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© picture alliance / dpa

Wissenschaftsrat zum Wissenstransfer: Wie die Third Mission vermessen wird

Hochschulen und außeruniversitäre Institute engagieren sich zunehmend im Wissenstransfer. Was fehlt, sind Strategien und Anerkennung. Jetzt macht der Wissenschaftsrat Vorschläge.

Unis und außeruniversitäre Institute öffnen in der „Langen Nacht der Wissenschaften“ ihre Labore und Hörsäle für das interessierte Publikum. Sie veranstalten öffentliche Ringvorlesungen und beziehen Bürgerwissenschaftler in ihre Projekte ein. Ingenieurwissenschaftler entwickeln ihre Innovationen gemeinsam mit Unternehmen bis zur Produktreife. Und Sozialwissenschaftler klären die Politik etwa über das Engagement freiwilliger Helfer für Flüchtlinge auf.

All das ist Wissenstransfer – und noch viel mehr. „Verengte Transferbegriffe“ kritisiert der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Manfred Prenzel. Schon in der Grundlagenforschung müsse es „Interaktion mit der Abnehmerseite“ geben, sagte Prenzel jetzt anlässlich der Vorstellung einer Empfehlung des Wissenschaftsrats zum „Wissens- und Technologietransfer als Gegenstand institutioneller Strategien“.

Institute sollen Anreize bieten, Transferpotenzial auszuschöpfen

Damit widmet sich das Gremium einem Thema, das Politik und Wissenschaft in jüngster Zeit umtreibt. Unlängst haben das Institut für Hochschulforschung an der Uni Halle-Wittenberg und das Centrum für Hochschulentwicklung im Auftrag des Bundesforschungsministeriums ein aufwendiges Indikatoren-Modell vorgelegt, mit dem sich die Leistungen von Hochschulen und Instituten erstmals messen und honorieren lassen sollen.

„Es gibt ein Anerkennungsdefizit“, sagt auch Manfred Prenzel. Hochschulen seien nach wie vor auf exzellente Forschung fixiert und verstünden Transferaktivitäten noch nicht als ihre Kernaufgabe. Der Wissenschaftsrat empfiehlt, die Verantwortung für die „Third Mission“ – neben Forschung und Lehre – auf der Leitungsebene zu verankern. Wissenschaftliche Einrichtungen müssten ihren Mitarbeitern ausreichende Anreize bieten, „das vorhandene Transferpotenzial auszuschöpfen“. Konkret schlägt der Wissenschaftsrat vor, regionale Plattformen für die Begegnung mit Partnern außerhalb der Wissenschaft zu gründen und partizipative Forschungsformate zu entwickeln.

Regeln guter Transferpraxis gefordert

Dem Gremium geht es auch um die Frage, wie Engagement im Wissens- und Technologietransfer als wissenschaftliche Leistung etwa bei der Mittelverteilung oder Besoldung anerkannt werden kann. Prenzel warnte allerdings davor, Transferleistungen „anhand von einfachen quantitativen Indikatoren messen zu wollen“. Der Wissenschaftsrat rät ergänzend zu einem „expert review“-Verfahren, bei dem Partner außerhalb der Wissenschaft befragt werden. Gleichzeitig werden „Regeln guter Transferpraxis“ gefordert, damit wissenschaftliche Einrichtungen in der Kooperation mit Partnern aus anderen Bereichen ihre Unabhängigkeit und Autonomie wahren.

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