Wie geschaffen scheint die surreale Poesie von Boris Vians Kultroman „Der Schaum der Tage“ (1946) für einen Regieexzentriker wie Michel Gondry, dessen wuchernde Fantasie auf der Leinwand ein wildes visuelles Eigenleben entfaltet. Türklingeln können hier krabbeln wie Kakerlaken, Aale schlängeln sich aus dem Wasserhahn in den Kochtopf, ein Drei-Gänge-Menü tanzt ausgelassen auf den Tellern. Erzählt wird die Liebesgeschichte zwischen Colin (Romain Duris) und Chloé (Audrey Tautou), über deren Glück sich schon in den Flitterwochen der Schatten der Krankheit legt, als eine Seerose in Chloés Lunge zu wachsen beginnt. Der Film vermisst die ganze Fallhöhe zwischen höchstem Glück und tieftrauriger Tragödie. Auf beiden Seiten des Schicksals bewegt sich Gondry mit großer gestalterischer Kraft und findet für das pralle Leben ebenso starke Bilder wie für die Verfallserscheinungen des nahenden Todes. Surreal. Martin Schwickert
F 2013, 94 Min., R: Michel Gondry, D: R. Duris, A. Tautou
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