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Ein Demonstrantin wird an der New Yorker Columbia University festgenommen.

© AFP/Getty Images/Spencer Platt

Update

Krawalle in New York und Los Angeles: US-Polizei stürmt Columbia-Universität wegen propalästinensischer Proteste

An der New Yorker Eliteuni wird gegen den Krieg in Gaza demonstriert. Die Hochschule bat erneut die Polizei um Hilfe. Auch im kalifornischen Los Angeles kommt es zu Ausschreitungen an einer Uni.

Die propalästinensischen Proteste an der Columbia Universität in New York sind eskaliert. Die Polizei drang am Dienstagabend (Orteszeit) mit einem Großaufgebot in die Hochschule ein, um das von Studenten besetzte Gebäude zu räumen. Innerhalb von drei Stunden sei der Campus geräumt und Dutzende von Demonstranten festgenommen worden, teilte die Polizei mit. Dem US-Sender NBC wurden etwa 100 in Gewahrsam genommen. Auch ein Protestcamp wurde aufgelöst.

Auf Fernsehbildern waren Festgenommene zu sehen, deren Hände auf dem Rücken mit Kabelbindern gefesselt waren. Einsatzkräfte brachten sie in einen Bus. Kurz nach der Räumung bat Universitätspräsidentin Minouche Shafik die Polizei, mindestens bis zum 17. Mai – zwei Tage nach der Abschlussfeier – auf dem Campus zu bleiben, „um die Ordnung aufrechtzuerhalten“.

Es war bereits der zweite Großeinsatz auf dem Campus, nachdem die New Yorker Polizei vor knapp zwei Wochen schon einmal auf Bitten der Uni-Leitung gegen die Studierenden vorgerückt war.

Polizei spricht von eskalierendem Verhalten der Besetzer

Die Besetzung der Elite-Uni begann in der Nacht zu Dienstag, als Demonstranten mehrere Fenster einschlugen und in die Hamilton Hall eindrangen, dem Hauptgebäude der Hochschule. Sie entrollten ein Transparent mit der Aufschrift „Hind’s Hall“, um das Gebäude symbolisch nach einem sechsjährigen palästinensischen Kind zu benennen, das bei den Kämpfen im Gazastreifen vom israelischen Militär getötet worden sein soll.

Die Polizei war an der New Yorker Columbia University mit einem Großaufgebot im Einsatz.

© AFP/Kena Betancur

Kritiker werfen insbesondere dem radikalen Teil der Protestbewegung Antisemitismus und die Verharmlosung der Hamas vor – die Islamistenorganisation spricht Israel das Existenzrecht ab und hat den Gaza-Krieg mit einem beispiellosen Massaker am 7. Oktober ausgelöst.

Vor dem achtstöckigen neoklassizistischen Gebäude in New York blockierten Demonstranten am Dienstag den Eingang mit Tischen, verschränkten gegenseitig ihre Arme zu einer menschlichen Barrikade und skandierten propalästinensische Slogans.

Sie forderten von der Universität, ihre finanziellen Verbindungen zu Unternehmen zu kappen, die Israels Militäraktionen in den besetzten palästinensischen Gebieten unterstützen oder davon profitieren, mehr Transparenz bei den Universitätsfinanzen und eine Amnestie für Studenten und Dozenten, die wegen der Proteste sanktioniert worden sind.

Die propalästinensischen Proteste an der Columbia Universität in New York sind eskaliert.

© AFP/Emily Byrski

Auf einer Pressekonferenz am Abend vor dem Eintreffen der Polizei erklärten Bürgermeister Eric Adams und Vertreter der Polizei, die Besetzung der Hamilton Hall sei von „externen Agitatoren“ angezettelt worden, die nicht mit der Universität in Verbindung stünden und den Strafverfolgungsbehörden bekannt seien.

Die Polizei begründete ihre Schlussfolgerungen zum Teil mit dem eskalierenden Verhalten der Besetzer, wie Vandalismus, der Errichtung von Barrikaden und Zerstörung von Sicherheitskameras.

Adams deutete an, dass sich einige der protestierenden Studenten dieser Einflussnahme in ihren Reihen nicht vollständig bewusst waren. Einer der Anführer der Proteste, der palästinensische Student Mahmoud Khalil, bestritt die Behauptung, dass Außenstehende die Besetzung initiiert hätten. „Es sind Studenten“, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Columbia-Universität teilte mit, man habe sehr deutlich gemacht, „dass die Arbeit der Universität nicht endlos durch Demonstranten gestört werden kann, die gegen die Regeln verstoßen. Wenn dies weiterhin geschieht, wird dies klare Konsequenzen nach sich ziehen.“ Selbst die US-Regierung sprach von einem „absolut falschen Weg“ der Studierenden: „Das ist kein Beispiel für friedlichen Protest“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby.

Ausschreitungen an kalifornischer Universität UCLA

Die Situation an der Columbia Universität reiht sich ein in eine Welle von Protesten an anderen US-Universitäten im Zusammenhang mit dem Konflikt in Nahost. Seit Beginn der propalästinensischen Studentenproteste im April wurden in den USA laut Medienberichten mehr als 1000 Demonstranten vorläufig festgenommen.

Polizeieinsatz an der University of California Los Angeles (UCLA).

© REUTERS/David Swanson

Am Dienstag ging es nicht nur in New York hoch her, auch in anderen Bundesstaaten wie Georgia, North Carolina, Texas und Florida griff die Polizei ein. 

Gewaltsame Zusammenstöße zwischen Protestteilnehmern hat es Medienberichten zfolge auch auf dem Campus der University of California (UCLA) in Los Angeles gegeben. Laut dem Sender CNN brachen die Auseinandersetzungen am frühen Mittwochmorgen zwischen pro-palästinensischen und pro-israelischen Demonstranten aus.

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Ein Sprecher der Bürgermeisterin teilte im Onlinedienst X mit, die Polizei von Los Angeles habe „sofort auf die Bitte (des Universitätskanzlers) um Unterstützung auf dem Campus reagiert“.

Auf Fernsehaufnahmen war zu sehen, wie Protestteilnehmer beider Seiten mit Stöcken aufeinander losgingen und Metallbarrieren niederrissen. Andere wurden gesehen, wie sie in der Dunkelheit Feuerwerkskörper abfeuerten oder sich gegenseitig mit Gegenständen bewarfen.

Demonstrationen gegen den Krieg zwischen Israel und Palästinensern haben in den vergangenen Wochen die Hochschullandschaft aufgewühlt und die Öffentlichkeit gespalten.

Auch in Europa protestierten Studenten an ihren Universitäten und blockierten Gebäude, etwa in Frankreich an den Pariser Institutionen Sciences Po und Sorbonne. (Reuters, dpa, AFP)

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