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Zoologie: Wird Lonesome George doch noch Vater?

Gefährtin der einzigartigen Galapagos-Riesenschildkröte legte Eier.

Galapagos-Forscher sind derzeit extrem aufgeregt aufgrund der Nachricht, dass die berühmte Riesenschildkröte mit dem Namen Lonesome George demnächst Vater werden könnte.

1972 retteten Parkwächter George, die einzige überlebende Riesenschildkröte auf der nördlichen Galapagosinsel Pinta, und brachten ihn in die Charles Darwin Research Station (CDRS) auf der Hauptinsel Santa Cruz. 1990 wurden zwei artverwandte weibliche Schildkröten von der nahegelegenen Insel Isabela Island zu seiner Gesellschaft herübergebracht und Naturschützer beobachteten sie eifrig in der Hoffnung, dass Hybrid-Nachwuchs entstehen könnte. Doch beinahe zwei Jahrzehnte vergingen ohne sichtbaren Erfolg. "Wir hatten die Hoffnung, mit diesen Weibchen Erfolg zu haben, mehr oder weniger aufgegeben", sagt Felipe Cruz, technischer Direktor der CDRS.

Als unerwartete Wendung in Georges ansonsten eher trauriger Geschichte entdeckten Mitarbeiter des Galapagos-Nationalparks am 20. Juli ein jedoch von einem Weibchen gegrabenes Nest, das neun Eier enthielt. Soweit die Wissenschaftler wissen, ist so etwas bislang nie vorgekommen, sagt Cruz.

Die Parkwächter konnten drei der Eier heil bergen, die nun artgerecht nach einem ausgeklügelten Protokoll künstlich ausgebrütet werden. Für Linda Cayot, früher am CDRS und nun wissenschaftliche Beraterin am Galapagos Conservancy in den USA, war diese Nachricht eine Überraschung. Sie wartet jedoch auf die Bestätigung, dass die Eier befruchtet sind. "Schildkröten können unbefruchtete Eier legen, ohne mit einem Männchen zusammen gewesen zu sein, etwa so wie Hühner", erklärt sie. Diese Bestätigung wird Parkquellen zufolge jedoch nicht vor Mitte November vorliegen.

Gestiegenes Interesse

Obwohl es keine sichtbaren Anzeichen einer Paarung zwischen George und einem der Weibchen gab, schien er in den vergangenen Monaten größeres Interesse an ihnen gezeigt zu haben. "Als ich im letzten November in Galapagos war, sah ich wie sich George einem der Weibchen näherte, das dann aber leider wegging", erzählt Toni Darton vom Galapagos Conservation Trust in Großbritannien. Seitdem wurden George Bemühungen um die Weibchen gelegentlich von einem Grunzen begleitet, dass üblicherweise der Paarung vorbehalten ist.

Sollte sich herausstellen, dass die Eier befruchtet sind, werden Wissenschaftler beginnen, die Möglichkeit zu verfolgen, Galapagos-Schildkröten in Gefangenschaft zu züchten, um ihr Aussterben zu verhindern. Im vergangenen Jahr ergaben genetische Untersuchungen an Blutproben von Schildkröten auf Isabela Island Belege für Hybrid-Tiere mit deutlichen Zeichen der Abstammung von der Galapagos-Riesenschildkröte (1). Ein Team von Wissenschaftlern wird im Dezember dorthin reisen, um sie einzufangen. Diese Tiere könnten sehr wertvoll für ein Aufzuchtprogramm sein, sagt Gisella Caccone, Wissenschaftlerin am Department of Ecology and Evolutionary Biology an der Yale University in New Haven, Connecticut.

Sie und ihre Kollegen warten auf die übrigen sechs Eier aus Georges Paarung, die kaputt gingen, als sich das Weibchen darauf legte. Sollten sie Georges genetisches Material enthalten, wäre zumindest bestätigt, dass er nach all den Jahren sexueller Inaktivität Spermien produziert, so Caccone.

In der Zwischenzeit werden ambitionierte Pläne, weitere artverwandte Schildkröten nach Pinta zu bringen, die den Platz von Lonesome George und seinen lange ausgestorbenen Vorfahren einnehmen sollen, weiterverfolgt.

(1) Russello, M. A. et al. Curr. Biol. 17, R317-R318 (2007).

Dieser Artikel wurde erstmals am 24.7.2008 bei news@nature.com veröffentlicht. doi: 10.1038/news.2008.981. Übersetzung: Sonja Hinte. © 2007, Macmillan Publishers Ltd

Henry Nicholls

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