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Wirtschaft: „Die Expansion in den Mittelstand war falsch“

Harald Schrimpf, Chef des Berliner Software-Hauses PSI, will das Unternehmen mit einer Vertriebsoffensive aus der Krise führen

Berlin. Der Chef des Berliner Software-Konzerns PSI schließt einen weiteren Personalabbau im laufenden Jahr nicht aus. „Kommt es zu weiteren Rückschlägen im Geschäft mit dem Mittelstand, sind weitere Personalmaßnahmen notwendig“, sagte Harald Schrimpf im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Zu einer Schließung der verlustreichen Sparte PSI Penta, die Software für die Steuerung von betrieblichen Abläufen in kleinen und mittelständischen Firmen entwickelt, werde es aber nicht kommen. „Wir haben eine Verantwortung für 450 Mittelstandskunden. Die lassen wir nicht im Stich.“ Stattdessen sollten eine neue Organisationsstruktur und eine veränderte Vertriebsstrategie den Unternehmensbereich wieder in die Gewinnzone führen.

Die im Jahr 1969 von ehemaligen AEG-Mitarbeitern gegründete PSI war im vergangenen Jahr wegen einer glücklosen Expansion in neue Geschäftsfelder unter erheblichen Umsatz- und Ertragsdruck gekommen. In den ersten neun Monaten 2002 war der PSI-Umsatz um zehn Prozent auf 109 Millionen Euro gesunken. Der Verlust stieg von 1,1 Millionen auf elf Millionen Euro. Ursprünglich war die am Neuen Markt notierte PSI AG auf Software für große Produktionsbetriebe, Energieversorger oder Telekommunikationsunternehmen spezialisiert. Nach dem Börsengang 1998 kamen Produkte für mittelständische Betriebe aus der Logistikbranche oder dem Maschinen- und Anlagenbau hinzu. Dieser Markt brach in den vergangenen beiden Jahren wegen der schlechten Wirtschaftslage aber regelrecht zusammen.

„Das Produktgeschäft mit dem Mittelstand ist sehr abhängig von Konjunkturschwankungen“, sagte Schrimpf. Da die Nachfrage wegen der schwachen Konjunktur sinkt und die Kosten nach den hohen Tarifabschlüssen steigen, müssten viele Firmen sparen. „Die Ausgaben für neue IT-Investitionen stehen hier häufig an erster Stelle. Da geht das Geschäft schnell auf null.“ Dieser Entwicklung sind bereits Konkurrenten von PSI wie Brain oder Bäurer zum Opfer gefallen, die aufgekauft wurden oder Pleite gegangen sind. Vor diesem Hintergrund hält Vorstandschef Schrimpf die Entscheidung seiner Vorgänger für falsch, in das Geschäft mit dem Mittelstand einzusteigen: „Diese Strategie hat Unsummen verschlungen.“ Allerdings könne PSI die Umsatzeinbußen verkraften, da das Unternehmen nur rund 20 Prozent seiner Erlöse in diesem Bereich mache. „Im Kern ist das Unternehmen gesund“, sagte Schrimpf. Der Elektrotechniker Schrimpf hatte im August 2002 den Vorstandsposten bei der PSI übernommen, um das Unternehmen aus der Krise zu führen.

Um die Mittelstandssparte wieder profitabel zu machen, sollen die Kosten weiter gesenkt werden. Der Personalabbau des vergangenen Jahres um 150 auf aktuell rund 1250 Mitarbeiter soll Einsparungen von rund 2,4 Millionen Euro bringen. Neben der Restrukturierung startet PSI eine Vertriebsoffensive. Mit der Software für die Planung von Produktionsprozessen sollen künftig verstärkt Großkonzerne angesprochen werden. Davon verspricht sich Schrimpf stetige Einnahmen, weil große Unternehmen ihre IT-Investitionen in der Regel über mehrere Jahre planen. „Wir brauchen eine gesunde Mischung aus Konzerngeschäft und Mittelstand“, sagte Schrimpf.

Mit einer generellen Trendwende für die IT-Branche rechnet der Vorstandschef vorerst nicht. Der Umsatz der PSI werde im laufenden Jahr allenfalls auf Vorjahresniveau liegen. Viele Unternehmen halten sich weiter mit Investitionen zurück, obwohl die in den Firmen vorhandenen IT-Systeme langsam veralten. „Da bildet sich ein Investitionsstau. Wann der Knoten platzt, wissen wir aber nicht“, sagte Schrimpf. Derzeit sei bei den Firmen vor allem Software gefragt, die sich schon nach kurzer Zeit für den Kunden rechne. „Mit dem Einsatz neuer Software können die Unternehmen viel Geld sparen, wenn sie damit ihren Personaleinsatz optimieren oder den Energieverbrauch senken können“, sagte Schrimpf.

Sein Ziel ist es, 2003 wieder einen operativen Gewinn zu erwirtschaften, um damit auch der PSI-Aktie wieder auf die Sprünge zu helfen. Der Kurs des PSI-Papiers war von einem Hoch von 101 Euro im Jahr 1999 auf aktuell 1,50 Euro eingebrochen. Bis 2005 strebt Schrimpf sogar eine Notierung in dem neu geschaffenen Tec-Dax an der Frankfurter Börse an. „Stimmen die Gewinne, wird sich auch der Erfolg an der Börse einstellen“, sagte Schrimpf.

Maurice Shahd

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