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Zukundt der Landwirtschaft: „Deutschland ist landwirtschaftlich ein Zwitter.“

Der Pflanzenforscher Matthias Arlt über Hochhaus-Plantagen und Gewächshäuser

Herr Arlt, in den USA werden Hochhaus-Plantagen geplant, in Japan wird unterirdisch angebaut. Wird es solches „Vertical Farming“ auch in Deutschland geben?

„Vertical Farming“ lohnt sich in urbanen Ballungsräumen, wie sie in Japan oder China existieren. Dort sind Erzeugungs- und Transportkosten sehr hoch. Lebensmittel nahe beim Menschen, also auch in Millionenstädten, anzubauen, ist daher sinnvoll. Deutschland ist landwirtschaftlich ein Zwitter: Wir haben eine gut funktionierende klassische Landwirtschaft und gleichzeitig Bedarf an kreativen, urbanen Lösungen. Hochhäuser sehe ich daher in den nächsten 30 Jahren eher nicht, geschlossene Gewächshaussysteme schon.

Wie muss man sich die vorstellen?

Forscher versuchen in Gewächshäusern, geschlossene Kreisläufe herzustellen, die von äußeren Einflüssen unabhängig sind. Damit sie funktionieren, müssen sie drei für Pflanzen wichtige Ressourcen bereitstellen: Licht, Wasser und Nährstoffe. Wasser ist bei uns kein Problem. Und Nährstoffe, vor allem CO2 und Stickstoff, kann man aus Abfällen gewinnen ...

… wie beim „Tomatenfisch“ aus den Ausscheidungen von Fischen.

Genau, dort werden Fische und Pflanzen gehalten, um sich gegenseitig zu versorgen. Das symbolisiert die Idee der geschlossenen Kreisläufe sehr gut.

Wo liegen dann die Schwierigkeiten von „Future Farming“?

Vor allem beim Bereitstellen der dritten Ressource, dem Licht. Nicht überall ist ausreichend Sonne vorhanden, zum Beispiel in Großstädten mit viel Smog. Gewächshäuser wie auch zukünftige Hochhäuser brauchen also künstliches Licht. Das muss gesteuert werden, damit die Pflanzen das optimale Lichtspektrum und die passende Menge erhalten. Aber mittlerweile ist die LED-Technik so weit, sehr energiesparend viel Licht zu spenden.

- Matthias Arlt ist Biologe am Max-Planck-Institut für Pflanzenphysiologie in Potsdam und leitet die Geschäftsstelle der Initiative „Plant 2030“, die die Züchtung von Nutzpflanzen fördert. Die Fragen stellte Marc Roehlig.

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