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Da wollen Politiker rein - der Deutsche Bundestag.

© Paul Zinken/dpa

Alternativen bei der Bundestagswahl: 63 plus acht Parteien für Berlin

630 Abgeordnete sitzen aktuell im Bundestag, Tausende kämpfen derzeit um ein Mandat für die nächste Legislaturperiode. Wen soll man wählen? Ein Glosse.

Eine Glosse von Lutz Haverkamp

MdB – Mitglied des Deutschen Bundestags. Es ist eine Verheißung für abertausende Politiker, die sich anschicken, am 24. September in die Volksvertretung gewählt zu werden, um eine Alternative zur großen Koalition zu bieten. 63 Parteien und politische Vereinigungen haben laut Bundeswahlleiter ihre Beteiligung an der Bundestagswahl angezeigt. Dazu kommen acht Parteien, die man halt so kennt und die schon hier und da in den Parlamenten sitzen. Die müssen ihre Beteiligung bei der Wahl nicht anzeigen und dürfen einfach so mitmachen. "Altparteien" werden sie manchmal genannt.

Bleiben wir ausnahmsweise mal in der sprachlichen Logik und schauen auf die "Jungparteien" – diese 63 Politvereine plus die "AfD", die sich auch nie selbst "Altpartei" nennen würde. Auch wenn sie programmatisch und personell doch eher in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verhaftet ist. Die Wahl zu haben, heißt ja immer eine Alternative zu haben, auch wenn die "Alternative für Deutschland" keine ist.

Welche Fragen stellen die 63 "Jungparteien" an die Welt, an Europa, an Deutschland? Ein Blick in einige Parteiprogramme: "Was soll das denn werden?", fragen zum Beispiel "Die Geraden" im Hinblick auf eine mögliche Regierungsbeteiligung der "Linken". Die von "Schöner Leben" fragen Interessierte auf ihrer Homepage "Auch im falschen Film?" und laden ein, an einem neuen "Drehbuch" für Deutschland mitzuarbeiten. Die "WasserPartei DeutschlanD" verzichtet vorerst komplett auf "Programm und dgl." und stellt quasi die Mutter aller Fragen: "Wann wird wer was wie ändern?", um dann programmatisch noch frappierend detailliert hinterherzuschieben: "A) Tja, und die ständig wachsenden Staatsschulden, B) und so weiter …"

Was sehen wir daran? Wir sehen daran, dass der Sinnspruch "Wer die Wahl hat, hat die Qual" kein inhaltsleerer Reim, sondern die treffende Beschreibung der bundesrepublikanischen Wirklichkeit ist. Um die Qualen fürs Wahlvolk aber ein wenig zu mildern, tritt der Bundeswahlausschuss in öffentlicher Sitzung am 7. Juli um 9 Uhr im Deutschen Bundestag, Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, Raum 3.101 (Anhörungssaal) zusammen. Dieses Gremium filzt die Liste der 63 ein bisschen und entscheidet, welche Parteien letztendlich zur Bundestagswahl zugelassen werden. Ob die Mitglieder des Bundeswahlausschusses alle Partei- und Wahlprogramme lesen, ist nicht überliefert. Zu wünschen ist es ihnen nicht.

Die Suche nach einer "Alternative für Deutschland" geht also weiter. Gefunden wurde sie bisher nicht.

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