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Denkend: Installation auf dem Campus Adlershof

© imago images/Jürgen Held

Was Berlins Unipräsidenten von RGR erwarten: „Am besten ein Ressort nur für die Wissenschaft“

Im Sondierungspapier von SPD, Grüne und Linke ist zum Thema Wissenschaft eher Vages zu lesen. Die Berliner Unileitungen hoffen auf mehr.

Viel ist es nicht, was im Sondierungspapier von Rot, Grün und Rot in Berlin zur Wissenschaft zu finden ist. Sieben Zeilen sind dem Punkt gewidmet. „Berlin soll Wissenschafts- und Forschungsstandort von weltweiter Bedeutung bleiben und sich mit seinen universitären und außeruniversitären Einrichtungen weiterentwickeln“ lautet die allgemein gehaltene zentrale Aussage – ergänzt um einige Punkte, die anzustreben sind: Zusammenarbeit von Wissenschaft und Gesellschaft, Wissenstransfer und Unternehmensausgründungen, gute Arbeitsbedingungen an den Berliner Hochschulen.

In den Uni-Präsidien hofft man, dass die alten und wahrscheinlich auch neuen Koalitionäre in ihrem jetzt zu verhandelnden Koalitionsvertrag einen deutlicheren Schwerpunkt beim Thema Wissenschaft setzen. Das zeigt eine Umfrage des Tagesspiegels unter den Präsident:innen der drei großen Berliner Universitäten.

"Offensiver mit Stärken Berlins auftreten"

„Mit dieser Stärke Berlins müsste man offensiver auftreten“, sagt Christian Thomsen, Präsident der Technischen Universität. „Unter Michael Müller war Wissenschaft erste Priorität für die Stadt. Das muss so bleiben“, findet Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität.

Und auch Sabine Kunst, Präsidentin der Humboldt-Universität, sagt, im Koalitionsvertrag müsse sich widerspiegeln, wie ein Forschungsstandort von weltweiter Bedeutung wie Berlin gestaltet werden soll. Sie sei gespannt, wie das Thema Wissenschaft „in Ressourcenallokation und Ressortzuschnitt konkretisiert wird“.

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Eine gute Grundlage sieht Thomsen in dem von den Koalitionären bereits vor der Wahl zugesagten finanziellen Aufwuchs von 3,5 Prozent der Landesmitteln jährlich. Allerdings brauche es dringend zusätzliche Mittel für die Sanierung von Hochschulgebäuden, finden alle Unipräsident:innen. „Wenn wir das aus den Haushalten der Unis finanzieren müssen, reicht der Aufwuchs nicht mehr aus. Dafür muss Extrageld zur Verfügung gestellt werden“, sagt Thomsen.

"Das Land darf die Unis nicht alleine lassen"

Auch Kunst hält den Aufwuchs von 3,5 Prozent für „toll“. Er reiche allerdings „nur knäpplichst für das, was wir an Schuldscheinen eh im System haben“. Viele Initiativen des Landes müssten verstetigt werden. Erst recht würde ein Aufwuchs von 3,5 Prozent nicht für einen Umbau der Personalstruktur ausreichen, sagte Kunst in Anspielung auf die umstrittene Post-Doc-Neuregelung im Berliner Hochschulgesetz.

Die bewegt die Unileitungen ohnehin weiter. Politik und Hochschulen müssten jetzt gemeinsam das Thema Karrierewege in der Wissenschaft anpacken, sagt Ziegler: „Da muss das Land offen sein und darf die Hochschulen mit dem neuen BerlHG nicht allein lassen.“

Der TU-Präsident ist selbstkritisch beim Thema Post Docs

Aus Thomsens Sicht ist eine Präzisierung des Berliner Hochschulgesetzes beim Thema Post Docs notwendig. Dabei gehe es einerseits um eine Übergangsregelung, und zum anderen darum, eine weitere Qualitätsprüfung im Tenure-Verfahren einzuplanen, bevor Postdoktoranden unbefristet eingestellt werden. An sich hätten die Unileitungen aber das „Signal aus dem Hochschulgesetz“ verstanden, jungen Wissenschaftler:innen mehr als bisher echte Perspektiven zu geben. „Wir haben #IchbinHanna zu wenig ernst genommen“, sagte Thomsen selbstkritisch.

Insgesamt wünscht sich Thomsen auch eine Bekräftigung der Autonomie der Hochschulen von den Koalitionären. Und wie sieht es mit dem Senatszuschnitt aus? Dass die Wissenschaft erneut im Roten Rathaus bei der dann Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) angesiedelt ist, gilt als so gut wie ausgeschlossen.

Aufgrund der Bedeutung der Wissenschaft für Berlin wünscht sich Kunst im kommenden Senat eine „eigenständige Wertschätzung des Berlins auszeichnenden Politikfeldes“ – sprich: ein eigenständiges Wissenschaftsressort. So denkt auch Thomsen. Sollte es nicht dazu kommen, sei vorstellbar, die Wissenschaft der Kultur oder der Wirtschaft zuzuordnen. „Mit einem unabhängigen Kopf als Staatssekretär kann das gut gehen.“ Sollte das Ressort an die Linke gehen, habe er nur Zweifel, ob das Thema Exzellenz bei der Partei so gut aufgehoben sei.

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