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Hector

© Uni Karlsruhe

Wissenschaftsfonds: Uni Karlsruhe erhält 200 Millionen

Hans-Werner Hector zählt zu den reichsten Deutschen. Jetzt stellt der SAP-Mitbegründer eine der höchsten privaten Zuwendungen in der deutschen Universitätsgeschichte zur Verfügung.

Die Universität Karlsruhe hat eine Stiftung von 200 Millionen Euro erhalten – und damit eine der höchsten privaten Zuwendungen in der deutschen Universitätsgeschichte. SAP-Mitbegründer Hans-Werner Hector (68) unterzeichnete gestern bei einem Festakt den entsprechenden Vertrag im Beisein von Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU). Mit dem „Hector-Wissenschaftsfonds“ soll die Universität in Berufungs- und Bleibeverhandlungen besser um herausragende Forscher werben können. Dabei kommt der Universität entgegen, dass Baden-Württemberg bald das Aufstocken staatlicher Professoren-Gehälter durch private Zulagen erlauben will. Die Regelung werde vorbehaltlich einer rechtlichen Prüfung im Frühjahr 2009 in Kraft treten, sagte eine Sprecherin des Wissenschaftsministeriums.

Aus der 200-Millionen-Stiftung wird die Universität jedes Jahr rund fünf Millionen Euro für Ausstattung und Gehälter von Top-Forschern erlösen. Über die Vergabe entscheidet ein Kuratorium aus Hochschul- und Wirtschaftsvertretern. „Herausragend qualifizierte Hochschullehrer konnten im bisherigen Rahmen oftmals keine angemessene Besoldung bekommen“, sagte Hector. Er kritisierte, Bildung habe in der Politik nicht den richtigen Stellenwert. Eine Gesellschaft sei aber nicht nur auf die Politik angewiesen.

Oettinger räumte ein, Hector habe nicht nur eine Lücke, sondern einen Graben überwunden. Auf die Frage, ob das Land mehr tolle Menschen brauche wie Hector, vergaß er allerdings auch die einfachen Bürger nicht: „Wir haben ja viele tolle Menschen im Land, vor allem die Steuerzahler.“ Hector stehe für eine vorbildliche Stiftungskultur.

Der diplomierte Mathematiker Hector hatte sich vor rund zehn Jahren aus dem Software-Unternehmen SAP zurückgezogen und seine Aktien verkauft. Er gilt als einer der reichsten Deutschen mit Milliardenvermögen und gemeinsam mit seiner Frau Josefine als einer der wichtigen Stifter des Landes für Kultur und Medizin. Das an der Bergstraße lebende Ehepaar unterstützte die Universität Karlsruhe seit Jahren. Hector ist Ehrensenator und Ehrendoktor. Die nun gestiftete Summe sprengt jedoch alle bisherigen Dimensionen, nicht nur in Karlsruhe.

Uni-Stiftungen im Bereich von 200 Millionen Euro sind in Deutschland bislang nur zwei bekannt: Ende 2006 half die Jacobs-Stiftung mit der Summe der International University Bremen, die nun Jacobs-University heißt. Im Laufe von 20 Jahren förderte SAP-Mitbegründer Hasso Plattner mit diesem Betrag das nach ihm benannte Informatik-Institut der Universität Potsdam. Zum Vergleich: Die zur Stiftungsuniversität umgewandelte Frankfurter Universität startet mit rund 85 Millionen Euro Kapital, größter einzelner Betrag darunter sind 32 Millionen Euro aus einem Bankierserbe.

Die Technische Universität Karlsruhe, gegründet 1825, hat zurzeit rund 250 Professoren und 18 500 Studenten. In der ersten Runde des Exzellenzwettbewerbes erhielt sie den Elitetitel, was ihr über fünf Jahre 96 Millionen Euro Fördergeld bringt. Teil des Elitekonzeptes ist das Verschmelzen mit dem bundeseigenen Forschungszentrum Karlsruhe zum Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Der Rektor der Universität Karlsruhe, Horst Hippler, hatte nach der Elitekür geklagt, deutsche Professorengehälter seien international nicht wettbewerbsfähig. Die Kollegen der ETH Zürich lächelten nur, wenn er mit der deutschen Besoldung um Spitzenleute werbe.

Helfen soll den Unis in Baden-Württemberg nun der vom Land geplante neue Kombilohn für Professoren. Demnach sollen Hochschulen ihren staatlichen Gehaltstopf mit privaten Geldern von Stiftern und Spendern auffüllen dürfen. Eine Abstimmung mit anderen Ländern oder dem Bund sei nach der Föderalismusreform nicht nötig, heißt es dazu im Ministerium. Bislang können Spender und Stifter zwar Ausstattung und Mitarbeiter fördern, aber nicht das private Gehalt eines umworbenen Professors aufbessern. Frank van Bebber

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