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Wie weiter mit der Uni-Elite?: Ohne Zukunftskonzepte keine Elite

In der Politik gibt es Widerstände gegen ein bloßes "Imboden-Ranking" in der nächsten Exzellenzinitiative. Aber sollen antragsmüde Unis wirklich wieder lange "Zukunftskonzepte" schreiben müssen?

Im nächsten Exzellenzwettbewerb sollen Unis nach schon erbrachten Leistungen gerankt werden. Die Konkurrenz mit aufwendigen „Zukunftskonzepten“ kann entfallen. So hat es die Expertenkommission um den Schweizer Umweltphysiker Dieter Imboden empfohlen und aus der Wissenschaft viel Zuspruch erhalten. Und jetzt? „Warum rudern Sie zurück, was ist passiert?“, fragte Bernhard Eitel, Rektor der Universität Heidelberg, Imboden am Dienstagabend in der Heinrich-Böll-Stiftung in alarmiertem Ton. Dort diskutierte Imboden auf Einladung auch der Vodafone-Stiftung auf einem Podium über die Frage: „Wie breit ist die Spitze? Die Zukunft der Exzellenzinitiative“.
Imboden hatte gesagt, er fände es gut, wenn die Präsidenten zur Exzellenzentscheidung ihre Zukunftsideen einreichen – als Voraussetzung, ohne die kein Geld fließt. Sollen die Unis nun also sogar nach Imbodens Meinung doch wieder aufwendige Zukunftskonzepte schreiben müssen? „Der Rektor muss eine Vorstellung von der Zukunft seiner Universität haben“, sagte Imboden. Aber die Konzepte sollten nicht zur Beurteilung der Unis herangezogen werden. „Sonst haben wir wieder diese Schaufenstergeschichte“, sagte Imboden. In anderen Worten: Die Unis versprechen alles Mögliche, halten aber nur manches.

"Die Gremienstruktur brechen"

Die Politik will sich vom Wettbewerb um Zukunftskonzepte aber nicht lösen. Michael Kretschmer, Bildungsexperte der CDU im Bundestag, sagte: „Ohne die Zukunftskonzepte hätte die Exzellenzinitiative nicht diese Wirkung erzielt. Ich bin mir nicht sicher, ob die Unis schon da sind, wo wir sie haben wollen.“ Über die Konzepte werde die „governance“ der Unis verbessert: „Wir müssen die kollektive Verantwortungslosigkeit, die wir zumindest in Teilen der Hochschulen durch die Gremienstruktur haben, brechen“, sagte Kretschmer.
Rainer Forst, Sprecher des Frankfurter Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“, hält es für „eine Illusion, mit irgendeinem Wettbewerb Governance-Probleme lösen zu wollen, die in die Gesetzgebung der Bundesländer fallen“. Im Übrigen gebe es auch in Stanford Gremien. Vor allem aber sei es die Wissenschaft leid, ständig aufwendige Anträge schreiben zu müssen: „Irgendwann ist auch mal gut.“
Auch Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) hält die „governance“ an deutschen Hochschulen für reformbedürftig. Der Vorschlag der Imboden-Kommission, die Uni-Präsidenten mit zusätzlichen Finanzmitteln zu stärken, könne einen „Wettbewerb um das beste Hochschulgesetz“ zwischen den Ländern entfachen, sagte sie. Abträglich für eine bessere „governance“ werde es aber sein, wenn der Wettbewerb auch gemeinsame Bewerbungen mehrerer Unis zulässt, wie es aktuell diskutiert wird: Wenn etwa in Berlin "eine selbstbewusste Präsidentin" gezwungen werde, sich nicht nur mit der eigenen, sondern auch noch anderen Unis abzustimmen, werde das die „governance“ sogar schwächen. Außerdem würden Bewerbungen im Verbund zu „Scheinehen“ und „Beutegemeinschaften“ führen.

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