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Zum Übersehen: Das Berliner EM-Plakat.

© Privat

PR-Bocklosigkeit vor der Europameisterschaft: Berlin blamiert sich mit Werbeplakat

In wenigen Wochen beginnt die Fußball-EM, in Berlin merkt man kaum etwas davon. Das lässt sich einfach erklären. Ein bisschen mehr Mühe im Vorfeld wäre aber schön gewesen.

Ein Kommentar von Martin Einsiedler

Das Stadtbild in Berlin lässt nicht darauf schließen, dass in der Hauptstadt in etwas mehr als einem Monat ein riesiges Sportevent stattfindet: die Fußball-Europameisterschaft. In Berlin werden sechs Spiele ausgetragen (darunter auch das Finale am 14. Juli), mehr als in jedem anderen Spielort.

Wer durch die Straßen Berlins läuft oder fährt, vermisst womöglich den einen oder anderen Hinweis darauf. Ein Problem dürfte sein, dass die einzig prominente Bewerbung geflissentlich übersehen wird. Es handelt sich um ein Plakat, das an nicht lizenzierte Coverbilder von Fußball-Managersimulationen aus den Neunzigern erinnert.

„Berlin Kickt – UEFAEURO2024“, steht darauf. Daneben ist ein nicht identifizierbarer Spieler mit einem nicht identifizierbaren Trikot abgebildet. Der Spieler in Orange tritt einen Eckball, und anstelle der Eckfahne begrenzt die Siegessäule das Spielfeld.

Die Aufmachung des Plakats wirkt derart billig und einfallslos, viele Gelder und Ressourcen dürften dafür nicht eingesetzt worden sein. Während in Paris seit Monaten kleine Kunstwerke auf die Olympischen Spiele im Sommer aufmerksam machen, klebt Berlin hier und da ein schlecht gephotoshopptes Bild auf die Litfaßsäulen.

Stell dir vor, es ist bald EM und keiner bekommt es mit?! Wie lässt sich diese PR-Bocklosigkeit im öffentlichen Raum erklären?

In erster Linie damit, dass weder Veranstalter noch Ausrichterstädte Werbung nötig haben. Die Fußball-Europameisterschaft ist ein Selbstläufer, die TV-Gelder bringen Milliarden ein, die Tickets werden allesamt für teils astronomische Preise vergriffen sein. Als Konsument von großen Fußballveranstaltungen verhält es sich seit Jahren wie folgt: Man ist fast schon ein ungebetener Gast, die Plätze sind belegt, also nicht nerven. Es besteht jedenfalls kaum Notwendigkeit, die großen Events anzupreisen.

Außerdem: 2006, beim viel zitierten Sommermärchen, war das Straßenbild sowie die Stimmung im Land nach mäßigen Nationalmannschaftsjahren nicht viel anders. Dann aber kam das Eröffnungsspiel in München und Philipp Lahm fabrizierte ein Kunstwerk von einem Tor. Mehr brauchte es nicht. Das Märchen konnte beginnen und für den tristen Vorlauf des Turniers interessierte sich kein Mensch mehr. So kann es auch dieses Mal kommen. Und dennoch: Ein bisschen mehr Mühe hätten sich die Werber schon geben können.

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