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Universität der Künste: Studenten kämpfen für ihre Professorin

Die Stelle des Medienkünstlers Stan Douglas, der die UdK 2006 verließ, soll neu besetzt werden. Aber der alte Streit um die inhaltliche Ausrichtung der Professur torpediert die Kandidatenkür. Studierende wollen die Filmemacherin Hito Steyerl durchsetzen.

Studierende der Universität der Künste fordern, dass die Filmemacherin und Autorin Hito Steyerl auf eine ordentliche Professur an der Fakultät Bildende Kunst berufen wird. Steyerl ist seit dem Wintersemester 2007/2008 Gastprofessorin an der UdK, sie hat bis zum Ende dieses Sommersemesters die Stelle von Stan Douglas vertreten. Der kanadische Star der Medienkunst hatte seine Professur im Sommer 2006 unter Protest aufgegeben, nachdem Fakultäts- und Unileitung ihm untersagen wollten, seine Lehrveranstaltungen als Blockseminare anzubieten.

Auch Steyerl ist Medienkünstlerin, international bekannt wurde sie mit Installationen und Essayfilmen, in denen sie sich etwa mit der „Pornografisierung der Politik“ auseinandersetzt. Von den Studierenden wird Steyerl, Jahrgang 1966, hoch geschätzt: Sie habe nach dem Debakel mit Douglas einen funktionierenden Lehrbetrieb aufgebaut. Sie vertrete zudem den unterrepräsentierten Bereich Film und Video und verbinde in vorbildlicher Weise künstlerische Praxis und Kunsttheorie, heißt es in einem offenen Brief der Klasse Steyerl. In Arbeitsbesprechungen greife sie anders als andere Professoren kunsttheoretische Diskurse aus ihren Seminaren auf. Und in der Lehre verfolge Steyerl „basisdemokratische Ansätze“.

Tatsächlich stand Steyerl bereits auf Platz 1 der Berufungsliste, aber im Zuge eines Streits über die inhaltliche Ausrichtung der Fakultät wurde diese Liste revidiert: Auf den ersten Platz rückte ein Medienkünstler, der vorrangig mit Fotografie arbeitet. Als jedoch in der Abstimmung über die neue Liste am 15. Juli eine Pattsituation entstand – 13 Professoren stimmten für den Erstplatzierten, 13 gegen ihn –, wurde auch diese Liste verworfen. Als einzige Möglichkeit bliebe jetzt, die Professur neu auszuschreiben, sagt Ana Dimke, Dekanin der Fakultät Bildende Kunst und UdK-Vizepräsidentin. Im Hintergrund des Berufungsstreits stehe die Frage, ob es wichtiger sei, die Fotografie weiter zu stärken, wo schon zwei Professuren neu besetzt wurden, oder die Videokunst vorzuziehen – auch weil es mit Steyerl so gut gelaufen sei.

Die Studierenden sehen im drohenden Abbruch des Verfahrens eine „grobe Missachtung der Bedürfnisse und Rechte der Studierenden“ – und störten am vergangenen Donnerstag die Eröffnung des alljährlichen „Rundgangs“ der UdK mit einer Sitzblockade vor dem Haupteingang in der Hardenbergstraße (Charlottenburg). Daraufhin lud UdK-Präsident Martin Rennert Studentenvertreter für diesen Freitag zu einem gemeinsamen Gespräch mit dem Fakultätsrat. Es sei allerdings nicht möglich, erneut über die verworfene Berufungsliste zu diskutieren, sagt Dekanin Dimke. Man könne doch nicht „so lange abstimmen, bis es passt“.

Hito Steyerl fragt sich indes, „inwieweit den Studierenden ein Mitspracherecht zugebilligt wird“. Es müsse thematisiert werden, „wie an der Uni Entscheidungen zustande kommen und demokratisch transparent gemacht werden“, sagt Steyerl. Die Professur im Wintersemester erneut zu vertreten, hat sie abgelehnt. Steyerl kehrt der UdK den Rücken.

Schon beim Weggang von Stan Douglas hatte der Richtungsstreit eine Rolle gespielt. Nachdem im Sommer 2006 auch der Maler Daniel Richter und der Bildhauer Tony Cragg gekündigt hatten, sprach UdK-Präsident Rennert von „großen Streitereien bezüglich der inhaltlichen Ausrichtung“. Amory Burchard

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