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Sport: Die Last des Anfangs

Tennisprofi Benjamin Becker debütiert mit einer Niederlage im Davis-Cup / 1:1 nach dem ersten Tag

Es wäre eine schwierige Frage geworden: Was ist Fälschung, was Original? In Krefeld der richtige Davis-Cup, 80 Kilometer südwestlich, in Düren, zur selben Zeit laut Veranstalter echte „Davis-Cup-Atmosphäre“ – dank der ewigen Davis-Cup-Helden Boris Becker, Eric Jelen und Carl-Uwe Steeb. Der Deutsche Tennis-Bund (DTB) war nicht besonders angetan über die Terminierung der Nostalgieshow, doch das Problem hatte sich kurzfristig erledigt. Boris Becker meldete sich krank, die Veranstaltung in Düren wurde verschoben. Wer Becker sehen will, muss also doch nach Krefeld kommen, Benjamin Becker.

Der Name Becker steht im deutschen Tennis nicht mehr nur für eine große Vergangenheit, er verspricht mit Vornamen Benjamin auch wieder eine etwas bessere Zukunft. Daran ändert auch das letztlich erfolglose Debüt des 25-Jährigen für das deutsche Davis-Cup-Team nicht. Benjamin Becker musste sich gestern dem Top-Ten-Spieler Ivan Ljubicic in vier Sätzen geschlagen geben. Der Kroate glich damit in der ersten Runde der Weltgruppe zum 1:1 aus, nachdem Thomas Haas zuvor durch ein 2:6, 6:4, 6:4, 6:4 gegen Mario Ancic den ersten Punkt für die Deutschen geholt hatte.

Haas konnte mit seinem Auftaktsieg ein wenig Druck von seinem jüngeren Teamkollegen nehmen. Eine Niederlage bedeutete noch nicht das endgültige Aus. „Jeder, der zum ersten Mal Davis-Cup spielt, spürt etwas mehr Druck“, sagte Haas nach seinem Match. „Aber er hat nichts zu verlieren.“ So trat Becker dann auch auf. 41 Plätze liegt er in der Weltrangliste hinter Ljubicic, doch er lieferte dem Kroaten lange einen harten Kampf. Im ersten Satz wehrte Becker zwei Satzbälle ab, rettete sich in den Tie Break und setzte sich mit 7:4 durch. „Er hat mir im ersten Satz nicht sehr viele Möglichkeiten gegeben“, sagte Ljubicic.

Becker konnte sein hohes Niveau jedoch nicht durchgehend halten, vor allem, nachdem der kraftvolle Kroate den Druck erhöhte. 24 Asse schlug Ljubicic. „Ich bin ein bisschen eingebrochen, im zweiten und dritten Satz ging’s ziemlich schnell“, sagte Becker. „Ich habe mich auch beeinflussen lassen von der Wichtigkeit des Spiels. Es ist schon ein bisschen mehr Belastung, wenn ,Germany’ auf dem Rücken steht.“ Am Ende unterlag er Ljubicic 7:6, 4:6, 2:6, 3:6.

Auch wenn der Saarländer „natürlich unzufrieden“ über die zwischenzeitlich Schwächephase war – es fehlt nicht mehr viel, bis er solche Spiele für sich entscheidet. „Jedes Match hilft mir enorm“, sagte er. Schon beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres in Australien hatte er einem Top-Ten-Spieler lange standgehalten, ehe Marat Safin das Match im fünften Satz für sich entschied.

„Für uns ist er die positivste Erscheinung“, sagt Klaus Eberhard, der Sportdirektor des DTB. Quasi aus dem Nichts ist dem Verband ein neues Gesicht erschienen. Als Jugendlicher stand Becker in keinem einzigen DTB-Kader, ins Profitennis fand der Student des Wirtschafts- und Finanzwesens erst über den Umweg USA, wo er für seine Universität auf der amerikanischen College-Tour spielte. In kürzester Zeit hat Becker in der Weltrangliste einen Sprung unter die ersten 50 der Weltrangliste gemacht, und die Punkte sammelte er ausschließlich bei Veranstaltungen der zweiten und dritten Kategorie. „Von nichts auf 50 – das heißt, er hat die Spielstärke um unter die Top 30 oder sogar 20 zu kommen“, sagt Eberhard. Und er hat die Spielstärke, um dauerhaft dem deutschen Davis-Cup-Team anzugehören. „Ich hab mein erstes Spiel verloren“, sagte Becker. „Aber ich bekomme noch eine Chance.“ Am Sonntag, im letzten Einzel. Es könnte das entscheidende sein.

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