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Kultur: Akropolis von Spree-Athen Ein neues Buch zu den Mythen und Plänen der Museumsinsel

Bücher zu Filmen haben Konjunktur. Wer die Fernsehdokumentation von Carola Wedel über die Berliner Museumsinsel versäumt, kann darüber in dem von ihr edierten Buch nachlesen.

Bücher zu Filmen haben Konjunktur. Wer die Fernsehdokumentation von Carola Wedel über die Berliner Museumsinsel versäumt, kann darüber in dem von ihr edierten Buch nachlesen. Das hat Vorteile, denn was im Film auf kürzeste Sequenzen verdichtet werden muss, kann gedruckt umfassender ausgebreitet werden. Der für ein großes Publikum verfasste Band mit vielen, manchmal auch allzu sehr verspielten Illustrationen schildert, zurückgehend auf das frühe 19. Jahrhundert, das Werden, Wachsen und die nach einem ehrgeizigen Masterplan konzipierte weitere Entwicklung des Ensembles. Mitautoren sind Architekten wie David Chipperfield, der als „Meister des Masterplans“ seine Ideen zum Wiederaufbau des Neuen Museums darlegt, und Museumsleute wie Peter-Klaus Schuster, der die Vision von den untereinander kommunizierenden Musentempeln entwirft und mit enthusiastischen Worten die Archäologische Promenade als quasi sechstes Museum auf der Insel preist. Dazu kommen Journalisten, die seit Jahren die Rekonstruktion des Ensembles wohlwollend-kritisch begleiten und stets auf die hohe Verantwortung der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz bei der Sanierung und baulichen Ergänzung hinweisen. So befassen sich Nikolaus Bernau mit den Planungen für die „Akropolis von Spree-Athen“ und Michael Mönninger mit dem Zugewinn, den das irgendwann einmal wiederaufgebaute Schloss vis à vis der Museumsinsel als Standort der Dahlemer Sammlungen für die Stadt haben kann. Mit einem Vergleich zwischen dem Louvre und der Museumsinsel beziehungsweise einer Analyse der Umbaumaßnahmen des British Museum steuern Rainer Haubrich und Bernhard Schulz wichtige Erfahrungswerte der Diskussion über Aussehen und Funktion der Sammlungen und ihrer Häuser bei.

Mit solchen fundierten Essays könnte man ein, nein mehrere Bücher füllen, doch bietet der Band mehr - und verwirrt. Zu wissen, welche Verantwortung ein Museumspförtner hat, was der Landeskonservator von der Verbindung von Alt und Neu hält, wie ein Restaurator arbeitet - das macht die Akteure sympathisch und schafft auch Nähe, ist aber eigentlich hier nicht nötig. Auch Notizen über die Dreharbeiten, für die Herausgeberin wichtig, lenken vom eigentlichen Thema ab. Manches ist bekannt, Geschichtliches vor allem, das an verschiedenen Stellen behandelt wird, und auch die Biographien der Architekten, einiges auch neu. So etwa die archäologische Erkundung des durch unzählige Baumstämme gefestigten Baugrunds der Museumsinsel oder auch Pläne in DDR-Zeiten, die Ruine des Neuen Museum ganz zu eliminieren.

Die jetzt begonnene Reihe soll in den kommenden Jahren durch neun an weitere Fernsehdokumentationen angelehnte Bände fortgesetzt werden. Wünschenswert wäre, dass dann das Material besser sortiert wird. Das wird vermutlich leichter zu bewerkstelligen sein, weil in den nächsten Folgen immer nur über ein Haus, etwa das Bodemuseum oder das Neue Museum, oder ein berühmtes Exponat wie den Pergamonaltar berichtet wird, wohingegen der erste Band ein Riesenspektrum an Themen und Ideen abdecken muss. Helmut Caspar

Die neue Museumsinsel - Der Mythos - der Plan - die Vision. Herausgegeben von Carola Wedel, Nicolaische Verlagsbuchhandlung Berlin 2002, 200 Seiten, 265 Abbildungen, 19,90 Euro

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