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Universität der Künste

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Universität der Künste: Schule der Kritik

An Berlins Universität der Künste gibt es Streit um den Kulturjournalismus – und womöglich einen Retter.

Neuer Leiter des Studiengangs „Kulturjournalismus“ an der Berliner Universität der Künste (UdK) soll Michael Merschmeier, verlegerischer Geschäftsführer des Friedrich-Berlin-Verlags, werden. Diese Personalie, die an der UdK die Runde macht, könnte den seit Monaten umstrittenen Studiengang retten.

Zuletzt war aus der Uni zu hören, dass die Aufnahme eines neuen Jahrgangs von Studierenden für 2008 ausgesetzt werden soll. Ursache sind offenbar Querelen zwischen einigen Lehrenden an der UdK. Angesichts „unsäglicher Formulierungen und geradezu atemberaubender Entgleisungen“ sowie eines „der UdK schadenden verbalen Schlagabtausches“ habe er veranlasst, zum nächsten Jahr keine Studierenden zuzulassen, heißt es in einer Mail, die UdK-Präsident Martin Rennert jetzt an die Mitarbeiter des Studiengangs geschickt hat. Das habe genauso Folgen für die bereits Immatrikulierten, warnen die Studentenvertreter: Wenn keine neuen Studierenden zugelassen werden, verschlechtere sich womöglich auch das Angebot für den aktuellen Lehrjahrgang.

Der zweijährige Master-Studiengang gilt als Prestigeprojekt von Rennerts Vorgänger Lothar Romain, der vor zwei Jahren starb. Die UdK, sagte einst Romain, biete „einmalige Voraussetzungen“ für einen Studiengang Kulturjournalismus, bei dem Studierende für die praktische Arbeit in Zeitungen, TV, Radio und Internet ausgebildet werden und sich wissenschaftlich mit den verschiedenen Kunstformen auseinandersetzen sollen. Als Mitstreiter gewann Romain eine Reihe prominenter Journalisten, darunter Manfred Eichel, den langjährigen Chef und Moderator der ZDF-Kultursendung „Aspekte“, und Jens Wendland, den ehemaligen SFB-Hörfunkdirektor. 2003 nahm der erste Jahrgang sein Studium auf, erst im letzten Jahr wurde der Studiengang inhaltlich überarbeitet, um ihn neu akkreditieren zu lassen.

Die Spannungen im Führungsteam des Studiengangs, die offensichtlich schon länger existieren, eskalierten, als im März Jens Wendland aus der mehrköpfigen Studiengangsleitung zurücktrat. Wendland stieß sich daran, dass ohne sein Wissen der Studiengang in ein neues Zentralinstitut für Weiterbildung eingegliedert werden sollte – und der Studiengang in der Leitung des Zentrums nicht mit einem Professor vertreten sei. In einer solchen Konstruktion hätte er den Studiengang zwar journalistisch verantworten müssen, ihn aber gar nicht mitgestalten können, sagt Wendland.

In der verbliebenen Führungsriege gab es daraufhin wachsende Spannungen zwischen dem Erziehungswissenschaftler Anton Austermann und Wendland sowie Manfred Eichel, der sich bereits 2005 aus der Führung zurückgezogen hatte. Mehrere Unimitglieder berichten, Austermann habe den Journalisten vorgeworfen, sie seien allein „aus Eitelkeit“ zurückgetreten. Als Konsequenz sollten „pensionierte Journalisten“ nie wieder den Studiengang leiten. Wendland wisse gar nicht, wie Universitätsgremien funktionierten. Wendland und Eichel konterten in offenen Briefen an die Mitglieder des Studiengangs. Von „Entgleisungen“ Austermanns ist bei Wendland die Rede. Andere Angehörige des Studiengangs mischten sich ebenfalls per E-Mail und Briefe ein.

Auf Anfrage forderte Eichel erneut, dass ein „ganz neuer Anfang“ nötig sei. UdK-Präsident Rennert müsse „aufräumen“ – und klarstellen, dass er den Studiengang nicht abschaffen wolle. Neue Studenten nicht mehr zulassen zu wollen, sei dagegen überzogen. Wendland sagte, es habe zwar atmosphärische Spannungen gegeben, mit denen man aber „umgehen kann, wenn man professionell und fair arbeitet“. Es sei auch um Personen, vor allem aber um die Sache gegangen. Austermann erklärte dagegen, als „loyales Mitglied der UdK“ stehe er hinter der „klugen Entscheidung“ des Präsidenten: „Der Studiengang lebt von Lehrenden von außen. Das darf aber nicht dazu führen, dass von außen Unruhe in die Uni hineingetragen wird.“ Er könne aus „Verantwortung den Studierenden gegenüber“ genauso wie als beamteter Professor gar nicht „zurücktreten“. Mit den anderen Anschuldigungen müsse man leben.

Kritik wird auch am Präsidenten der UdK laut. Uniangehörige meinen, Rennert habe erst gar nicht erst versucht, die Kontrahenten an einen Tisch zu holen und sie zu beschwichtigen. Rennert dagegen sagt, der „unversöhnliche Ton“ der zahlreichen offenen Briefe habe ihm bei seiner Reaktion keine andere Wahl gelassen. Er wolle nun zeitnah einen neuen Leiter benennen, der den Studiengang künftig alleine führen soll. Dass jetzt der Verleger, Theaterkritiker und Schriftsteller Michael Merschmeier (Jahrgang 1953) – eines seiner bekanntesten Bücher ist „Fröhlichs freier Fall“, ein Krimi auch über die UdK – im Gespräch ist und wohl am Freitag präsentiert werden soll, wollte eine UdK-Sprecherin nicht bestätigen. Bei dem einjährigen Aufnahmestopp werde es aber bleiben. Danach sollten Studierende wieder zugelassen werden, der Studiengang, so Rennert, liege ihm weiterhin „sehr am Herzen“.

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