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Schräg und irgendwie doch konservativ: Der Fiat Doblò Kombi Maxi XL zieht jedenfalls Blicke auf sich.

© Markus Mechnich

Test: Fiat Doblò Kombi Maxi XL: Praktiker mit Aussicht

Bei Transportern ist Fiat gut im Geschäft, mit Familienautos hapert es eher. Daher folgt Fiat dem Beispiel Renault und Citroën, die aus einfach aus ihren kleinen Transportern Familien-Kombis gemacht haben. Der Doblò von Fiat bietet dazu noch eine Menge Glas, um seine Passagiere nicht im Dunkeln sitzen zu lassen. Passt das?

Wenn sich die Menschen auf der Straße nach einem Auto umdrehen, dann handelt es sich meist um einen Sportwagen oder vielleicht noch um eine Luxuslimousine. Der Fiat Doblò, seines Zeichens wahlweise Familien-Van oder Transporter, ist in dieser Disziplin eigentlich eher unverdächtig. Wenig auffällig, aber recht zuverlässig erledigt der Italiener seine Transportdienste in der Regel. Aber dieses Auto hebt sich, im wahrsten Sinne des Wortes, aus der Masse heraus. Vor uns steht ein Doblò mit einem Plus von gut 27 Zentimeter in der Höhe. Mit diesen Proportionen ergibt sich ein ungewöhnliches Auto, das aber durchaus seine Vorzüge hat.

Und er erregt Aufsehen. Wir stehen an der Ampel am Nollendorfplatz und jeder dritte Passant wirft ein Auge auf dieses ungewöhnliche Auto. Das Hochdach mit seinen Fenstern hat etwas vom Samba-Bus von Volkswagen aus den fünfziger Jahren. Ist es ein getarnter Krankenwagen oder gar ein Kindergartenbus? Nein, es ist nur die größte verfügbare Version des Fiat Doblò, der Kombi Maxi XL.

Draufschauen:

Uns stand der Fiat Doblò Kombi XL für Testfahrten zur Verfügung. Die Cargo-Version des Doblò ist ein gewohntes Bild auf unseren Straßen. Gerade Handwerker schätzen den großzügig bemessenen Stauraum bei kompakten Abmessungen in Kombination mit den bewährten Multijet-Dieseln von Fiat. Das ganze gibt es dann zu recht moderaten Preisen. Am ersten Tag der Probefahrt erwartet uns aber etwas Überraschendes. Die Kombi-Version ist auf Familien ausgelegt und zeichnet sich als Glaspalast, wo wir eher karge Blechwände erwartet haben. Die zusätzliche Höhe ist bei der Familienversion des Fiat Doblò XL mit schmalen Glasfenstern seitlich ausgestattet. Vorne, auf der erweiterten Dachschräge prangt ein großes, zusätzliches Fenster, das reichlich Licht ins Innere lässt. "Das ist ja eine nette Idee", denken wir uns und treten näher ran.

Auch die Heckansicht bietet Überraschendes. Die beiden Türen am Heck öffnen bis unter die Dachkante.

© Markus Mechnich

Es ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit, dass Hochdachkombis in der Familienversion so luftig gebaut sind. Zieht man einen VW Caddy oder Citroën Berlingo zum Vergleich heran, dann fällt der Innenraum hier dunkler aus. Das liegt beim Fiat Doblò Kombi sicherlich an den zusätzlichen Scheiben oben. Bis auf diese Zusatzhöhe unterscheidet sich der Hochraum-Italiener allerdings kaum von seinen flacheren Brüdern. Der große Kühlergrill vorne wird umrahmt von zwei großflächig gestalteten Scheinwerfern und zwei seitlichen Plastikstoßfängern, die auch die Nebelscheinwerfer aufnehmen. Die Kotflügel sind seitlich etwas ausgestellt, ansonsten ist der Rest des Blechkleides eher konservativ gestaltet.

Reinschauen:

Das Interieur hat Fiat recht erfolgreich auf Pkw getrimmt. Nacktes Blech sucht man im Interieur fast vergeblich. Eigentlich sind nur die Radkästen im Kofferraum unverkleidet geblieben. Auf dem Fahrerarbeitsplatz geht es dagegen recht spartanisch zu. Da kommen die Transporter-Gene dann doch wieder durch. Der Schaltstock sitzt auf einem Podest in der Mitte, darüber findet sich ein relative spartanisches Radio und darunter die Bedienelemente für die Klimaanlage. Mehr ist nicht, es braucht jetzt aber auch nicht unbedingt mehr. Freunde extravaganter Technik im Cockpit werden hier aber eher Langeweile verspüren. An der Bedienung gibt es hingegen wenig auszusetzen. Alles findet sich nach wenigen Augenblick ordentlich bedienbar zusammen.

