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Politik: Berliner blau-weiße Balance

Es sei „das zweitschönste Amt in der CSU“, hat Michael Glos mal über den Posten des Landesgruppenchefs im Bundestag gesagt. Fast 13 Jahre lang zog der Müllermeister aus Unterfranken die Strippen im CSU-Teil der Unions-Fraktion, bevor er 2005 – nicht ganz aus freien Stücken – Wirtschaftsminister der großen Koalition wurde. Seinen Nachfolgern in der Landesgruppe erging es später ähnlich: Peter Ramsauer wurde 2009 als Verkehrsminister in die Pflicht genommen, Hans-Peter Friedrich muss nun ins Innenministerium wechseln.

Über Friedrichs Nachfolge, sagte der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer am Mittwoch in München, sei noch nicht entschieden. Mehrere Namen sind aber bereits im Gespräch: Dazu gehören CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt, der parlamentarische Geschäftsführer Stefan Müller sowie Verbraucher-Staatssekretär Gerd Müller.

Wer zum CSU-Landesgruppenchef gewählt wird, darf sich zugleich „erster“ Stellvertreter des Unions-Fraktionvorsitzenden nennen. Das Amt ist mit besonderem Einfluss verbunden: Anders als etwa der jeweilige CDU-Landesgruppenchef aus Baden-Württemberg durfte der CSU-Mann Friedrich ebenso wie seine Vorgänger an vielen wichtigen Runden teilnehmen – vom Koalitionsausschuss bis zum regelmäßigen Unions-Frühstück im Kanzleramt vor der Kabinettssitzung. Die Rolle des Landesgruppenchefs ist dabei mit einem Balanceakt verbunden: Mal agiert er als Teil der Berliner Koalition, dann auch wieder als Vertreter bayerischer Interessen in der Hauptstadt. In den gut anderthalb Jahren, in denen Friedrich Landesgruppenchef war, hat er sich auch deswegen Respekt verschafft, weil er dem CSU-Vorsitzenden und bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer ab und zu seine Grenzen aufzeigte und sich gegen zu viel Einmischung aus München sperrte. Sollte CSU-General Dobrindt ihn beerben, würde Seehofers Einfluss in Berlin wieder steigen – was einigen Abgeordneten, die auf ihre Eigenständigkeit wert legen, überhaupt nicht passt. Zumal Dobrindt sich in der Koalition mit seinen „Gurkentruppe“-Vorwürfen Richtung FDP nicht nur Freunde gemacht hat.

Eine Art „natürlicher Thronfolger“ wäre der parlamentarische Geschäftsführer Stefan Müller, der nun in die erste Reihe aufrücken könnte. Der Bankfachwirt gilt als besonnen und genießt hohen Respekt bei den Abgeordneten. Doch möglicherweise komme dieser Posten für den gerade mal 35-Jährigen ein wenig zu früh, heißt es in der CSU. In der Landesgruppe wird daher noch ein dritter Name genannt: Gerd Müller, derzeit Staatssekretär im Verbraucherministerium. Der 55-jährige Wirtschaftspädagoge war vor seinem Wechsel ins Ministerium bereits stellvertretender Vorsitzender der Landesgruppe.

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