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Nach dem Unwetter am Donnerstagabend in Bisingen (Zollernalbkreis) liegen noch immer Äste und Schlamm auf den Straßen. Die Aufräumarbeiten dauern an.

© dpa/Silas Stein

Update

Unwetter richtet Millionenschaden an: Aufräumarbeiten nach Starkregen und Gewittern dauern an

Gewitter und Starkregen haben vor allem im Westen Deutschlands für Schäden gesorgt. Vielerorts gab es Überschwemmungen. In Hessen waren zwei Krankenhäuser und ein Altenheim betroffen.

Nach zahlreichen Unwetterschäden durch Gewitter und Starkregen am Donnerstag in einigen Regionen im Westen Deutschlands hat sich die Lage in der Nacht zum Freitag wieder entschärft.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hob alle Unwetterwarnungen auf – doch vielerorts war der Schaden durch die Wassermassen da bereits geschehen. Straßen wurden überflutet, das Erdgeschoss eines Altenheims musste evakuiert werden, an Flughäfen und im Bahnverkehr kam es zu Behinderungen.

Im Ahrtal weckten die Wassermassen böse Erinnerungen an die Flutkatastrophe von 2021, auch wenn das Unwetter diesmal weitaus glimpflicher ablief.

Hessen: Starkregen sorgt für Hochwasser auf Krankenhaus-Intensivstation

In Hessen gingen ebenfalls kräftige Schauer nieder, begleitet von Blitz und Donner. In Frankfurt am Main rief die Feuerwehr am frühen Donnerstagabend den Ausnahmezustand aus, da so viele Notrufe eingingen. Sie verzeichnete mehr als 680 unwetterbedingte Einsätze.

Nach starken Regenfällen steht der Ortskern des Frankfurter Stadtteils Niederursel unter Wasser.

© IMAGO/greatif/Florian Gaul

Auch kritische Infrastruktur sei betroffen gewesen: In Frankfurt sorgte der Starkregen nach Angaben der Feuerwehr dafür, dass im Bethanien-Krankenhaus Wasser aus der Kanalisation eindrang und auch den Intensivbereich der Klinik erreichte.

„Wir konnten den Schaden aber relativ schnell eingrenzen und die Ausbreitung verhindern“, sagte Feuerwehrsprecher Thorben Schemmel. Die Patientenversorgung sei nicht in Gefahr. Die Feuerwehr saugte das Wasser am frühen Abend mit Spezialgeräten ab.

In einem anderen Krankenhaus drohten die Wassermassen den Angaben zufolge, die Station zur Strahlentherapie sowie eine angrenzende Baugrube zu überfluten. Durch den Einsatz von Sandsäcken und großen Pumpen sei im Markus-Krankenhaus aber ein größerer Schaden verhindert worden.

Im südhessischen Bad Schwalbach wurde das Erdgeschoss eines Altenheims wegen des Starkregens evakuiert. Die Bewohner wurden zu ihrer Sicherheit in die oberen Etagen gebracht, wie die Feuerwehr mitteilte.

Nach starken Regenfällen steht der Ortskern des Frankfurter Stadtteils Niederursel unter Wasser.

© IMAGO/greatif/IMAGO/Florian Gaul

Am Flughafen Frankfurt wurden während des Gewitters keine Maschinen be- oder entladen, um das Personal zu schützen, wie ein Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport erklärte. Viele Abflüge und Ankünfte am Abend verspäteten sich.

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Zahlreiche überflutete Keller in Baden-Württemberg

In Teilen Baden-Württembergs überfluteten angeschwollene Bäche am Donnerstag Fahrbahnen. Besonders hart traf es Bisingen südwestlich von Tübingen, wo laut Polizei am frühen Abend Keller und Straßen unter Wasser standen.

Das Rote Kreuz sprach von 60 Einsatzorten in der Region, auch ein Polizeihubschrauber wurde zur Unterstützung gerufen. Am späteren Abend entspannte sich die Lage laut Polizei.

