Zerstörung von Ökosystemen: Weniger Mückenvielfalt führt zu mehr Viren
Dass die Ausbeutung der Natur indirekt zu einer höheren Seuchengefahr führt, ist zwar bekannt. Doch die Zusammenhänge liegen nicht immer auf der Hand.
Artenschwund, Zerstörung von Ökosystemen und die Gefahr von Seuchen hängen auf unterschiedliche Weisen zusammen: Zupfen wir an einem Faden im Netzwerk des Lebens, dann trennen wir die Maschen an unvorhergesehener Stelle auf.
So mag zwar wenig überraschend sein, dass der Rückgang des tropischen Regenwaldes in der westafrikanischen Côte d’Ivoire mit einer verringerten Vielfalt unter Mücken einhergeht.
Doch bestimmte Virenarten, die in den Mücken leben, fühlen sich unter diesen gestörten Bedingungen sogar wohler. Auf diesen Befund sind Forschende der Charité und dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung gestoßen.
Manche Mücken mögen gestörte Habitate
Des Rätsels Lösung ist, dass nicht alle Tiere unter dem menschlichen Einfluss leiden, sondern sich die Artenzusammensetzung im Ökosystem verschiebt: „Einige widerstandsfähige Stechmückenarten haben sich auf den gerodeten Flächen stark vermehrt und mit ihnen ihre Viren“, erklärt Charité-Virologin Sandra Junglen.
In einem gesunden Ökosystem gebe es dagegen eine große Vielfalt an Tieren, die jeweils als Wirte für einzelne Viren infrage kommen: 49 Virenarten identifizierte das Team dort. Auf Plantagen wurden fünf Viren deutlich häufiger und besonders oft kamen sie in Dörfern vor.
Das hing vor allem mit einer Mückenart (Culex nebulosus) zusammen, die im Regenwald nur drei Prozent, in gestörten Habitaten sogar annähernd 40 Prozent ausmachte.
Zwar infizieren die von den Forschenden gefundenen Viren keine Menschen, doch Krankheitserregern bereite der Verlust an Biodiversität den Boden: „Wenn eine Wirtsart sehr häufig ist, dann erleichtert das die Ausbreitung von Viren“, sagt Junglen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid:
- showPaywallPiano:
- false