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Das Wissen über Religion nimmt zwar ab, aber die Christen sind immer noch sehr angesehen in Deutschland.

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Das Ansehen der Religionen: Christen hoch im Kurs

Alle Religionsgemeinschaften sollen die gleichen Rechte haben, sagen viel Deutsche. Aber wenn es konkret wird, sinkt die Zustimmung. Und wenn es um den Islam geht. Eine Umfrage.

Viele Flüchtlinge haben ihre Religion im Gepäck, viele den Islam. Das macht den Deutschen Angst. 50 Prozent befürchten zunehmende Konflikte. Nur ein Drittel empfindet es als Bereicherung, dass mit den Schutzsuchenden die religiöse Vielfalt wächst. Das hat jetzt eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes ergeben, die dem Tagesspiegel vorliegt. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hat dafür im November 1500 Menschen über 14 Jahre befragt, wie sie zu Menschen stehen, die einer Religionsgemeinschaft angehören und wie zu Konfessionslosen.

92 Prozent der Deutschen haben ein positives Bild von den Christen

Die Bindungen der Deutschen ans Christentum schrumpfen, doch Christen stehen nach wie vor hoch im Kurs. 92 Prozent haben ein gutes Bild von ihnen. Auch Juden kommen gut weg (84 Prozent Zustimmung) und Buddhisten (81 Prozent). Die Konfessionslosen bekommen 88 Prozent Zustimmung „Die Bürger sind sehr offen für das Zusammenleben mit Menschen verschiedener Religionen und Weltanschauungen“, interpretiert Christine Lüders die Ergebnisse, die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle.

Nur 64 Prozent können dem Islam etwas abgewinnen

Andere Studien haben allerdings ergeben, dass Christen vor allem wegen ihres sozialen Engagements geschätzt werden und die Buddhisten wegen ihrer Entspannungstechniken. Mit Religiosität hat das nicht viel zu tun. Und das gute Bild, das viele vom Judentum haben, schützt nicht vor wachsendem Antisemitismus.

Drei Viertel der Deutschen finden, dass alle Religionsgemeinschaften die gleichen Rechte haben sollten. Die Zustimmung sinkt, wenn es konkret wird. Nur 69 Prozent sind dafür, dass Minderheiten häufiger ihren eigenen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen ausrichten dürfen. Nur 48 Prozent wollen den Bau von Gotteshäusern erleichtern. Ähnlich sieht es aus, wenn es um religiöse Symbole in der Schule geht. 47 Prozent tolerieren Lehrer mit jüdischer Kippa, 44 Prozent Lehrer im Priestergewand. Wenn es um Lehrerinnen mit Kopftuch geht, liegt die Toleranz nur bei 42 Prozent. Generell stehen nur 64 Prozent der Deutschen Muslimen positiv gegenüber. Für Christine Lüders ist aber auch das eine gute Nachricht: „Islamfeindliche Bewegungen liegen falsch, wenn sie behaupten, die Mehrheit der Bevölkerung zu vertreten.“

Die Jüngeren sind toleranter als die Älteren

Die Hoffnung ruht auf der jungen Generation. Die Hälfte der Eltern hätte nichts gegen Kopftuch tragende Lehrerinnen. Junge Deutsche sind aufgeschlossener und toleranter, das hat 2015 auch eine Umfrage des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung an der Humboldt-Universität ergeben. 70 Prozent der 16- bis 25-Jährigen waren dafür, dass eine Lehrerin das Recht haben sollte, ihr Haar zu bedecken.

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