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Durchblick. In Darmstadt ist Philosophie für Maschinenbauer Pflicht – ebenso ein Auslandsjahr. Foto: Katrin Binner/TU Darmstadt

© Katrin Binner / TU Darmstadt

Wissen: Wo der Bachelor gut gedeiht

Mehr Praxis, mehr Ausland, weniger Stoff: Rektoren stellen Reformprojekte vor

Die Hälfte der Maschinenbaustudenten an der TU Darmstadt hat das Studium abgebrochen. 2007 zog der Fachbereich die Notbremse und überarbeitete den sieben Jahre zuvor eingeführten Bachelorstudiengang grundlegend. Die TU bietet unter anderem mehr Praxis im Studium und baut Auslandsaufenthalte regulär ein. Die Abbruchquote sank auf heute zehn Prozent. Ein Beispiel für die Reform der Bolognareform, das die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) für vorbildlich hält. In einer Broschüre stellt die HRK jetzt reformierte Studiengänge und Projekte vor.

An der TU Darmstadt müssen Bewerber im Interview einen Professor, einen wissenschaftlichen Mitarbeiter und einen Studierenden von ihrem Interesse am Maschinenbau überzeugen. Das Studium beginnt mit einem Projektkurs, in dem Erstsemester im Team etwa eine Meerwasserentsalzungsanlage für ein Dorf in Namibia konstruieren. Forschendes Lernen über die Fachgrenzen hinaus fördert auch der neue Pflichtkurs Philosophie. Das dritte Studienjahr wird im Ausland absolviert – am Virginia Tech im US-Staat Virginia. „Ohne Zeitverlust“ sei der deutsch-amerikanische Doppelabschluss möglich, sagt Manfred Hampe, Fachgebietsleiter Thermische Verfahrenstechnik.

Die Fachhochschule Osnabrück geht einen anderen Weg: Man wolle versuchen, den Studierenden die Angst vor dem Zeitverlust zu nehmen, sagt Vizepräsident Andreas Bertram. Im Programm „Bachelor plus“, das im Wintersemester 2011/12 starten soll, könnten Studierende unbürokratisch Urlaubssemester für Praktika und Auslandsaufenthalte nehmen. Die FH garantiere ihnen danach einen reibungslosen Wiedereinstieg. Ihren Studienanfängern wolle die Hochschule mehr Einstufungstests, Propädeutika, Tutorien und Feedback von Lehrenden als bisher anbieten. Mit dieser „flexiblen Eingangsphase“ stelle sich die FH auf neue große Studierendengruppen wie Migranten und Ältere ein, sagt Bertram.

Auch in Berlin entdecken die Rektoren Vorbilder für die Reform der Reform. An der Hochschule für Technik und Wirtschaft sei die Abbrecherquote mit der Einführung von Bachelor und Master leicht gestiegen, sagt Präsident Michael Heine. Daraufhin wurde ein „Frühwarnsystem“ eingeführt – mit einer Dokumentation der Abbrüche in einzelnen Fächern und Krisengesprächen mit Betroffenen. Eine der Maßnahmen, die helfen sollen: In allen Fachbereichen gibt es heute ein gemeinsames Grundlagenstudium. Danach können Studierende die Richtung wechseln, ohne als Abbrecher zu gelten. Im nächsten Schritt solle die Stoffdichte entschlackt werden. Amory Burchard

Die Broschüre im Internet:

www.hrk-bologna.de

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