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In der Kritik. Der Herzspezialist und Stammzellforscher Bodo-Eckehard Strauer in einem Untersuchungsraum der Uniklinik Düsseldorf. Das Bild entstand im September 2007. Strauer ist inzwischen emeritiert.

© dpa

Verdacht auf wissenschaftliches Fehlverhalten: Neue Vorwürfe gegen den Stammzellforscher Bodo-Eckehard Strauer

Die Behandlung von Herzinfarktpatienten mit adulten Stammzellen machte den deutschen Herzspezialisten weltweit bekannt. Nun sind erneut Zweifel an seinen Publikationen aufgekommen.

Bereits Ende 2012 gab es den Verdacht, er habe wissenschaftlich nicht einwandfrei gearbeitet. Jetzt haben vier Forscher vom Londoner Imperial College in Strauers Publikationen zahlreiche Widersprüche entdeckt, berichten sie im „International Journal of Cardiology“. Die Arbeiten enthielten Ungereimtheiten, Ungenauigkeiten und Rechenfehler, behaupten sie.

Die Universität Düsseldorf, wo Strauer bis zu seiner Emeritierung 2009 arbeitete, will die aktuellen Vorwürfe nicht kommentieren. Susanne Dopheide, Sprecherin des Düsseldorfer Universitätsklinikums, verweist auf eine Uni-interne Kommission sowie eine dreiköpfige externe Kommission unter Leitung des Göttinger Forschers Heyo Kroemer, die nach dem Lautwerden der ersten Vorwürfe im Dezember den Fall untersuchen. „Selbstverständlich werden auch die jetzt publizierten Daten herangezogen“, sagt sie. Allerdings seien diese sehr umfangreich, so dass es noch „einige Monate“ dauern werde, bis ein Ergebnis vorliege.

Ralf Höcker, Strauers Anwalt, schreibt in einer Stellungnahme: „Einige Vorwürfe sind frei erfundener Unsinn, andere sind maßlos übertrieben. Man darf als unbefangener Betrachter nicht glauben, es sei schon etwas dran an diesen Vorwürfen, nur weil so intensiv über sie berichtet wird.“ Den Anschuldigungen lägen persönliche Motive zugrunde, heißt es weiter. „Der Hauptautor ist ein Biologe, der meinen Mandanten seit langem zwanghaft mit vermeintlichen Enthüllungen, Anzeigen und Schmähschriften verfolgt.“ Einer seiner Angehörigen sei Patient bei einer früheren Mitarbeiterin Strauers gewesen. Höcker spricht von einer „Rufmordkampagne“.

Strauer hatte 2001 zum ersten Mal einen Herzinfarktpatienten mit dessen eigenen Knochenmark-Stammzellen behandelt. Dem Patienten waren die Stammzellen in das vom Absterben bedrohte Herzgewebe gespritzt worden. Die Meinungen über diese Therapie, die auch danach angewendet wurde, gehen auseinander.

„Anfangs dachte man, die Stammzellen würden sich in Herzzellen umwandeln, das glaubt heute kaum noch jemand“, sagt der Herzspezialist Gerd Hasenfuß von der Uni Göttingen. Dennoch wurde teilweise eine bessere Funktion des Herzens beobachtet. „Möglicherweise setzten die eingespritzten Zellen Botenstoffe frei, so dass der Heileffekt verbessert wurde“, sagt Hasenfuß. Manche Studien hätten jedoch gezeigt, dass der Effekt des Eingriffs nicht lange anhielt. Mit einer umfassenden Studie (an der Hasenfuß nicht beteiligt ist) solle nun abgeklärt werden, ob das Verfahren tatsächlich einen Überlebensvorteil bringt. (mit dpa)

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