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Widerspenstig. Mycobacterium tuberculosis, aufgenommen unter dem Elektronenmikroskop.

© dpa, Robert-Koch-Institut

Welttuberkulosetag: In Europa sinkt die Zahl der Infizierten

Es gibt Fortschritte im Kampf gegen Tuberkulose, verkünden Weltgesundheitsorganisation und ECDC. Resistenzen gegen die derzeit verfügbaren Medikamente bleiben aber ein Problem. In Deutschland steigt außerdem die Zahl der infizierten Kinder.

Seit Monaten plagten Winnie Bauchschmerzen, nun schwoll auch noch ihr Unterleib an. Kein Arzt fand die Ursache. Mit Fieber kam die zweifache Mutter ins Karolinska-Krankenhaus in Stockholm – und dort wuchs ihre Angst weiter. Möglicherweise Eierstockkrebs, hieß es. Doch bei einer Bauchspiegelung fanden die Ärzte keine Krebszellen, sondern Mycobacterium tuberculosis. Die 39-Jährige hatte nichtpulmonale Tuberkulose.

„Wir dürfen diese Patienten nicht vergessen“, sagte Marc Sprenger, der Direktor des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC). Anlässlich des Welttuberkulosetages am Sonntag legten ECDC, die Europaregion der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Robert-Koch-Institut (RKI) ihre aktuellen Daten vor. Im Europäischen Wirtschaftsraum erkrankten demnach 2011 mehr als 72 000 Menschen an Tuberkulose, vier Prozent weniger als im Vorjahr. In Deutschland wurden dem RKI 4317 Fälle gemeldet, das sind 71 weniger als 2010. Allerdings stieg die Zahl der infizierten Kinder von 160 auf 179. Auch in Deutschland sei Tuberkulose meist eine Krankheit der sozial Schwachen.

WHO und ECDC wiesen auf zwei Probleme hin: Im Europäischen Wirtschaftsraum werde die nichtpulmonale Tuberkulose wichtiger und damit eine TBC-Variante, die schwer diagnostizierbar ist. Der Anteil dieser Erkrankten stieg von 16 Prozent im Jahr 2002 auf 22 Prozent im Jahr 2011. Außerdem verzeichnet die WHO-Region Europa, darunter auch Russland, immer noch 78 000 Menschen mit Tuberkuloseformen, die gegen viele oder fast alle Medikamente resistent sind. Nur jeder zweite dieser Patienten kann erfolgreich behandelt werden. In Deutschland betreffen die Resistenzen zwei Prozent der TBC-Fälle.

Winnie war zunächst erleichtert, dass sie „nur“ Tuberkulose und keinen Krebs hatte. Doch die Therapie dauerte trotzdem Monate, immer wieder gab es Komplikationen wie Unverträglichkeiten von Medikamenten oder Abzesse. Die ganze Familie litt mit, sagt sie: „Es war hart, wirklich sehr hart.“

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