Platz nehmen:

Wo sich so viel Platz findet lässt man sich gerne nieder. Daher machen wir erst mal die Schiebetür auf und schauen uns den Fond an. Eine breite Lücke von 70 Zentimetern öffnet sich und gibt den Weg ins Innere frei. Das macht den Zustieg ausgesprochen bequem und ermöglicht den Blick auf das großzügige Platzangebot auf der Rückbank. Bei einer Länge von 4,89 Meter sollte allerdings auch Platz vorhanden sein. Der Clou beim Fiat Doblò Kombi sind die Schiebetüren auf beiden Seiten und die großzügig bemessenen Scheiben. Dadurch entsteht das dieses luftige Raumgefühl und der ansehnliche Praxiswert. Hinten hat Fiat die Türen, ganz in der Art von Transportern, seitlich angeschlagen. Das ist Geschmackssache, wobei die nach oben aufschwingenden Türen auf Parkplätzen praktischer sein sollen. Wir haben bei unseren Fahrten allerdings keinen Nachteil erkennen können, die Türen am Heck waren auch auf engen Parkplätzen noch leidlich zugänglich.

Der Ladarum im Heck ist riesig. Damit lässt er klassischen Familien-Vans alt aussehen.

© Markus Mechnich

Überhaupt ist der Kofferraum eine der wahren Stärken des Fiat Doblò Kombi Maxi XL. Wird die etwas lieblos reingebasteltete Abdeckung zurückgeklappt, dann entsteht Raum im Überfluss. 790 Liter sind es schon im Normalfall! Bei umgeklappter Rückbank gibt Fiat den Wert von 3200 Liter aus. Und selbst das scheint angesichts des subjektiven Eindrucks noch recht wenig. Praktischerweise lässt sich auch die Rückbank recht einfach asymmetrisch geteilt nach vorne klappen und gibt einen fast ebenen Ladeboden frei, der mehr fast zwei Meter misst. Ganz Transporter bleibt die Ladekante mit 55 Zentimeter erfreulich niedrig und die Kofferraumhöhe ist mit 1,52 Meter ohnehin unschlagbar.

In Sachen Ablagen hat der Doblò einiges zu bieten. Besonders im Gedächtnis blieb uns eine riesige Ablage über dem Innenspiegel, die sich durch die Bauart bedingt über die ganze Fahrzeugbreite zieht. Es keimt zwar der Verdacht, dass dort abgelegte Dinge sich auch schnell aus dem Gedächtnis streichen und nur schwer wieder gefunden werden. Aber gut organisierte Menschen wird das nicht anfechten. Auch Armaturenträger selbst finden sich zwei große Ablagen, Flaschenhalter in den Seitentüren und ein Becherhalter zwischen den Sitzen.

Losfahren:

Der Fiat Doblò Kombi Maxi XL wird ausschließlich mit einem zwei Liter großen Multijet-Diesel ausgeliefert. Beim Hochdach-Kombi bleiben die Italiener da ausgesprochen monothematisch. Allerdings ist das auch keine schlechte Wahl, denn der Doblò ist damit keineswegs übermotorisiert. 135 PS sind für eine ordentliches Fortkommen recht passend, die 320 Newtonmeter bringen den Fahrspaß zu der Sache. Allerdings ist eben auch schon mit vier Personen zu spüren, dass bei strammer Beladung die Kraft des stärksten verfügbaren Antriebs für den Doblò gerade mal ausreicht. Und das Auto darf fast eine Tonne Gewicht zuladen!

Das Sechsganggetriebe schaltet sich flott und sauber durch, hakt kaum und ist gut abgestimmt. Auf der Autobahn lässt es sich im langen sechsten Gang gut reisen, für die Stadt und das hohe Gewicht sind die beiden ersten Gänge recht kurz übersetzt. Das macht sich bei einem erhöhten Schaltbedarf bei Stadtfahrten bemerkbar, ist aber kaum zu beanstanden.

Großzügig ist die Ablage über den Vordersitzen. Auch ansonsten ist das Platzangebot ausgezeichnet.

© Markus Mechnich

Beim Fahrwerk hingegen machen sich das Gewicht und der Aufbau bemerkbar. Das Gewicht von 1615 Kilogramm erlaubt eine moderate Abstimmung, sportlich orientierte Fahrer werden das auch als recht weich empfinden. Dazu kommt der hohe Aufbau, der die Wankneigungen sehr verstärkt. Das Auto mag keine schnellen Kurven und zeigt dies auch dem Fahrer in Form von Schräglage und Untersteuern. Das bleibt zwar alles im Rahmen, aber der Doblò macht schnell klar, dass die Grenzen nicht allzu hoch gesteckt sind.

