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Andrej Beloussow.

© imago/Russian Look/Maksim Konstantinov

Ukraine-Invasion Tag 810: Was Putins neuer Verteidigungsminister vorhat

US-Außenminister Blinken in Kiew, Putin baut Machtapparat weiter um. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Sergej Schoigu mitten im Krieg versetzt, ein Wirtschaftsfachmann soll übernehmen: Der Wechsel an der Spitze des russischen Verteidigungsministeriums kam für viele dann doch überraschend. Aber was hat Putins neuer Mann Andrej Beloussow vor? Bei einer Parlamentsanhörung in Moskau gab der Nominierte nun erste Antworten.

Als Schlüsselaufgabe sieht er, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine mit möglichst wenigen Verlusten zu gewinnen, sagte er dort laut der Nachrichtenagentur Reuters. Wie sehr diesen Worten Glauben zu schenken ist, sei dahingestellt. Denn bislang hat Russland sich ganz offensichtlich recht wenig um das Leben seiner Soldaten geschert, sie teils auch als Kanonenfutter an die Spitze der Front geschickt.

Ähnlich dürfte es mit der Ankündigung sein, dass es keiner neuen Mobilmachung zur Rekrutierung von Soldaten bedarf, auch wenn Russland dort ein Problem habe, wie der „Kyiv Independent“ aus der Anhörung zitiert (Quelle hier).

Beloussow kam dann auf das zu sprechen, was sein Metier ist: die Wirtschaftlichkeit des Militärs. Auch darin sieht er eine Schlüsselaufgabe, wie der „Kyiv Independent“ die Nachrichtenagentur Ria Novosti zitiert. Das heiße, es müsse mehr Effizienz bei den Militärausgaben geben. Auch sei man offen für neue Innovationen und müsse neue Methoden für Kampfeinsätze lernen, da die Ukraine auf dem Schlachtfeld schnell lerne.

„Gewisse Probleme“ sieht Putins neuer Mann im Verteidigungsministerium auch auf einem anderen Gebiet: der militärischen Ausbildung. Auch diese müsse nun überprüft werden, sagte er in Moskau.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Das britische Verteidigungsministerium geht davon aus, dass Russland derzeit nicht genug Kampfkraft zusammengezogen hat, um Charkiw einzunehmen. „Es ist unwahrscheinlich, dass Russland ausreichend Kampfkraft aufgebaut hat, um die Stadt einzunehmen, ohne zusätzliche Kräfte in das Gebiet zu verlegen“, teilte das Ministerium auf der Plattform X mit. Mehr hier.
  • US-Außenminister Antony Blinken ist zu einem unangekündigten Besuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew eingetroffen. „Ich bin heute nach Kiew zurückgekehrt, um unsere ungebrochene Unterstützung für die Ukraine zu zeigen, die ihre Freiheit gegen die russische Aggression verteidigt“, schrieb Blinken bei der Ankunft in Kiew auf X. Mehr hier.
  • Der russische Präsident Wladimir Putin treibt nach dem Antritt seiner fünften Amtszeit den Umbau seines Machtapparats weiter voran. Er ernannte seinen engen Vertrauten und Weggefährten Nikolai Patruschew zum Präsidentenberater, wie das Präsidialamt am Dienstag mitteilte. Mehr hier.
  • Nach dem Beginn seiner fünften Amtszeit reist Putin zu seinem ersten Auslandsbesuch nach China. Der Kremlchef werde am Donnerstag, 16. Mai, auf Einladung von Staats- und Parteichef Xi Jinping in Peking erwartet, berichtete Chinas staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Mehr hier.
  • Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen ist in Russland ein hochrangiger Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums wegen Korruptionsvorwürfen festgenommen worden. Der für das Personal zuständige General Juri Kusnezow werde verdächtigt, Bestechungsgelder „in großem Umfang“ angenommen zu haben, teilte das russische Ermittlungskomitee mit. Mehr hier.
  • Der Chef des ukrainischen Militärnachrichtendienstes, Kyrylo Budanow, erwartet, dass russische Truppen zeitnah eine „entschlossene Offensive“ in Richtung Sumy im Nordosten starten. Das erklärte der Generalleutnant in einem Interview mit der „New York Times“. Mehr in unserem Newsblog.
  • Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerow ruft westliche Partner angesichts der russischen Angriffe im Raum Charkiw zur Lieferung von mehr Artillerie-Granaten auf. Russland sei in diesem Bereich um ein Vielfaches überlegen, sagt er in einer Online-Ansprache für den Demokratiegipfel im dänischen Kopenhagen.
  • Nach mehreren Tagen eines großen russischen Angriffs im Grenzgebiet zur ukrainischen Millionenstadt Charkiw sieht die Führung in Kiew allmählich eine Stabilisierung der Front. Die Lage sei aber überaus angespannt und ändere sich rasch, sagte der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR, Kyryllo Budanow.
  • Die russische Armee hat nach Angaben Moskaus ein weiteres Dorf in der Region Charkiw im Nordosten der Ukraine eingenommen. Russische Einheiten hätten das Dorf Buhruwatka unter ihre Kontrolle gebracht, teilte das Verteidigungsministerium mit. 
  • Erneut hat es in der russischen Grenzregion Belgorod nach einem Raketenalarm Explosionen gegeben. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Tass am Morgen. Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, die Luftabwehrsysteme hätten über der Region 25 Raketen abgeschossen, die aus der benachbarten Ukraine abgefeuert worden seien. 
  • Die Entgleisung eines Güterzugs in der südrussischen Region Wolgograd ist russischen Medienberichten zufolge durch einen ukrainischen Drohnenangriff verursacht worden. Die russische Bahn teilte nur mit, die Entgleisung sei durch einen Eingriff von Unbefugten verursacht worden, doch russische Medien berichteten, der Zug sei von einer Drohne angegriffen worden. 
  • Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die Erwartungen an die Ukraine-Friedenskonferenz im Juni in der Schweiz gedämpft. „Da sollte niemand überhöhte Erwartungen haben: Wir verhandeln dort nicht über das Ende des Krieges“, sagte Scholz in einem Interview des Magazins „Stern“. 

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