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Romantisch. Ein Model in Malaikaraiss auf der Berliner Fashion Week 2019.

© Chantelle Gomez

Malaika Raiss auf der Fashion Week: Japan-Expansion in Hausschuhen

Malaika Raiss macht erwachsene Mode, mit der man sowohl im Büro als auch bei modeverrückten Asiaten punkten kann.

Die besten Ideen kommen Malaika Raiss, wenn sie gar nicht an ihre Arbeit denkt. Zum Beispiel in ihrem letzten Urlaub. Da saß sie draußen vor ihrem Ferienhaus und schaute auf ein Wachstuch, das auf dem Tisch lag. Es war mit einem sehr klassischen Weinlaubmuster bedruckt. Jetzt hat es dieses Muster auf ein Seidenkleid geschafft. Das Ergebnis wirkt seltsam vertraut, ist aber so verfremdet, dass erst durch ihre Erklärung klar wird, aus welch spießigem Zusammenhang es stammt. Solche Geschichten lieben ihre Kunden. Vor allem die Japaner sind ganz wild darauf, zu erfahren, was es mit ihren Kleidern auf sich hat.

Wenn Malaika Raiss in ihrem eigenen Wohnzimmer mitten in Friedrichshain von ihren japanischen Einkäufern erzählt, die schier durchdrehen, wenn sie mit Seidenkleid und weißen Tennissocken vor ihnen steht, wirkt das sehr weit weg. Normalerweise empfängt die Designerin ihre Besucher auch nicht in ihrer Wohnung im vierten Stock, sondern unten in ihrem Atelier. Aber dort stapeln sich gerade die Kartons bis zur Decke; neue Lieferungen und der Inhalt der Goodie Bags, die für die Schau gepackt werden müssen.

Bewusste Entscheidung gegen den Berliner Salon

Auch wenn man in der Mode schnell auf sein Äußeres reduziert wird und Malaika Raiss tatsächlich immer noch aussieht wie ein Mädchen, sollte man sie nicht unterschätzen. Die 33-Jährige ist eine Geschäftsfrau, die nicht nur etwas von Mode versteht, sondern auch mit Zahlen umgehen kann. Sie arbeitet nun schon acht Jahre daran, als Designerin ernst genommen zu werden. Inzwischen ist sie so souverän, dass sie auch kein Problem hat, in Hausschuhen von ihrer Japan-Expansion zu berichten. Und auch wenn es ihr ausgesprochen gut gefällt, endlich mal nicht die Kleinste zu sein, geht es ihr vor allem um die Begeisterung, die die Japaner ihrer Arbeit entgegenbringen. Die wissen zu schätzen, dass sie Kleidung entwirft, mit der man im Alltag zwar nicht als bunter Vogel auffällt, die aber besonders genug ist, dass man im Büro dafür gelobt wird.

Die Malaikaraiss-Kollektion
Die Malaikaraiss-Kollektion

© Chantelle Gomez

Sie schaut genau, was läuft, und feilt daran. So gibt es in jeder Saison Rosatöne, weil ihre Kundinnen „da total drauf abfahren“, aber jedes Mal in anderen Schattierungen. Für den nächsten Winter hat sie noch mehr Übergangsmäntel aus Outdoormaterialien entworfen, und ihre Kleider und Röcke sind länger geworden, damit man sie mit und ohne Strumpfhose tragen kann.

Malaika Raiss ist schon lange genug Designerin in Berlin, um zu wissen, was sie will und wie sie dahin kommt. Zum Beispiel hat sie sich ganz bewusst dagegen entschieden, im viel gelobten Berliner Mode Salon an der Gruppenausstellung teilzunehmen. In der Zeit empfängt sie lieber ihre Kunden im Showroom, um mit ihnen Geschäfte zu machen. Aber vorher hat Malaika Raiss erst einmal mit ihnen gefrühstückt. Am Dienstagvormittag lud sie ins Restaurant Baldon ein, und während ihre Gäste Hörnchen kauten, stiefelten die Models zwischen den Tischen auf und ab. In Bewegung sieht man besonders deutlich, worum es der Designerin geht: selbstbewusste Frauen feminin einzukleiden.

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