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Stille Gefahr. Asiatische Geflügelmärkte gelten als mögliche Ansteckungsquelle für die Vogelgrippe.

© AFP

Zoonose: Neue Variante der Vogelgrippe: Sieben Infizierte, zwei Tote

Sieben Chinesen haben sich mit einer Variante der Vogelgrippe angesteckt, die Ärzte bisher noch nie beim Menschen nachgewiesen haben: H7N9. Virologen sind beunruhigt, wie schnell neue Fälle bekannt werden.

Sieben Chinesen haben sich mit einer Variante der Vogelgrippe angesteckt, die Ärzte bisher noch nie beim Menschen nachgewiesen haben: H7N9. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind ein 87-jähriger und ein 27-jähriger Mann aus Schanghai an dem Virus gestorben, eine 35-jährige Frau aus der Nachbarprovinz Anhui im Südosten Chinas kämpft noch um ihr Leben. Alle drei wurden zwischen dem 19. Februar und dem 15. März krank. Sie litten zunächst an einer Atemwegsinfektion mit hohem Fieber und Husten. Nach einer Woche wurde das zu einer schweren Lungenentzündung mit akuter Atemnot. Am Dienstag wurden Virologen in aller Welt über die Datenbank „ProMed“ über vier weitere Fälle in unterschiedlichen Städten in Jiangsu informiert. Jiangsu ist ebenfalls eine Nachbarprovinz von Schanghai.

Bisher gibt es keine Verbindung zwischen den Fällen. Ob sich die Patienten bei Tieren oder anderen Menschen angesteckt haben, ist unklar. Von den ersten drei Patienten hantierten zwei mit Geflügel; aber nur eine Frau von den nächsten vier Fällen arbeitete als Fleischerin.

Die chinesischen Behörden suchen derzeit nach der Quelle der Infektion und den Übertragungswegen. Sie beobachten 88 Menschen, die mit den Patienten Kontakt hatten – keiner von ihnen scheint krank geworden zu sein. Zwei Söhne des 87-Jährigen seien zwar wegen Lungenentzündungen im Krankenhaus gewesen, einer starb. Die Ursache sei bei den beiden Männern aber nicht H7N9 gewesen. Laut der Gesundheitsbehörde von Schanghai gibt es in der Stadt nicht mehr Grippeinfektionen und Lungenentzündungen als gewöhnlich. Die WHO wurde am Sonntag benachrichtigt und verfolgt das Geschehen seitdem genau.

„Dass innerhalb so kurzer Zeit so viele neue Fälle bekannt werden, ist beunruhigend“, sagt Grippeforscher Hans-Dieter Klenk vom Institut für Virologie der Universität Marburg. H7N9 sei allerdings unter Vögeln nicht besonders weit verbreitet, die Ausbrüche im Tierreich seien geografisch bislang eng umrissen gewesen. „Wenn sich das ändert, wäre das ein Alarmzeichen, da dann der Kontakt zum Menschen wahrscheinlicher wird“, sagt Klenk. Am wahrscheinlichsten sei immer noch ein Pandemie-Szenario mit H5N1, das Virus kursiere ständig unter Wildvögeln und in den Geflügelbeständen. Nach WHO-Angaben steckten sich in letzten zehn Jahren 622 Menschen mit diesem Vogelgrippevirus an, 371 starben daran. Viele von ihnen hatten engen Kontakt mit den Tieren – sei es auf Geflügelmärkten, durch die Schlachtung oder auch den Verzehr von rohem Fleisch. Darüber hinaus beobachtet die WHO seit einigen Jahren, ob andere Kandidaten wie H9N2 eine Pandemie auslösen könnten. Grundsätzlich sind alle Vogelgrippeviren für Menschen potenziell gefährlich, weil kaum jemand Antikörper gegen diese Viren hat.

In der Vergangenheit machten H7–Viren wie H7N2, H7N3 oder H7N7 Menschen trotzdem nicht unbedingt schwer krank. H7N9 kommt nun neu dazu. „Man muss das Virus sehr genau überwachen“, sagt Klenk. „Wir wissen zu wenig.“

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