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Unesco schlägt Alarm: Forschung muss weltweit wachsen

Die Unesco fordert in einem neuen Bericht eine Kraftakt für Wissenschaft und Forschung. Nur so seien die globalen Herausforderungen zu meistern.

Der neue Wissenschaftsbericht der Unesco, der am heutigen Freitag in Paris veröffentlicht wird, mahnt eine deutliche Erhöhung der Investitionen in die Wissenschaft an. Zwar seien die Ausgaben für Wissenschaft von 2014 bis 2018 weltweit um 19 Prozent gestiegen. Auch die Anzahl an Wissenschaftler:innen wuchs um rund 13 Prozent – ein Trend, der sich durch die Corona-Pandemie noch verstärkt habe.

Doch verberge sich hinter diesen Zahlen ein globales Ungleichgewicht: Nach Erkenntnissen der die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (Unesco) gehen nahezu zwei Drittel des Anstiegs allein auf die beiden Länder USA und China zurück (63 Prozent).

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Vier von fünf Ländern weltweit liegen demnach weit zurück und geben weniger als ein Prozent ihres Bruttoinlandseinkommens für Wissenschaft aus. 

Zu wenig Forschung zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Eine Diskrepanz macht der Unesco-Bericht auch bei der Forschung zu den großen Herausforderungen der Menschheit aus. So fallen beispielsweise Forschung zur Kohlenstoffabscheidung für den Klimaschutz oder zu nachhaltiger Energie im Vergleich zu Arbeiten zur Künstlichen Intelligenz (KI) und Robotik stark ab.

Allein 2019 seien zu KI und Robotik weltweit nahezu 150 000 Artikel erschienen, zur Kohlenstoffabscheidung hingegen nur 2500. In sechs der zehn in diesem Bereich führenden Länder sei die Forschung sogar rückläufig, darunter auch Deutschland, Frankreich und die Niederlande. Das Thema nachhaltige Energie habe 2019 nur 2,5 Prozent der wissenschaftlichen Publikationen ausgemacht. 
„Die heutigen Herausforderungen wie der Klimawandel, der Verlust der biologischen Vielfalt, der Rückgang der Gesundheit der Ozeane und Pandemien sind alle global“, sagte Audrey Azoulay, Generaldirektorin der Unesco. Deshalb müssten Forschende aus der ganzen Welt mobilisiert werden. 

Klimawandel: Dürre in Chile. Eines der kommenden Jahre könnte nach einer Prognose der Weltwetterorganisation (WMO) den Rekord bei der globalen Durchschnittstemperatur brechen.
Klimawandel: Dürre in Chile. Eines der kommenden Jahre könnte nach einer Prognose der Weltwetterorganisation (WMO) den Rekord bei der globalen Durchschnittstemperatur brechen.

© Pablo Ovalle Isasmendi/Agencia Uno/dpa

„Die Welt muss sich darauf konzentrieren, die Wissenschaft mit den nötigen Werkzeugen auszustatten“, so Azoulay. Es sei noch ein langer Weg, bis die Wissenschaft ihr volles Potenzial zur nachhaltigen Entwicklung beitragen könne. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten Wissenschaft und Forschung auch offener werden, heißt es in dem Bericht. Nach wie vor werde Open Access, der freie Zugang zu wissenschaftlicher Literatur und anderen Materialien über das Internet, nur für jede vierte Publikation ermöglicht.

Zudem gebe es trotz der großen Dynamik durch die Covid-19-Pandemie in der Forschung in vielen Teilen der Welt zahlreiche Hindernisse für die Wissenschaft. So seien beispielsweise 70 Prozent der Publikationen für die Mehrheit der Forschenden weitgehend unzugänglich. 

Zu wenige Frauen in der Wissenschaft

In dem Bericht wird auch bemängelt, dass gegenwärtig nur ein Drittel der Forschenden weltweit Frauen sind. In den Biowissenschaften sei die Parität zwar schon fast erreicht, doch in vielen anderen Bereichen mit wachsender Bedeutung sei man davon noch weit entfernt. So liege der Frauenanteil im Bereich der KI-Forschung etwa nur bei 22 Prozent. „Wir können nicht zulassen, dass die Ungleichheiten der Gesellschaft durch die Wissenschaft der Zukunft reproduziert oder verstärkt werden“, heißt es in dem Bericht.

Die Wissenschaft müsse die gesamte Menschheit vereinen, um die Herausforderungen von heute und morgen zu meistern. Dazu müsste auch das stellenweise verlorengegangene Vertrauen der Öffentlichkeit in die Wissenschaft wiederhergestellt werden.

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