Die Christdemokraten in Niedersachsens Landeshauptstadt Hannover haben gestern ein neues "Fahndungsplakat" präsentiert. Nicht Gerhard Schröder ist dort abgebildet, sondern der CDU-Oberbürgermeisterkandidat Clemens Stroetmann.
Klaus Wallbaum
Frühlingszeit ist Castor-Zeit, und in diesem Jahr bedeuten die Atommüll-Transporte in das Zwischenlager in Gorleben eine besondere Belastungsprobe für die Atomkraftgegner in Lüchow-Dannenberg. War es früher für sie einfach, weil eine CDU/FDP-Regierung verantwortlich zeichnete, so schickt diesmal Rot-Grün die Castoren auf die Reise.
Niedersachsens Sozialdemokraten haben kürzlich ein besonderes Jubiläum gefeiert: Seit 1990 regiert die Partei in Hannover, und seit bald sechs Jahren sogar mit absoluter Mehrheit. Während Ministerpräsident Sigmar Gabriel voller Optimismus in die Zukunft sieht, weil die Umfragen trotz der langen Regierungszeit gut für die SPD stehen, feilt Oppositionsführer Christian Wulff (CDU) an seiner Strategie.
Gut drei Wochen ist die Expo jetzt vorbei, doch ihre Finanzierung gibt immer noch Rätsel auf. Niedersachsens Ministerpräsident Sigmar Gabriel hat zwar am Donnerstag angekündigt, er habe sich mit Kanzler Gerhard Schröder geeinigt - demnach trage der Bund zwei Drittel des Defizits von 2,4 Milliarden Mark, das Land nur ein Drittel.
Ruhe und Gelassenheit sind zwei Eigenschaften, die Niedersachsens Ministerpräsidenten Sigmar Gabriel fehlen. Der mit 41 Jahren jüngste Regierungschef Deutschlands will Aktivität ausstrahlen, von seiner Mannschaft soll ein innovativer Geist ausgehen.
Wo es am Tag zuvor noch pulsierte, lag gestern eine Einöde. Noch während der Abschiedsfeier auf der Expo mit ihren Paraden und Auftritten von Tänzern, Artisten und Musikern hatten am letzten Tag - vom Publikum weitgehend unbemerkt - die Abbauarbeiten begonnen.
Noch ist die Expo nicht zu Ende, doch die Versteigerer sind bereits angerückt. Fast unbemerkt vom Publikum ging am Mittwoch vor 500 Interessenten in der Halle 1 des Geländes bereits die Auflösung der Expo vonstatten.
Schon wieder schlechte Nachrichten von der Expo: Zuerst waren zu wenige Besucher nach Hannover gekommen, so dass die Umsatz-Prognosen der Veranstalter nicht aufgegangen sind. Und nun kommen zu viele.
Überraschungsaktionen sind etwas, auf das man bei Sigmar Gabriel gefasst sein muss. Die Mitglieder seiner niedersächsischen Landesregierung konnten davon jetzt wieder eine Kostprobe erleben.
Bisher gilt ein ehernes Gesetz in der niedersächsischen Landespolitik: Über die Expo wird nicht gestritten, die Expo wird gelobt - zumindest, solange sie läuft. Lediglich die Grünen, drittstärkste Kraft im Landtag, sind davon zuweilen abgewichen.
Die Expo in Hannover hat endlich ihr Thema, ihre unverwechselbare Botschaft. Während sich die Nachrichten über fremdenfeindliche Gewalt häufen, bietet die Weltausstellung den Kontrast dazu.
Sigmar Gabriel, der junge Ministerpräsident aus Niedersachsen, muss sich hin und wieder die Frage gefallen lassen, ob er eine besondere Affinität zu den Bayern habe. Denn der SPD-Mann aus Goslar im Harz hat in jüngster Zeit häufig Forderungen der CSU-Landesregierung in München übernommen.
Das Messegelände in Hannover misst 160 Hektar, und für niemanden ist es zu schaffen, an einem Tag alles Wichtige anzusehen. Umso dringlicher stellt sich die Frage, was überhaupt das Wesentliche an der Expo ist.
Die Expo in Hannover bringt Niedersachsens Finanzpolitiker ins Grübeln. Wer trägt das Defizit, wenn am 31.
Ein Anlass zum Feiern ist es ohne Zweifel. Am 21.
Delegationen von Eritrea und Äthiopien haben am Sonntag einen Friedensvertrag unterschrieben - auf neutralem Gelände, in Algier. Im niedersächsischen Hannover jedoch, auf der Weltausstellung, gibt es die friedliche Koexistenz der beiden Länder schon seit fast drei Wochen.
Die Expo hat ein Mittel gegen die schlechte Stimmung und den Mangel an Besuchern gefunden: das verbilligte Abendticket. Seit einigen Tagen läuft eine bis Anfang Juni befristete Sonderaktion.
Wohin sie sich auch dreht und wendet - die Expo-Gesellschaft kann eigentlich nur falsch handeln. Bleiben die Eintrittspreise stabil, so hält die Expo-Führung zwar Wort, aber das könnte sie teuer zu stehen kommen.
Ob Regierung oder Opposition, niemand will derzeit den Stab über die Expo brechen oder gar von einem "Flop" reden. Die Politiker beißen die Zähne zusammen: Immerhin gibt es Parallelen zu anderen kulturellen Großveranstaltungen - nach der rauschenden Premiere sacken die Besucherzahlen erst einmal ab, um nach einigen Wochen dann wieder steil anzusteigen.
Die Dinge können auch in positivem Licht erscheinen. Manche Hannoveraner nehmen den schlechten Start der Expo sogar erleichtert hin.
Was hat Sigmar Gabriel veranlasst, in dieser Weise vorzupreschen? Zum einen verfügt Niedersachsen als Flächenland über sehr viele Berufspendler.
Als einer der ersten Prominenten auf der Weltausstellung hat Ernst August Prinz von Hannover am Mittwoch gleich ein Zeichen gesetzt. Bei einem Empfang des Deutschen Pavillons eilte der sonst eher pressescheue Welfenprinz auf die Fotografenriege zu: "Jetzt will ich doch mal die Fotografen begrüßen", sagte er und schüttelte einem verdatterten Fotografen freundlich die Hand.
Birgit Breuel passt gut zu Hannover, obwohl sie doch aus Hamburg kommt. Ihre hanseatische Kühle, ihre Distanziertheit und Bescheidenheit macht die 62-Jährige beliebt in der niedersächsischen Landeshauptstadt.
Die Zeit wird allmählich knapp: In wenigen Wochen, am 1. Juni, öffnet die Weltausstellung in Hannover ihre Pforten.