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Mecklenburg-Vorpommern ist das erste Bundesland, das den landesweiten Regelbetrieb an den Schulen wieder aufnimmt.

© Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa

Was Studien sagen: Wie gefährlich ist die Schule für das Infektionsgeschehen?

Aus den USA hört man von einem Ferienlager, in dem Kinder zu Superspreadern wurden. Deutsche Studien geben hingegen Hoffnung.

Die Studienlage ist widersprüchlich. Die einen sagen, die Infektionsgefahr von Kindern bis zehn Jahre sei sehr gering. Aus den USA hört man dagegen von einem Ferienlager, in dem Kinder zu Superspreadern wurden.

Deutsche Wissenschaftler kamen jüngst zu eher entwarnenden Ergebnissen: Bei der bisher bundesweit größten Studie zum Thema an der Uniklinik Leipzig wurden 2600 Kinder und Lehrkräfte an zehn Grundschulen und neun Gymnasien getestet. Die akute Infektionsrate lag bei null. In gerade einmal 14 Proben fanden sich Antikörper als Hinweis auf eine überstandene Corona-Infektion.

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Warum Kinder offenbar weniger stark von Corona betroffen sind als Erwachsene, sei noch unklar, so Wieland Kiess, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Leipzig. Die Studie lege zudem nahe, dass sich vor allem Kinder unter zehn Jahren weniger häufig infizieren.

Zu ganz ähnlichen Ergebnissen kamen auch Wissenschaftler der Uniklinik Dresden. Die Forscher nahmen im Mai und Juni 2045 Blutproben von Schülern und fanden nur bei zwölf zweifelsfrei Antikörper gegen Sars-CoV-2. An der Uni Bochum steht gerade eine Reihenuntersuchung von Hunderten Kindern aus dem Ruhrgebiet vor dem Abschluss. Erste Erkenntnisse machen ebenfalls Hoffnung, dass Schulen nicht zu neuen Infektions-Hotspots werden: „Die Zahlen waren verschwindend gering“, so Studienleiterin Folke Brinkmann.

Drosten analysierte 3303 Fälle

Der Chefvirologe der Berliner Charité, Christian Drosten, kam hingegen zu dem Ergebnis, dass es keine Hinweise darauf gebe, dass Kinder nicht genauso ansteckend seien wie Erwachsene. Er und sein Forscherteam analysierten die Daten von 3303 Sars-CoV-2-Infizierten und fanden bei 29 Prozent der Kinder von null bis sechs Jahren eine Virusmenge, die für eine Ansteckung wahrscheinlich ausreichend ist. In der Altersgruppe der Null- bis 19-Jährigen waren es 37 Prozent, bei den über 20-Jährigen 51 Prozent.

Welche Studienergebnisse sagen uns am Ende, wie gefährlich der Regelbetrieb an Schulen wirklich ist? Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, schätzt vor allem die Infektiosität von Kindern bis zum zehnten Geburtstag als gering ein. „Die großen Studien zeigen alle, dass sich vor allem die jüngeren Kinder weniger häufig mit Sars-CoV-2 infizieren“, so der Chefarzt am Christlichen Kinderhospital Osnabrück gegenüber dem Tagesspiegel.

Er geht davon aus, dass sie anders als bei der Grippe nicht als Beschleuniger der Ansteckungsketten wirken. „Das heißt jedoch nicht, dass Kinder keine Gefahr darstellen“, so der Privatdozent.

Letztlich ist es ein Drahtseilakt, den Deutschland gerade einstudieren muss: „Wir können uns keinen weiteren umfassenden Lockdown leisten“, sagt auch die Ethikratsvorsitzende Alena Buyx. „Deshalb müssen wir jetzt alle gemeinsam wieder vorsichtiger werden.“ Einschränkungen, die in Zukunft nötig werden könnten, müssten so präzise wie möglich sein. Wichtig blieben Buyx zufolge: Abstand, Hygiene, Maske.

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