Helfen lassen:

Dieses Kapitel gestaltet ausgesprochen kurz beim Fiat Doblò Kombi Maxi XL. Neben automatischer Klimaanlage (1090 Euro, manuell 950 Euro), Mp3-Radio (350 Euro) und Bluetooth-Freisprecheinrichtung (350 Euro) gibt es im Grunde nur noch einen Tempomat für günstige 190 Euro. Sonst gibt es nicht gegen gutes Geld und viele Worte. Auf der praktischen Seite schlagen sich noch der Zwölf-Volt-Anschluss im Laderaum und die Zentralverriegelung mit Funk, beides serienmäßig, auf der Habenseite nieder.

Nachrechnen:

Bei 22 967 Euro beginnt der Einstieg beim Fiat Doblò Kombi Maxi XL. Da nur eine Motorisierung zur Verfügung steht, ist die Spreizung recht gering. Am Anfang steht nur die Wahl zwischen den Basisausstattung und der gehobeneren SX—Variante. Die rund 1000 Euro netto, die für die bessere Variante auszugeben sind, werden wirklich gut angelegt. Ohne diese Grundausrüstung fällt der Doblò zurück auf den Stand der kargen neunziger Jahre. Vor allem hat er nicht mal ESP an Bord (350 Euro extra), was bei der Fahrzeugkonstruktion und der Schwäche in schnellen Kurven aus Sicherheitsgründen unbedingt zu empfehlen ist.

Praktisch sind die beiden Schiebetüren, die den Zugang erleichtern. Die vordere Tür schwingt dagegen weit auf.

© Markus Mechnich

Mit guter Grundausstattung kostet der Maxi-Doblò 24097 Euro Netto. Dazu sollten noch einige Dinge hinzu konfiguriert werden, wie etwa der Tempomat oder auch das bessere Radio. So kommt ein ordentlich ausgestatteter Fiat Doblò Kombi Maxi XL auf rund 26 600 Euro.

In Sachen Verbrauch muss sich der Italiener nicht verstecken. Mit 6,3 Litern auf 100 Kilometern steht er in den Büchern. In der Praxis gestaltete sich der Verbrauch um 7,5 Liter, was noch im Rahmen liegt. Den Geldbeutel schonen aber die langen Wartungsintervalle von 35 000 Kilometer. Den Antrieb gibt es derzeit leider nur als Euro-5-Ausführung, was die Steuer wiederum etwas in die Höhe treibt.

Abwägen:

Für scharf rechnenden Familien ist der Fiat Doblò Kombi Maxi XL, der Name ähnlich sperrig wie die Form des Autos, eine denkbare Variante. Ob es ein Hochdachkombi sein soll, ist am Ende eine Frage des persönlichen Bedarfs. Die zusätzliche Höhe ist im Alltag selten zu nutzen. Wer aber desöfteren sperrige Dinge zu transportieren hat, der wird den Freiraum nach oben zu schätzen wissen. Für Gepäck ist der Platz nur bedingt zu nutzen, da sich ein Gepäckraumnetz nicht im Angebot findet. Der Preisunterschied zur normalen, flacheren Variante beträgt allerdings auch nur knapp 1500 Euro (22 667 Euro).

Der Fiat Doblò Kombi Maxi XL ist jedenfalls ein Auto mit Charakter. Sicherlich wird er nicht jedem gefallen, aber er hat durchaus auch gute Argumente auf seiner Seite.

© Markus Mechnich

Zwar bietet dieser Doblò in Sachen Komfort wirklich nur das Nötigste. Aber seit Fiat auch das wichtige ESP in der Modellreihe eingeführt hat, wird jetzt auch nichts Unverzichtbares vermisst. Schade nur, dass Fiat keine dritte Sitzreihe anbietet. Das würde das Auto für Familien noch interessanter machen. Auch das ein oder andere Detail, wie etwa ein Gepäcknetz würde man sich wünschen. Puristen und Sparfüchse könnte dieses Auto dennoch überzeugen, denn in Sachen Nutzwert lässt der Fiat Doblò Kombi Maxi XL die teureren Vans à la VW Sharan klar hinter sich. Dank Vierlenkerachse hinten ist die Zuladung beachtlich und der Zugang hinten denkbar praktisch.

Wer allerdings in Komfort verliebt ist, souveräne Fahrleistungen haben möchte und gerne dynamischer unterwegs ist, der wird sich mit diesem Fiat eher schwer anfreunden können. Familienmenschen mit Sinn für Praktisches könnte sich hingegen schon dafür erwärmen. Und schließlich gibt es ja noch spezielle Anwendungen, wie zum Beispiel die Mitnahme von Kinderwagen oder von Rollstuhlfahrern. Eine Hebebühne ist für den Doblò erhältlich und die 1,52 Meter Höhe erlauben deren Transport.

Letzten Endes bleibt das Fazit: Warum denn nicht? Der Fiat Doblò Kombi Maxi XL ist praktisch, ordentlich motorisiert und relativ preiswert. Und auffällig ist er auch – auf seine Art.

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