Wir nehmen einfach mal an, Sie gehören zu den glücklichen Besitzern eines WM-Tickets. Sei es, weil Sie einen kennen, der einen kennt, dessen Schwager mit einem DFB-Offiziellen zur Schule gegangen ist. Sei es, weil Sie bei einem Gewinnspiel die Frage nach einer italienischen Torwartlegende nach längerem Zögern richtig mit „A) Dino Zoff“ und nicht falsch mit „B) Dino Saurier“ beantwortet haben.
Jedenfalls lagen eines Tages die Tickets für die Kracherpartie der Gruppe H, Saudi-Arabien gegen die Ukraine, in Ihrem Postkasten, aufgeregt fingerten Sie die Karten aus dem Briefumschlag und waren, Hand aufs Herz, doch sicher auch so enttäuscht wie wir. Denn die Tickets sahen nur aus wie Tickets. Dabei hatte man uns die modernsten Eintrittskarten aller Zeiten versprochen. Absolut fälschungssicher! Geschmackvolle Farben! Und mit integriertem Chip, der schon am Kassenhäuschen automatisch Bier und Bratwürstchen für uns bestellt. Damit nicht genug: Außerdem sollte der Chip auch noch unberechtigte Karteninhaber dingfest machen, in Handschellen legen und der nächsten Polizeiwache übergeben.
Aber Pustekuchen, zumindest unsere Tickets können kein einziges Kunststück und sehen obendrein aus, als hätte der Airbrush-Grundkurs der Volkshochschule Kaiserslautern kräftig Hand angelegt. Kein Fifa-Präsident Sepp Blatter als Wasserzeichen, kein gestanzter WM-Pokal zum Heraustrennen, stattdessen eine stilisierte Welle, die sich müde über den Karton wälzt.
Trotzdem geben wir die Hoffnung nicht auf. Vielleicht tun wir den Tickets ja bitteres Unrecht, und es erwarten uns am Stadioneingang doch zwei freundliche Hostessen, die lächelnd verkünden: „Sie hatten zwei Bier bestellt“.
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