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Politik: Afghanistan-Schutztruppe: Ankara fehlt das Geld für eine Führungsrolle in Afghanistan

Die Türkei wird zwar schon seit Wochen als Kandidatin für die Übernahme des Kommandos über die internationale Friedenstruppe in Afghanistan genannt, doch die Chancen dafür, dass im Frühjahr tatsächlich ein türkischer General Befehlshaber wird, stehen schlecht. Die Regierung in Ankara zögert mit einer offiziellen Erklärung zu der Angelegenheit.

Die Türkei wird zwar schon seit Wochen als Kandidatin für die Übernahme des Kommandos über die internationale Friedenstruppe in Afghanistan genannt, doch die Chancen dafür, dass im Frühjahr tatsächlich ein türkischer General Befehlshaber wird, stehen schlecht. Die Regierung in Ankara zögert mit einer offiziellen Erklärung zu der Angelegenheit. Beobachter in der Türkei vermuten, dass die Pläne für eine Führungsrolle in Kabul vor allem an finanziellen Problemen Ankaras scheitern werden. Bisher hat die türkische Regierung die Entsendung von 261 Soldaten nach Afghanistan zugesagt. Nur im Fall eine Kommando-Übernahme soll das Kontingent erheblich verstärkt werden.

Ministerpräsident Bülent Ecevit hatte in den vergangenen Wochen mehrmals bei den westlichen Verbündeten um finanzielle Unterstützung gebeten. Eine Führungsaufgabe in Afghanistan würde die wegen der seit fast einem Jahr andauernden Wirtschaftskrise ohnehin sehr schwierige finanzielle Situation des türkischen Staates noch weiter belasten, sagte Ecevit. Erst kurz vor einer USA-Reise Mitte Januar betonte der Premier ausdrücklich, wegen der Finanzprobleme wäre eine Reduzierung oder eine völlige Streichung der türkischen Schulden bei US-Rüstungsunternehmen in Höhe von fünf Milliarden Dollar wünschenswert. Eine solche Zusage der US-Regierung blieb aber aus. Türkische Zeitungen berichteten in den vergangenen Tagen, bisher seien die für eine Führungsaufgabe in Afghanistan notwendigen Gelder nicht aufgetrieben worden.

Es sind allerdings nicht nur finanzielle Probleme, die einer türkischen Führungsrolle in Afghanistan entgegenstehen. So gelten die Türken als enge Verbündete des Usbeken-Generals Raschid Dostum. Deshalb werden sie von anderen ethnischen Gruppen in Afghanistan mit Argwohn betrachtet. Zudem seien Russland und Iran, die traditionellen Rivalen der Türkei in Zentralasien, gegen eine Führungsrolle Ankaras, berichten türkische Medien. Am militärischen Know-How für eine Führungsmission fehlt es der türkischen Armee aber offenbar nicht: In Ankara wird gern darauf verwiesen, dass die Türkei bereits Mitte der neunziger Jahre vorübergehend das Kommando über die internationale Friedenstruppe in Somalia innehatte.

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