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Eine Saiga-Antilope (Saiga tatarica) mit zwei säugenden Kälbern in der Nähe des Naturschutzgebietes Cherniye Zemli in Russland.

© Igor Shpilenok/WWF/dpa

Umweltstiftung WWF warnt: „Das größte Artensterben seit Verschwinden der Dinosaurier“

Der Mensch setzt vielen Tierarten dramatisch zu. Einige Spezies erholen sich aber auch wieder, wie prägnante Beispiele aus diesem Jahr zeigen.

Mehr als 30.000 Tiere sind auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als bedroht vermerkt. Rund 6400 davon sind vom Aussterben bedroht. Derzeit sei das „größte Artensterben seit Verschwinden der Dinosaurier“ im Gange, erklärte die Umweltstiftung WWF am Freitag zum Erscheinen ihrer neuen Liste der Gewinner und Verlierer im Tierreich 2019. Denn Gewinner gab es auch – für einige Tiere ging es in diesem Jahr bergauf.

Die Eisschmelze in der Arktis bedroht vor allem junge Eisbären. Das hat eine Studie der Umweltstiftung WWF ergeben.
Die Eisschmelze in der Arktis bedroht vor allem junge Eisbären. Das hat eine Studie der Umweltstiftung WWF ergeben.

© Hinrich Bäsemann/dpa

Besonders schlimm steht es demnach 2019 um diese Arten:

Eisbären: Den Tieren geht es laut WWF in einigen Regionen deutlich schlechter. Insgesamt könnte ein Drittel der globalen Population bis 2050 verschwinden. Schuld daran sei vor allem die Klimakrise. So leben demnach beispielsweise in der nördlichen Hudson Bay noch 842 Tiere. Das sind etwa 18 Prozent weniger als 2011. Die IUCN stufte Eisbären (Ursus maritimus) bei der jüngsten Bewertung im Jahr 2015 als „gefährdet“ ein. Damals wurde die Population auf insgesamt rund 26.000 Tiere geschätzt.

Sumatra-Nashörner: Das letzte Sumatra-Nashorn Malaysias starb im November. Der Lebensraum der Tiere war enorm geschwunden, weil der Wald für Palmölplantagen, Papierproduktion und Bergbau in den vergangenen Jahrzehnten gerodet wurde. Die Weltnaturschutzunion IUCN listet das Sumatra-Nashorn (Dicerorhinus sumatrensis) als „vom Aussterben bedroht“. Derzeit streifen noch einige Exemplare durch Indonesien – laut WWF-Schätzungen weniger als 80 Tiere.

Koalas: Bei schweren Buschbränden in Australien sind seit Oktober mehr als 2000 Koalas verbrannt. Das sagten Wissenschaftler kürzlich bei einer Anhörung im Parlament. Große Flächen an Eukalyptuswäldern, Lebensraum und gleichzeitig Nahrungsgrundlage der Koalas, sind niedergebrannt. Nach Angaben der Naturschutzorganisation Australia Koala Foundation (AKF) gibt es noch zwischen 43.000 und 100.000 Koalas. Die Tiere kommen nur in Australien vor. Laut WWF ist ihre Zahl in den vergangenen 25 Jahren um rund ein Drittel geschrumpft.

Ein Sumatra-Nashorn steht im Way Kambas National Park in Indonesien.
Ein Sumatra-Nashorn steht im Way Kambas National Park in Indonesien.

© dpa

Besser sieht es 2019 für diese Arten aus:

Goldschakale: Der kleine Bruder des Wolfes verlässt mehr und mehr den warmen Südosten Europas und besiedelt Gebiete in Mitteleuropa. Das ist nach Ansicht des WWF eine Konsequenz der Erderhitzung. Auch in Deutschland werden ab und zu Goldschakale gesichtet. Nach Hochrechnungen der Large Carnivore Initiative for Europe (LCIE) besteht die europäische Population aus 117.000 Tieren.

Saiga-Antilopen: Vor knapp drei Jahren starben Tausende mongolische Saiga-Antilopen an einer Viruserkrankung, die von Schaf- und Ziegenherden übertragen wurde. Die Seuche und der folgende harte Winter seien laut WWF fatal gewesen: Der Bestand schrumpfte demnach von 11.000 auf 3000 Tiere. Zwar sei die Population immer noch stark geschwächt, allerdings zeigen einige Tiere mittlerweile Immunität gegen das Virus.

Hirschferkel: Im November sichteten Forscher erstmals nach 30 Jahren wieder ein Vietnam-Kantschil. Das Huftier aus der Familie der Hirschferkel war im Osten Vietnams in eine Kamerafalle getappt. Wie viele Tiere der Art genau in der Region lebten, war zunächst nicht bekannt. Der letzte bekannte Artgenosse des Tieres war im Jahr 1990 von einem Jäger erschossen worden.

Ein Kleinkantschil (Tragulus kanchil) aus der Familie der Hirschferkel in einem Wald bei Singapur.
Ein Kleinkantschil (Tragulus kanchil) aus der Familie der Hirschferkel in einem Wald bei Singapur.

© Then Chih Wey/XinHua/dpa

Im Mai hatte ein Bericht des Weltbiodiversitätsrates ebenfalls ein düsteres Szenario für die Artenvielfalt gezeichnet. Ein Weckruf für die Menschheit, kommentierte Richard Friebe.

Der Bericht kam zu dem Schluss, dass das globale Artensterben sich in einem Maße beschleunigt, dass es die Existenz des Menschen selbst bedroht. Zu den Gründen gehören Landwirtschaft, Abholzung, Bergbau, Fischerei und Jagd sowie Klimawandel und Umweltverschmutzung. (dpa,Tsp)

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