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Drama. Szene aus „Così fan tutte“ in der Deutschen Oper.

© Uhlig

Michael Sontag in der Deutschen Oper: Schlichte Kleider für ehrliche Frauen

Der Berliner Designer Michael Sontag hat seine Arbeit für die Oper abgelegt: Für Mozarts Singspiel „Così fan tutte“ an der Deutschen Oper.

Eine Täuschungsgeschichte, in der zwei Männer ihren Geliebten vorspielen, völlig Fremde zu sein – da läge nichts näher, als mal so richtig in die Verkleidungskiste zu greifen. Doch genau dieser Verlockung ist der Berliner Designer Michael Sontag bei seiner ersten Arbeit für die Oper nicht erlegen. Im Gegenteil: Für Mozarts Singspiel „Così fan tutte“, mit dem an der Deutschen Oper am Sonntag die neue Spielzeit eröffnet wird, sollte alles ganz subtil sein.

„Am Anfang habe ich mich gefragt, ob es wichtig ist, dass es Kostüme werden, die aussehen wie meine Mode“, sagt Sontag. Er entschied sich dafür, und das, was er besonders gut kann und wohl auch besonders gern macht, hat es auch wirklich auf die Bühne der Deutschen Oper geschafft. Gut sieht das aus: Dorabella und Fiordiligi tragen seidig glänzende Kleider, drapiert in schrägem Fadenlauf in Schwarz und hellem Milchkaffeebraun. Das sind ehrliche Kleider, die zu diesen ehrlichen Frauen passen. Die fließende Seide unterstreicht die Körpersprache der Schwestern, die sich vor Gram krümmen und biegen, weil ihre Männer ihnen vorgaukeln, in den Krieg ziehen zu müssen.

Die Männer wiederum sind geckenhaft in Anzüge mit leuchtend grafischen Mustern gekleidet, die genauso aufgeregt aussehen, wie die beiden jungen Liebenden Ferrando und Guglielmo sind. Als sie ihren Frauen die Lüge auftischen, können sie die Aufgedrehtheit nur mühsam unter ihren langen, grünen Soldatenmäntel verdeckt halten.

Farben sind genau gesetzt: Ein rotes Kleid fällt bei Sontag schon auf

Dabei sind Muster eigentlich gar nicht Michael Sontags Sache, in seinen Kollektionen überwiegen die Zwischentöne, Farben sind genau gesetzt. Ein rotes Kleid fällt da schon auf. Deshalb hat er mit der Textildesignerin Nadine Göpfert zusammengearbeitet, die wie er an der Kunsthochschule Weißensee studiert hat. Das Jaquardmuster ließ sie eigens für ihn weben.

Als Regisseur Robert Borgmann Sontag fragte, ob er für eine Oper von Mozart die Kostüme machen wolle, hat sich der Designer sehr gefreut: „Meine Eltern haben mich mit Mozart an die Oper herangeführt, das funktioniert wahrscheinlich bei jedem Kind.“ Dass er sich intensiv mit dem Inhalt dieser Oper auseinandergesetzt hat, sich immer wieder die Musik angehört, das Libretto gelesen hat, merkt man den Kostümen an; sie folgen und unterstützen die Emotionen der Hauptfiguren.

Drapierkunst. Kleid von Michael Sontag für Sommer 2017.
Drapierkunst. Kleid von Michael Sontag für Sommer 2017.

© promo

„Es ist ja absurd, dass Frauen ihre Männer nicht erkennen“, sagt Sontag. Doch auch wenn es in der Oper um Maskerade geht, wollte er das nicht in einen Karneval ausarten lassen.

Auf der Bühne der Deutschen Oper sieht man, was für ein Könner er ist, wenn ihm alle Möglichkeiten gut ausgestatteter Werkstätten und Fachleute zur Verfügung stehen. Diese Gewissheit war zuletzt bei seinen Modenschauen während der Berliner Fashion Week etwas verloren gegangen.

Seit sieben Jahren gehört er nun zum Berliner Modezirkus, und Michael Sontag äußert sich sehr solidarisch. „Megawichtig“ findet er Berlin, und klar glaubt er an die Mode der Stadt. Wurde er am Anfang noch als junger Nachwuchsdesigner gefördert und mit Preisen geehrt, ist er nun derjenige, der in Jurys über den modischen Nachwuchs entscheidet. Wie er da mit seinem Schal um die Schultern in der Kantine der Deutschen Oper sitzt und von allen Seiten achtungsvoll gegrüßt wird, glaubt man ihm, wenn er sagt: „Ich bin halt erwachsen geworden.“

- Die Premiere von „Così fan tutte“ war am 25. 9

- Michael Sontags Mode gibt es in seinem Geschäft in der Muskauer Str. 41 in Kreuzberg

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