zum Hauptinhalt
Wilde Rentiere in Hardangervidda, Norwegen.

© Olav Strand

Wo die großen Herden ziehen: Ein Wegweiser für den Erhalt der Huftierwanderungen

Sie prägen ganze Landschaften, können aber empfindlich auf Störungen reagieren: Ein Weltatlas soll Wanderungen von Huftieren erfassen.

Ein internationales Forschungs- und Naturschutzteam und das Umweltprogramm der Vereinten Nationen wollen einen Weltatlas der Huftierwanderungen zusammenstellen. Karten der Wanderungen, etwa von Rentieren in Nordeuropa, Gnus in Ostafrika und Saiga-Antilopen in Zentralasien, sollen dabei helfen, bestehende und neue Bedrohungen zu erkennen und Schutzmaßnahmen entsprechend anpassen zu können.

„Es gibt noch keine weltweite Bestandsaufnahme dieser phänomenalen saisonalen Bewegungen“, sagt Matthew Kauffman, Wildtierbiologe beim Geologischen Dienst der USA. Dabei machten menschliche Aktivitäten es Herden von Huftieren weltweit zunehmend schwer, Landschaften zu durchqueren.

„Ein globaler Migrationsatlas kann Naturschützern helfen, Interessengruppen zu identifizieren und gemeinsam mit ihnen Lösungen zu finden“, sagt Kauffman.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]

Viele Wandernde, oder wenige Standorttreue

Die gemeinsame Initiative mit dem Programm der Vereinten Nationen zur Erhaltung wandernder wildlebender Tierarten wird mit der Veröffentlichung eines Kommentars eines Autorenteams um Kauffman im Wissenschaftsmagazin „Science“ gestartet.

Jahreszeitliche Wanderungen sind eine Anpassung an die Verfügbarkeit von Wasser und Nahrung. Für grasfressende Huftiere sind Weidegründe ergiebiger, wenn sie nicht ununterbrochen genutzt, sondern nur zeitweise aufgesucht werden. Die Nahrungsgrundlage kann sich immer wieder erholen und die Huftiere können ihre Kälber nicht nur zu günstigen Jahreszeiten, sondern auch auf besonders ergiebigen Weidegründen zur Welt und durch die ersten Lebenswochen bringen. Die Herden können dadurch um ein Vielfaches größer werden als bei einer ganzjährig standorttreuen Lebensweise.

Gnus im Gegenlicht
Die Wanderung der Gnus und weiterer Huftierarten, die Große Migration, prägt das Serengeti-Ökosystem in Tansania und Kenia.

© Munir Virani

Die Wanderungen prägen ganze Ökosysteme. Die Huftiere setzen selbst viel Biomasse um – Gras zu Dung – und sie bilden auch die Nahrungsgrundlage für Populationen von Raubtieren. Als Nahrungsressource und Attraktion für Tourismus sind sie zudem oft bedeutende lokale und regionale Wirtschaftsfaktoren.

Bedrohte Wanderrouten und Zeitpläne

Viele Bestände der Grasfresser nehmen jedoch stark ab, da die Wanderrouten durch Straßen, Zäune und andere menschliche Aktivitäten verbaut werden. Es gibt Beispiele für Tierwanderungen, die verschwanden, bevor sie wissenschaftlich beschrieben werden konnten. Dazu gehören etwa die Wanderungen der fast bis zur Ausrottung bejagten nordamerikanischen Bisons.

Mit dem Klimawandel kommt heute eine Entwicklung hinzu, die die jahreszeitliche Verteilung von Wasser, Schnee und verfügbarer Nahrung verändert und Zeitpläne und Routen durcheinanderbringen könnte.

Der globale Atlas soll Entscheidungsträgern helfen, Gebiete entlang der Routen zu identifizieren, die besonders geschützt werden müssen, um die Wanderungen und ihre ökologische Wirkung zu erhalten.

Die UN-Konvention zur Erhaltung wandernder wild lebender Tierarten wurde 1979 in Bonn von den Mitgliedsstaaten unterzeichnet und trat 1983 in Kraft. Sie wird auch als Bonner Konvention bezeichnet.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false