Das Unwetter hat in Bisingen am Donnerstag wahrscheinlich einen Millionenschaden verursacht. „Eine konkrete Schadenssumme kann derzeit nicht genannt werden, sie geht sicher in die Millionen. Etwa ein Dutzend Häuser entlang des Klingenbachs sind unbewohnbar, zahlreiche weitere teils schwer beschädigt worden“, sagte der Sprecher des Landratsamtes für den Zollernalbkreis, Steffen Maier, am Freitag.

Zehn Menschen mussten die Einsatzkräfte aus ihren Häusern und Autos vor den Wassermassen retten und evakuieren. „Glücklicherweise bleibt es dabei, dass durch das Ereignis und die folgenden Wassermassen in Bisingen niemand - weder Anwohner noch Rettungskräfte - ernsthaft verletzt wurde“, sagte Maier weiter.

Im baden-württembergischen Schriesheim östlich von Mannheim stand laut Polizei eine Straße unter Wasser, es gab Verkehrsbehinderungen. Im Heiligkreuzsteinach bei Heidelberg drohte laut Polizei ein Hang abzurutschen. In der Landeshauptstadt Stuttgart führten Blitzeinschläge zu mehreren Feuerwehreinsätzen, einige Straßen wurden gesperrt.

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Im Raum Sigmaringen wurde ein Stellwerk der Bahn durch Blitzschlag lahmgelegt, weshalb am frühen Abend keine Zugfahrten in der Region möglich waren – es kam zu Verspätungen und Teilausfällen.

Keine Evakuierungen im Kreis Ahrweiler

Rund 300 Hilfseinsätze gab es auch im von der Flutkatastrophe 2021 getroffenen Kreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz. Verletzt wurde diesmal jedoch niemand, wie die Polizei am Freitagmorgen mitteilte – es blieb bei vollgelaufenen Kellern und überfluteter Straßen. Die Pegelstände der Ahr, ihrer Nebenflüsse und -bäche wurden engmaschig beobachtet.

Mit einem kleinen Bagger wird Schriesheim-Altenbach versucht, den Bestbach freizuschaufeln, um das Wasser von der überfluteten Straße abfließen zu lassen.

© dpa/René Priebe

Kursierende Berichte, wonach in der Gemeinde Grafschaft Evakuierungen liefen, seien Falschmeldungen, hieß es weiter. Es liefen auch keine Menschen-Rettungen. Wegen einer hohen Anzahl an Einsätzen im Bereich der Städte Sinzig, Remagen, Bad Neuenahr-Ahrweiler und der Gemeinde Grafschaft habe der Kreis Ahrweiler die Einsatzleitung übernommen, hieß es weiter.

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Bei der Flutkatastrophe im Sommer 2021 waren in Rheinland-Pfalz 136 Menschen gestorben, davon 135 in der Ahr-Region und einer im Raum Trier. Tausende Häuser wurden zerstört, Straßen und Brücken weggespült. In den Stunden der Flut gab es mehr als 3000 Feuerwehreinsätze im Ahrtal.

Auch in Trier wurden am Donnerstag Straßen nach Starkregen überspült, hinzu kamen und Hagelschauer. Das Polizeipräsidium Koblenz berichtete von umgestürzten Bäumen. Auch aus Jünkerath in der Vulkaneifel wurden erhebliche Sachschäden durch vollgelaufene Keller und überflutete Straßen gemeldet.

Nach unwetterartigen Regenfällen reinigt ein Helfer eine Kellerwohnung in Bad Neuenahr.

© dpa/Thomas Frey

NRW: Schwere Gewitter auch in Köln und Düsseldorf

Am Donnerstagnachmittag waren bereits erste schwere Gewitter mit kräftigem Gewitter durch Nordrhein-Westfalen gezogen. Erste Schwerpunkte registrierte der Deutsche Wetterdienst in der Eifel, im Bergischen Land sowie in Köln und Düsseldorf.

