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Besser als sein Ruf. Der Astrazeneca-Impfstoff rettet Leben.

© imago images/Independent Photo Agency Int.

Verhindert neun von zehn schweren Verläufen: Astrazeneca wohl viel wirksamer als gedacht

Der Corona-Impfstoff der Uni Oxford und des Pharmaunternehmens Astrazeneca hat ein Imageproblem. Neue Daten könnten die Akzeptanz verbessern.

Vielleicht lag es an der Mitteilung, mit der Astrazeneca und die britische Universität Oxford die Wirksamkeit ihres Impfstoffes gegen Covid-19 im November publik machten: 70 Prozent Effektivität waren ein gutes Zwischenergebnis der klinischen Erprobung, aber kurz zuvor waren Wirksamkeiten von über 90 Prozent für zwei mRNA-basierte Impfstoffe vermeldet worden.

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Das Astrazeneca-Vakzin wird seither als „weniger wirksam“ wahrgenommen, und es gibt Berichte, dass Menschen in Deutschland nicht zu ihrem Impftermin erscheinen.

Doch neue Daten belegen, dass die Menschen gut beraten sind, sich immunisieren zu lassen – gleich, mit welchem der verfügbaren Impfstoffe.

Die neuen Varianten des Coronavirus Sars-CoV-2 sind bereits weit verbreitet, auch in Deutschland, und sie werden die Fallzahlen nach Experteneinschätzung steigen lassen. Damit geht auch wieder eine stärkere Belastung der Krankenhäuser einher und mehr Menschen werden an und mit Covid-19 versterben, vor allem unter den älteren Menschen, die als erste geimpft werden sollten.

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Jetzt wurden erstmals wissenschaftliche Auswertungen der breiten Anwendung von Astrazeneca in allen Bevölkerungsgruppen in Großbritannien publiziert (hier, hier und hier). Bislang wurden die Studien noch nicht zur Veröffentlichung in Fachjournalen begutachtet, aber die Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit der Vakzine auch bei Personen über 65 Jahren sind einsehbar.

Stiko empfiehlt Impfstoff jetzt auch für 60-Plus

„Die Daten aus Großbritannien belegen sehr eindrücklich, dass der Impfstoff auch bei älteren Menschen sehr gut wirkt“, sagt Bernd Salzberger, Infektiologe an der Uniklinik Regensburg und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie.

Die Gesellschaft hatte bereits am 1. März die Anwendung des Impfstoffs in älteren Altersgruppen und eine Anpassung der Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut (Stiko) gefordert. „Die Daten zeigen, dass der Impfstoff der Krankheit sehr gut vorbeugt“, sagt Salzberger.

Die Stiko aktualisierte vergangenen Donnerstag ihre Empfehlung. In einer Mitteilung gelangte das Gremium zu dem Schluss, „die Impfung mit dem Astrazeneca-Impfstoff für alle Altersgruppen, entsprechend der Zulassung zu empfehlen“, nachdem sie den Impfstoff zunächst nur für unter 65-Jährige vorgesehen hatte. „Das macht die Impfungen in Deutschland sehr viel einfacher“, kommentiert Salzberger.

Wie Mene Pangalos von Astrazeneca auf einer Pressekonferenz des Science Media Centers Deutschland berichtete, seien die „real world“-Daten aus den Impfprogrammen in Großbritannien sehr ermutigend: „Die Effektivität der Impfung erreicht auch bei Menschen über 80 Jahre über 90 Prozent.“

Bereits drei Wochen nach der ersten Dosis zeige sich die Schutzwirkung gegen schwere Verläufe. „Bei unserem Ziel, die Gesellschaft wieder in den Normalbetrieb zu bringen, geht es vor allen darum, dass die Menschen nicht so schwer erkranken“, sagt Pangalos.

Daten beruhen auf Verabreichung einer Dosis

Die jetzt veröffentlichten Daten beruhen auf Auswertungen nach dem Verabreichen nur einer Dosis. Eine zweite Dosis des Impfstoffes mehrere Wochen nach der ersten verstärkt die Wirkung noch. Pangalos erwartet gute Ergebnisse für einen Zwischenzeitraum von zwölf Wochen. Allerdings gehe es dabei eher um die langfristige Wirkung als die Erhöhung der Effektivität.

[Mehr zum Thema: Angst vor Corona-Mutanten - was man jetzt über die neuen Virusvarianten wissen muss]

„Wir haben bereits in den klinischen Studien drei Wochen nach der ersten Dosis keine Krankenhausaufenthalte oder Todesfälle unter den Geimpften verzeichnet“, sagt Andrew Pollard, der Direktor der Impfstoffgruppe an der Universität Oxford. In den Studien biete es sich aber an, leichtere Verläufe bei Geimpften und Ungeimpften zu vergleichen, da sie häufiger auftreten.

Bereits damals seien vergleichbare Wirkungen auf jüngere und ältere Teilnehmende gemessen worden, doch die Zahl Älterer sei nicht groß genug gewesen, um diese Ergebnisse statistisch so gut abzusichern, wie die der jüngeren Teilnehmenden.

„Ich glaube es gab Probleme dabei, dies zu kommunizieren“, räumt Pollard ein. Nun gehe es in Anbetracht der täglichen Todesfallzahlen in Europa von etwa 4000 pro Tag darum, so schnell wie möglich so viele Menschen wie möglich zu impfen – gleich mit welchem der zugelassenen Covid-19-Impfstoffe.

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