurückhaltend hinsichtlich der Fähigkeit der Wirkstoffe, mit der Algenblüte fertig zu werden. "Meine Frage wäre: Wie spezifisch ist diese Strategie? Ist sie gezielt?"

Nakashimo räumt ein, dass es problematisch ist Antimykotika außerhalb des Labors einzusetzen, insbesondere da sie schwer abbaubar sind und sich in einem größeren Umfeld ausbreiten können. Er kennt jedoch einen innovativen Weg, sicher zu stellen, dass Wirkstoffe in den Gebieten freigesetzt werden, in denen die Red Tide alle anderen Organismen überschwemmt hat: den Prototyp einer solarbetriebenen Maschine, satellitengesteuert und mit Tanks mit Antimykotika ausgerüstet.

"Diese Algenblüten werden per Satellit überwacht" erklärt er. "Die Maschinen werden über die Informationen des Satellitensystems kontrolliert."

(1) Nakashima, T. , Niwano, Y. & Takeshita, S. Aquaculture Res. advance online publication doi:10.1111/j.1365-2109.2008.01998.x (2008).

Dieser Artikel wurde erstmals am 16.5.2008 bei news@nature.com veröffentlicht. doi: 10.1038/news.2008.832. Übersetzung: Sonja Hinte. © 2007, Macmillan Publishers Ltd

Daniel Cressey

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