Auch i Duisburg sorgten Unwetter und Starkregen für Überschwemmungen. Im Stadtteil Wannheimerort gingen in kurzer Zeit 50 Liter auf dem Quadratmeter nieder.

© IMAGO/Bernd März/IMAGO/Bernd März

So wurden am Nachmittag in Dahlem in der Eifel 36 Liter pro Quadratmeter binnen einer Stunde gemessen, in Wuppertal kamen 26 Liter pro Stunde auf den Quadratmeter.

In Mönchengladbach wurde nach Angaben der Feuerwehr ein Mensch in seinem Auto von den Wassermassen eingeschlossen und von den Einsatzkräften befreit. Auch in Düsseldorf löste das Unwetter Einsätze der Feuerwehr aus, etwa wegen Wasser in Kellerräumen. In Grevenbroich stand nach Angaben der Einsatzkräfte unter anderem das Gelände eines Bauernhofes bis zu 70 Zentimeter unter Wasser.

Allzu gravierend waren die Folgen am Donnerstag aber zunächst nicht für NRW. Ein Sprecher der Kölner Feuerwehr sagte am frühen Abend, dass das erste von zwei erwarteten Gewittern inzwischen abgezogen sei. Man habe kein besonderes Einsatzaufkommen.

In der Duisburger Gemeinde Rommersheim wurden Hauseingänge durch den Hagel verschlossen. Anwohner mussten dort mit Schneeschiebern die Hagelmassen beiseite räumen.

© IMAGO/Bernd März/IMAGO/Bernd März

Vollgelaufene Keller auch in Bayern

Im Landkreis Aschaffenburg in Bayern lösten Unwetter mit Starkregen mehr als 200 Feuerwehreinsätze aus. Meist waren vollgelaufene Keller die Ursache, wie die Kreisbrandinspektion mitteilte. Mehr als 500 Kräfte aus dem gesamten Landkreis waren demnach im Einsatz.

Aus dem bayerischen Unterfranken meldete die Polizei mehr als 50 unwetterbedingte Einsätze wegen überspülter Straßen, voller Unterführungen und überfluteter Keller. Wegen Aquaplaning habe es dort sechs Verkehrsunfälle gegeben. Dabei wurde aber niemand verletzt. 

DWD: Größte Gefahr geht von Starkregen aus

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte am Donnerstag in einem Streifen vom Südwesten Deutschlands bis in die Mitte des Landes vor möglichen Gewittern mit Starkregen gewarnt. Von Donnerstagnachmittag bis in die Nacht auf Freitag hinein seien lokal auch Hagelschauer und Sturmböen möglich.

Die größte Gefahr gehe von Starkregen aus, der teils auch mehrere Stunden anhalten könne. Möglich seien Niederschläge von bis zu 50 Litern pro Quadratmeter binnen weniger Stunden.

Nach dem Unwetter am Donnerstagabend in Bisingen (Zollernalbkreis) liegt noch immer Schlamm auf den Straßen. Die Aufräumarbeiten dauern an.

© dpa/Silas Stein

Als Ursache nannte der DWD eine sich von Nordrhein-Westfalen bis nach Bayern erstreckende und nur langsam nordostwärts ziehende Linie, die feuchte und kühle Luft im Südwesten von deutlich wärmerer Luft im Rest von Deutschland trenne. Entlang dieser Tiefdruckrinne bilden sich Gewitter - wo genau, lasse sich nicht exakt vorbestimmen.

In der Nacht zum Freitag gab der DWD dann Entwarnung: Alle Unwetterwarnungen in Deutschland konnten aufgehoben werden – auch wenn im Westen zum Tagesstart noch kräftiger Regen zu erwarten war. Dieser sollte aber am Morgen westwärts aus Deutschland abziehen.

Im Nordosten könne es am Freitag noch das eine oder andere kräftige Gewitter geben, hieß es beim DWD. Es werde jedoch ein deutlich ruhigerer Tag im Vergleich zum Donnerstag. Zudem sei mit Temperaturen von bis zu 25 Grad zu rechnen. (dpa, AFP)

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